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,,Sag El, wie läuft es mit dem Bild?", fragte mein Bruder interessiert zu meinem Leidtragen. Er weiß ganz genau dass ich noch nichts auf die Reihe bekommen habe in den letzten neun Tagen.
,,Genauso weit wie das letzte Mal", antworte ich mit leicht gereizter Stimme und schiebe mir noch mehr Curry in den Mund. Mein Bruder betrachtet mich mit seinen braunen Augen etwas besorgt. Gott bin ich neidisch wegen diesen Augen, braune Augen sind sehr viel angenehmer meiner Meinung nach. Ich hasse meinen Blaugrauen Augen, sie wirken immer recht Matt und fade wenn ich mich im Spiegel betrachte.
„Ist alles okay mit dir El? Bedrückt dich etwas?"
,,Ja alles ist okay. Was soll sein?", fragend schaue ich meinen Bruder in die Augen. Es fällt mir schwer zu deuten was er gerade denkt.
Aber so war es schon immer gewesen. „ Du wirkst bedrückt. Sonst sprudelst du immer vor Lebensfreude aber nun. Du siehst so aus wie ein Verregneter Tag"
,,Tja Herr Philosoph, leider muss ich sie enttäuschen. Es ist eine einfache Zeichen Blockade und nichts Weiteres." Erneute schiebe ich mir mein Essen in den Mund. Leo seufzt leise, er gibt sich mit meiner Antwort zufrieden und isst ebenfalls weiter was gut für mich ist. Ich schätze meinen Bruder sehr, aber für mich ist es schlimm mit Fragen durch löchert zu werden die ich kaum beantworten kann, es fällt mir nämlich schwer einzuschätzen wie es mir emotional geht.

Nach dem Essen geht mein Bruder in die kleine Werkstatt unseres Hauses um dort an seinem Auto rumzuschrauben welches er auf dem Schrottplatz gefunden hat. Keine Ahnung welche Marke es ist, ich weiß nur das er das Auto abgöttisch liebt. Das hat er von Papa geerbt, der war nämlich auch ein absoluter Auto Fan soweit ich mich erinnern kann. Wie lange ist das schon Herr? 10 Jahre oder 13 Jahre? Keine Ahnung, ich weiß nur das Papa eines Tages verschwunden ist ohne ein Wort des Abschiedes. Das hat Mama fertig gemacht was nachvollziehbar ist.

Während mein Bruder in der Werkstadt ist gehe ich in mein Zimmer zurück, sobald ich den Raum betrat verhöhnte mich die Leere Leinwand schon mit ihrer bloßen Existenz. Entnervt werfe ich ein T-Shirt welches herumlag auf die Leinwand, welche samt der kleinen Staffelei unter dem T-Shirt begraben wird. Sobald dies geschah entfaltete sich eine Erleichterung in meiner Brust.

Endlich kann mein Geist frei denken, mit der neugefundenen Freiheit schnappe ich mir meinen Laptop und schalte ihn an. Nach dem ich mich Eingeloggt habe gehe ich auf Netflix um The Witcher weiter zuschauen. Ich bin so sehr in die Welt versunken das ich durch das klopfen an meiner Tür aufschrecke. Ich klicke auf Pause und sage etwas lauter: ,,Es ist offen." Knarrend geht die Tür auf und mein Opa schaut herein, er hat graue Haare und einen eleganten Schnurrbart. Auf seinen Lippen liegt ein freundliches Lächeln als er in mein Zimmer eintritt. ,,Hallo meine große, wie war dein Tag?", fragte er und setzte sich zu mir aufs Bett. ,,Nicht wirklich besonders. Wie war dein Tag?", fragte ich ihn während ich zu seinen Händen schaute in denen er eine kleine Box hielt. Sie war aus einem dunklen Holz und kleine Muster waren in das Holz geschnitzt. ,,Das habe ich heute erworben, es sind alte Pinsel und Stifte. Ich dachte mir dass du sie gerne haben möchtest." Meine Stimmung hebt sich rapide. ,,Danke Opa du bist echt klasse!", freudig umarme ich ihn, was ihm ein herzliches Lachen entlockte. Er erwiderte die Umarmung und reicht mir dann die Box welche ich vorsichtig an mich nahm. Sie war schwer und in ihr rollten etwas herum, vermutlich die besagten Stifte von denen Opa gerade gesprochen hat.

Nachdem Opa aus meinen Zimmer gegangen ist und die Tür hinter sich schloss schiele ich zu meiner Leinwand hinüber, wie von selbst erhebe ich mich von meinem Bett und gehe zu meinem Tisch hinüber. Schnell ist das T-Shirt entfernt und die Box geöffnet. Es befinden sich schön verzierte Pinsel darin in allen Größen, weiche und borstige Pinsel, aber auch ein Füllfederhalter und ein paar alte Bleistifte sind darin. Auf meinen Lippen breitet sich ein Lächeln aus, sachte hole ich einen weichen dünnen Pinsel heraus und tauche ihn in mein Wasserglas. Danach führe ich ihn zu meinem Aquarell Farbkasten um eine Farbe auszuwählen die ich als erstes auf die Leinwand bringen möchte, meine Wahl fiel auf hellgrün. Sobald der Pinsel die Leinwand berührte spürte ich ein kribbeln in meiner Hand, seltsam...sowas kam sonst nie vor, naja egal. Sorgenfrei begann ich Baumkronen zu malen, danach die Stämme dazu. Nach und nach entsteht auf der Leinwand ein Dichter Wald im Licht des Morgengrauens. Zufrieden mit meinem Werk lege ich den Pinsel ab und strecke mich, dabei lehne ich mich mit den Rücken nach hinten an meine Stuhl Lehne bis es leise knackt. Ein beherztes Gähnen verließ meine Lippen, erst jetzt bemerke ich wie müde ich doch eigentlich war. Ich erhebe mich aus meinem Stuhl und schlurfe zu meinem Bett hinüber, erschöpft plumpse ich drauf. Meine Müdigkeit überkommt mich und rasch schlafe ich ein.

The ArtistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt