Asshole 2 - The Truth Untold

Kapitel 10 - Verhör

,, Also Herrn Jeon. Sie waren Jahre lang als ermittelnder Kommissar tätig, also wissen Sie sicher was jetzt auf Sie zukommen wird."

Eine junge Frau mit einer verspielten Frisur und einem schicken Anzug betritt den Raum, ihr elitärer Blick und der feminine Gang verrät mir sofort dass sie mehr Zeit im Studium und beim Vögeln mit ihren Vorgesetzten verbracht hat, als wirklich praktische Erfahrung zu sammeln.

Mit Argusaugen durchsuche ich den kleinen Verhörraum, obwohl ich nicht einmal weiß wonach sich mein Blick sehnt. Vielleicht ist es nur der verzweifelte Versuch etwas zu finden was mir Hoffnung machen könnte, oder auch einfach nur der Frust darüber wie ich jemals wieder hier drinnen landen konnte.

,, Natürlich weiß ich das. Stundenlange Fragestellungen, Ton- und Bildaufnahmen, hinter dieser Scheibe da vorne sitzt höchstwahrscheinlich jemand der uns gerade beobachtet und Sie werden mir gleich Akten über Alles vorlegen was ich jemals verbrochen habe um mir ein eindeutiges Geständnis heraus zu kitzeln.", erkläre ich trocken was ich in meinen Jahren als Komissar gelernt habe, wobei meine Augen niemals länger als zwei Sekunden an einem Fleck stehen bleiben.

,, Sie scheinen sehr entspannt zu sein für jemanden der eines Mordes beschuldigt wird, Herr Jeon.", nuschelt sie ungerührt mit einem arroganten Unterton bevor sie die besagten Akten auf den Tisch legt und sich vor mich setzt. ,, Also, mein Name ist Ahn Hye-jin. Ich bin die leitende Ermittlerin in Ihrem Fall."

,, Mein Beileid."

,, Danke, aber bitte nur mit Karte.", kontert sie und öffnet eine der Akten. ,, Also, Jeon Jungkook. Ehemaliges Gangmitglied, Ehemann, Vater und seit Neuestem sogar Mörder."

,, Ich gratuliere, im Studium hat man Ihnen das Lesen beigebracht.", antworte ich schnippisch. Als ob ich meinen eigenen Lebenslauf nicht selbst kennen würde.

,, Und vor ihrer vorlauten Zunge hat man mich bereits gewarnt."

,, Können wir bitte einfach aufhören um den heißen Brei herum zu reden, und Sie sagen mir jetzt wen ich umgebracht haben soll und wer Ihnen sowas gesteckt hat."

,, ''Gesteckt'', so wie Sie es sagen, musste es bei uns niemand tun. Hier arbeiten nur Profis. Und von wem wir sprechen müssten Sie ganz genau wissen."

,, Profis? Bitte. Ich hab jahrelang für den Saftladen hier Verbrecher gejagt, wenn es hier Profis gäbe wüsste ich das, sie Frischfleisch. Und nein, zufällig habe ich keine Ahnung von wem wir sprechen."

,, Das denke ich schon, immerhin sind sie bereits eine Antiquität und müssten doch bereits jeden Fall hier kennen.", lächelt sie argwöhnisch und schiebt mir ein Bild zu auf welchem Jeon Jin-young, oder auch mein Erzeuger, drauf abgebildet ist.

,, Ein Verbrecher, genau wie Sie. Angeklagt wegen sieben Fällen von Vergewaltigung und vierzehn Anzeigen wegen Sexueller Belästigung. Jedoch musste man ihn aus Mangel an Beweisen wieder gehen lassen, im Raum stand der Verdacht auf Korruption. Klingelt da was bei Ihnen?"

,, Wer weiß. Schätzchen, ich bin 45 Jahre alt, wenn Sie meinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen wollen müssen Sie schon mehr versuchen."

,, Na gut. Wie wäre es mit dem Fakt das Sie sein leibliches Kind sind? Hilft Ihnen das, Ihr Gedächtnis auf zu frischen?"

,, Ich bin beeindruckt, sie haben tief im Scheißhaufen meines Lebens gegraben.", gebe ich erstaunt zu, bislang war noch nie jemand auf die Idee gekommen meine genaueren Umstände der Zeugung aus den uralten Akten zu kramen.

,, Und um den Gestank wieder los zu werden, brauche ich jetzt eine eindeutige Ansage. Wieso haben Sie ihn getötet? War es wegen Rache für Ihre Mutter? Wollten Sie eine offene Rechnung begleichen?"

,, Wieso hätte ich meine Mutter rächen sollen? Ich kenne nicht einmal ihren Namen."

,, Wieso haben Sie ihn dann getötet? Und streiten Sie bitte nichts ab, wir haben mehr als nur handfeste Beweise. Die Gefängniszelle ist quasi schon für Sie eingerichtet worden. Vielleicht darf Ihre Tochter sich ja bald früher als gedacht um Sie kümmern."

,, Der einzige Grund wieso ich ihn jemals sehen wollte war nur um ihn zu fragen wieso er so dumm gewesen ist und meine Mutter nicht mit Gummi ficken konnte.", knurre ich angespannt und balle meine Hände zu Fäusten. Als wäre es gestern gewesen, kehren die Erinnerungen an einen der furchtbarsten Tage in meinem Leben wieder in mein Bewusstsein zurück. 

,, Harte Worte. Also haben Sie Ihren Vater von selbst aufgesucht ja?"

,, Hätte ich einen Grund es sanfter zu formulieren? Aber ja. Ich war es der den Drogendeal an diesem Tag in das Bürogebäude angesetzt hat. Es war meine einzige Chance ihn zu erwischen ohne das er stock besoffen war."

,, Wollten Sie das er den Schmerz spürt, oder wieso wollten Sie ihn nüchtern?", fragt die Dame interessiert und faltet die Hände auf dem Tisch zusammen.

,, Nein. Ich habe nie vorgehabt ihn zu töten. Ich wollte nur reden, ich wollte das er sieht was er angerichtet hat, und ihm sagen das es mich niemals hätte geben dürfen."

,, Als eine Art Mahnung das man keine Frauen vergewaltigen sollte?"

,, Nein. Mein Frust galt ganz allein meiner Existenz und nicht seinem Verbrechen. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt mich selbst und das Leben im Heim zu hassen, als das ich mir darüber Gedanken gemacht habe welche Qualen meine Mutter durchlitten haben muss."

,, Und was ist passiert als Sie ihn ansprachen?"

Als würde ein winziger Projektor jede einzelne Szene dieses Moments gegen die Netzhaut meines inneren Auges projektieren, sehe ich es vor mir.

,, Er hat mit einer jungen Frau geflirtet, zunächst hat er mich nur für einen Praktikanten gehalten und wollte mich davon jagen. Aber ich blieb. Er sagte >>Geh Junge, oder soll ich dir erst eine Tracht Prügel verpassen? <<  Er hat sogar drohend die Hand gehoben. Doch ich war vorbereitet, den Satz den ich ihm schon seit Jahren meines Lebens sagen wollte >> Wenn du wenigstens Kerle gefickt hättest, dann hättest du den Dreck deiner Existenz wenigstens nicht weiter gegeben.<<"

,, Da war wohl einer sehr kritisch mit sich selbst. Dagegen scheinen Sie ja jetzt gerade zu ausgeglichen zu sein.", bemerkt Frau Ahn Hye-jin bewundernd an.

,, Wollen Sie jetzt wissen wie ich ihn abgemurkst habe oder nicht?" Genervt lasse ich meine Augen eine Runde in den Aughöhlen kreisen bevor es wieder still genug ist um meine Geschichte zu beenden.

,, Er lachte mich aus, meinte sogar er würde sogar mir an die Wäsche gehen wenn ich mich ihm an den Hals werfen würde. Er hat zu keinem Zeitpunkt verstanden wer oder was ich war und was ich von ihm wollte. Ich bin zu ihm gekommen um mit meiner Herkunft ab zu schließen, und das tat ich. Als er die junge Dame dann wieder begrapscht hat, stieg die ganze Wut und der Frust in mir auf, was ich all die Jahre angestaut hatte. Ich sah ihn nicht mehr als meinen Erzeuger. Er war ein Monster! Und wie in jedem guten Märchen muss es jemanden geben der die Drecksarbeit macht und dieses Monster zu den Fischen schlafen legt."