„The only thing I can do in the garden in this world,
Is to bloom a pretty flower that resembles you.
And to breathe as the me that you know,
But I still want you."Klickend fällt die Tür unseres Hotelzimmers hinter uns ins Schloss. Jimin geht schleppend voraus und lässt sich kraftlos auf das große Bett fallen, während ich erst einmal aus reiner Gewohnheit die Vorhänge zuziehe, um unsere Privatsphäre zu wahren, und mir die schweren Schuhe von den Füßen, welche mittlerweile schmerzhaft pochen, streife. Einen Moment genieße ich das Gefühl des kühlen Bodens unter meinen Fußsohlen, dann ziehe ich mir die Lederjacke aus und werfe sie achtlos auf den Sessel in der Ecke. Ein unheimlich befreiendes Gefühl.
Jimin streckt sich geräuschvoll auf dem Laken aus, stößt erschöpft die Luft aus und schließt die Augen, während er sich unbeholfen daranmacht, mit den Füßen seine Schuhe abzustreifen, um sie anschließend müde von sich zu treten.
Vor wenigen Stunden noch standen wir auf einer großen Bühne in Seoul, wo eine Preisverleihung stattgefunden hat, bei der wir nominiert waren. Wir haben den Preis für das beste Musikvideo in unserem Genre gewonnen und ein einstündiges Konzert sowie diverse Interviews gegeben. Der Tag war lang und ich bin froh, endlich wieder im Hotel zu sein, wo es im Vergleich zu dort unheimlich ruhig ist. Die Stille dröhnt unangenehm in meinem Kopf und ich konzentriere mich auf Jimins gleichmäßige Atmung.
„Hey, schläfst du etwa schon?", frage ich ihn, während ich aus der Tasche mein Smartphone herauskrame und es via Bluetooth mit meinem Lautsprecher verbinde, der auf dem kleinen Beistelltisch neben dem Sessel steht.
Er schüttelt langsam mit dem Kopf und blinzelt mich an. Ein süßes Lächeln umspielt seine Lippen, als ich mich dem Bett nähere und sein Gesicht mustere. Seine Augen sind zu schmalen Schlitzen verzogen, seine vollen Lippen glänzen im gedämmten Licht der Nachttischlampe.
Ich lasse mich neben ihn auf die Matratze fallen, stütze den Kopf entspannt auf meiner Hand ab und suche eine ruhige Playlist aus, welche kurz darauf aus dem Lautsprecher dringt. Absolute Stille mag ich nicht besonders.
Er dreht den Kopf zu mir, doch seine Augen sind wieder geschlossen. Ich lege meine Hand behutsam an seine Wange und streiche mit dem Daumen zärtlich über seine weiche, glatte Haut. Seine schönen Lippen verziehen sich zu einem seligen Lächeln.
Sein Gesicht so entspannt und friedlich zu sehen, löst in mir ein Glücksgefühl aus, welches angenehm in meiner Magengegend zu kribbeln beginnt. Ich will ihn berühren. Ihm so nahe sein wie niemand sonst und mich von seiner Liebe und Wärme umhüllen lassen.
„Es ist schon spät", flüstere ich und streiche ihm die weißblonden Haare aus dem Gesicht.
Er nickt kurz und rückt näher an mich heran, um einen Arm um meinen Hals zu legen. Mit den Fingern zieht er sanfte Kreise in meinem Nacken. Ich schließe die Augen und genieße seine Berührung. „Schon nach Mitternacht."
Da ich keine Reaktion darauf bekomme, schaue ich ihn an, um zu überprüfen, ob er bereits eingeschlafen ist, und blicke direkt in Jimins dunkle Augen. Sie durchbohren mich förmlich und nehmen mich binnen Sekunden gefangen. Ich schlucke schwer, als sein Blick über mein Gesicht wandert und sich schließlich auf meine Lippen senkt. Er beißt sich auf die Unterlippe und ich folge wie automatisch seiner stummen Aufforderung, die ich nur zu gut kenne. Diese simple, kleine Geste reicht völlig aus, um mich alles um uns herum vergessen zu lassen.
Sanft drücke ich meine Lippen auf seine und entlocke ihm ein tiefes Seufzen. Meine Finger wandern seinen schmalen Hals entlang über seine Brust bis zu seinem glatten Bauch, wo ich sie langsam unter den Stoff seines Shirts schiebe. Die Haut spannt sich wie Seide um seine schlanke Muskulatur.
Mit der anderen Hand taste ich nach meinem Smartphone, erhöhe die Lautstärke ein wenig, um eventuelle Geräusche zu übertönen, und schiebe es anschließend von mir. Reine Vorsichtsmaßnahme, denn in den angrenzenden Zimmern sind unsere Bandkollegen einquartiert und die versuchen wir, so gut es geht, aus unserem Liebesleben fernzuhalten, um die Zusammenarbeit nicht unnötig zu erschweren.
Fordernd verschafft Jimin sich Einlass und drängt seine Zunge begierig an meine. Bereitwillig lasse ich ihn gewähren und erwidere den fast schmerzhaft sehnsüchtigen Kuss. Sein Körper streckt sich mir entgegen und bäumt sich auf, als ich mit den Fingern seine Taille entlangfahre und leicht mit den Nägeln über seine Haut kratze.
Nur widerwillig gibt er mich aus dem verzehrenden Kuss frei und vergräbt seine Finger in meinen Haaren, während sein Blick verlangend auf meine Lippen geheftet ist. Sein Gesicht ist weich und anmutig. Seine Schönheit beinahe einschüchternd.
Auf der Bühne wirkt Jimin stark, als wäre er die treibende Kraft. Während ich eher scheu und zurückhaltend bin, ist er dominant und gibt den Ton an. Er ist forsch und schamlos und bringt mich spielend leicht in Situationen, die der Außenwelt oftmals schwer zu erklären sind und viel Raum für Spekulationen lassen. Vor der Öffentlichkeit glaubt er, der Starke sein zu müssen, da er der Ältere und außerdem bei den Fans für seine Reife bekannt ist. Doch wenn der Vorhang fällt und wir allein sind, gibt er die Kontrolle an mich ab und gibt sich mir voll und ganz hin. Dann braucht er diese Fassade nicht mehr länger aufrechtzuerhalten und kann ganz und gar er selbst sein. Es ist, als ob die Anspannung von ihm abfällt und ihn wieder atmen lässt, wenn er zart und beinahe zerbrechlich in meinen Armen liegt.
Ich beuge mich über ihn und hauche sanfte Küsse über sein Kinn bis zu seiner Halsbeuge, was ihn genüsslich aufkeuchen lässt. Sein herbes Parfum, welches mir so vertraut ist, umspielt meine Nase und benebelt meine Sinne. Quälend langsam schiebe ich sein Shirt weiter hoch und ziehe es ihm schließlich über den Kopf, bevor ich es achtlos auf den Sessel werfe. Ich will seine Haut auf meiner spüren.
Ich küsse seinen Bauch und umkreise seinen Nabel mit der Zunge, als er sich nach dem Saum meines Shirts ausstreckt, um es mir in einer fließenden Bewegung vom Körper zu ziehen.
Mit einem gekonnten Griff, öffne ich schnell den Knopf seiner Hose und entledige ihn des störenden Stoffes, bevor ich auch mir selbst die viel zu enge Jeans abstreife und mich über ihn beuge.
Sein Blick ruht verschleiert auf meinem Körper. Seine Augen wandern langsam über meine Arme und meine Brust bis hin zu meinem Bauch, wo sie sich einen langen Moment festsaugen. Er streckt die Hand nach mir aus und zeichnet mit den Fingerspitzen die Konturen meiner Muskeln nach. Ein begieriges Lächeln ziert sein Gesicht und er leckt sich demonstrativ über die vollen Lippen, was ich nur mit einem provokanten Grinsen kommentiere. Ich weiß genau, was diese Geste bedeutet, doch ich will ihn zappeln lassen. Nur ein wenig.
Ich schaue herab auf seinen atemberaubenden Körper. Er ist zierlich, doch jeder einzelne Muskelstrang ist klar definiert und von seidiger, perlweißer Haut umspannt. Sein Gesicht ist entspannt, seine Lippen leicht geöffnet.
Ungeduldig umfasst er den Bund meiner Shorts und zieht fordernd daran. „Hör auf, mich hinzuhalten."
Seine Stimme klingt gespielt streng, doch ich ziehe provokativ eine Augenbraue hoch und schürze die Lippen. Manchmal genieße ich es etwas zu sehr, ihn zu ärgern.
„Du willst also spielen, ja?" Ein bedrohliches, fast schon arrogantes Lächeln legt sich nun auf sein Gesicht, sodass mir ein wenig mulmig wird. „Wie du willst."
In einer geschmeidigen Bewegung richtet er sich unter mir auf, packt mich am Arm und schiebt mich mit sanfter Gewalt Richtung Matratze. Eigentlich könnte ich mich spielend leicht verteidigen, doch ich lasse ihn gewähren, da ich großen Spaß an diesem kleinen Machtspiel habe. Mit einem Ruck lasse ich mich in die Laken fallen und grinse zu ihm hoch.
Ich werfe den Kopf in den Nacken, als er sich auf meinen Schoß sinken lässt und sich zu mir herunterbeugt, um meinen Hals zu küssen. Seine Lippen berühren mich kaum, doch sie hinterlassen eine heiße, brennende Spur auf meiner Haut. Ich schließe die Augen und ziehe scharf die Luft ein. Mit der Hand streichelt er langsam meinen Bauch hinab, doch lässt sie direkt wieder nach oben wandern, sobald der den Bund meiner Shorts erreicht, was mich beinahe um den Verstand bringt.
Ungeduldig packe ich ihn an den Hüften und presse mich ihm entgegen. Meine Erregung pocht bei dem Druck fast schmerzhaft auf, doch er hebt sein Becken an und bringt wieder Abstand zwischen uns. Ich packe ihn im Nacken und ziehe ihn in einen tiefen, verlangenden Kuss, aus dem er sich jedoch viel zu schnell wieder zurückzieht und mich überlegen anschaut.
In diesem Moment lässt er mich deutlich seine Dominanz spüren. Sein anmutiges Gesicht schwebt dicht über meinem, während er mich mit einem stolzen Blick mustert. Er weiß genau, was für eine Macht er über mich hat, wenn er mich so ansieht. Ich kann mich seiner Präsenz nicht mehr entziehen und nur wie ein hilfloses Kaninchen in die stechenden Augen einer Schlange starren.
„Schon gut. Lektion gelernt. Bitte hör auf", presse ich flehend hervor. Meine Sinne sind von Lust benebelt und meine Mitte pulsiert heiß zwischen uns.
„Aber du wolltest das doch", raunt er in mein Ohr und haucht anschließend einen Kuss darauf.
Meine Nackenhaare stellen sich in einem angenehmen Schauer auf und ich stoße geräuschvoll die Luft aus. Ich weiß genau, was er von mir hören will.
„Ich will dich, Jimin-ssi. Hör auf mich zu quälen."
Das war das Stichwort. Sein Blick wird weich und sinnlich, als er seine Hüften auf meine pochende Härte senkt und seine Lippen verlangend auf meine drückt.
Sofort packe ich ihn an der Taille und werfe ihn mit einem Ruck zurück auf das Bett. Ungehalten dränge ich mich zwischen seine Beine und presse mich an seine Erregung. Die Lust droht, mich zu verzehren, und ich keuche atemlos in den leidenschaftlichen Kuss hinein, während er seine Finger in meinen Haaren vergräbt und sich unter mir aufbäumt. Ich schmiege mich so eng an ihn, dass ich ihn beinahe mit meinem Körper umhülle.
Ungeduldig lasse ich meine Hand seine Seite hinabwandern. Meine Zunge drängt sich lustvoll an seine, was ihm ein leises Stöhnen entlockt, als ein lautes Klopfen den Raum erfüllt.
Benommen löse ich mich von Jimin, der viel zu hektisch aufschreckt und mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrt, während wir schweigend auf ein weiteres Geräusch warten, in der Hoffnung, dass wir es uns nur eingebildet haben.
„Vielleicht war es im Nachbarzimmer", flüstere ich schließlich noch immer benebelt und knabbere zärtlich an seinem Ohrläppchen, um ihn zu beruhigen, doch da klopft es erneut und er schiebt mich panisch von sich.
„Da draußen ist jemand." Wie erstarrt heftet er seinen Blick auf die Tür, als würde er versuchen, durch sie hindurchzuschauen.
„Jungkookie! Ich bin es. Lass mich rein", ertönt Taehyungs tiefe, vertraute Stimme von der anderen Seite der Tür und mir rutscht beinahe das Herz in die Hose.
Mein Puls steigt und pumpt Adrenalin durch meine Adern, was meine Gedanken augenblicklich klarer werden lässt. Mein bester Freund ist dafür bekannt, nach Auftritten und Interviews einen Livestream für die Fans zu machen, in dem er Fragen beantwortet oder sogar für sie singt. Es kommt dabei nicht selten vor, dass er einen der anderen Bandmitglieder dazu holt und sie nötigt, sich daran zu beteiligen. Da wir gute Freunde sind, kommt er damit auch sehr oft zu mir.
Sollte es dieses Mal auch der Fall sein, könnten wir in ernsten Schwierigkeiten stecken, wenn die Fans bemerken, was zwischen mir und Jimin läuft, denn als Idols müssen wir stets eine gewisse „Verfügbarkeit" für unsere Fans verkörpern. Beziehungen sind da nicht erwünscht - und schon gar nicht gleichgeschlechtliche.
„Lass uns einfach so tun, als wäre niemand hier", flüstere ich Jimin zu und drücke mir den Zeigefinger auf die Lippen.
„Bist du blöd? Die Musik ist viel zu laut. Er weiß, dass du da bist. Sag schon was. Schnell!"
Die ganze Situation wäre weniger schwierig zu erklären, wenn Jimin und ich uns dieses Zimmer teilen würden. Dann wüsste Tae auch, dass er uns nicht stören sollte. Doch offiziell hat jeder der sieben Mitglieder in diesem Hotel sein eigenes Zimmer, was auch bereits in einem Interview erwähnt wurde. Dennoch müsste es ihm eigentlich klar sein, dass ich mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit nicht allein hier bin.
Hilfesuchend schaue ich mich im Zimmer um, als würde es mir irgendeinen Hinweis darauf geben, was ich tun soll, doch mir fällt nichts Sinnvolles ein, also rufe ich schließlich „Wer ist denn da?" und klatsche mir selbst für diese Dummheit mit der flachen Hand auf die Stirn.
„V", kommt es knapp zurück.
„Warte kurz. Ich habe gerade nichts an." Noch während ich die Worte ausspreche, sehe ich, wie Jimin die Gesichtszüge entgleiten und er mich entgeistert anstarrt. Doch wir haben jetzt keine Zeit mehr, um über die Sinnhaftigkeit meiner Antwort zu diskutieren, denn je länger das jetzt dauert, desto verdächtiger wird diese Situation.
Lautlos springt er vom Bett und kramt seine Sachen zusammen, die in greifbarer Nähe liegen, während ich mir das bademantelähnliche Nachthemd, welches noch von heute Morgen auf der Bettkante liegt, schnappe und es mir hastig überwerfe.
„Warte!", rufe ich erneut und Jimin sieht sich panisch im Zimmer um. Da es keine andere Möglichkeit mehr gibt, weil Tae den einzigen Ausgang versperrt, huscht er schnell ins Badezimmer und zieht die Tür hinter sich ran.
„Jungkook, bist du etwa nackt?", höre ich Taehyungs eindeutig ironische Stimme sagen, während ich mit wenigen großen Schritten auch schon an die Tür herantrete, sie eilig öffne und ihn mit wirrem Blick anstarre.
Tae begrüßt mich mit einem schelmischen Grinsen und betritt mit erhobener Kamera das Zimmer. Ich hoffe inständig, dass er gerade nur ein Video dreht, damit man im Anschluss die zweifelhaften Stellen herausschneiden kann, und nicht etwa tatsächlich einen Livestream macht.
„Ah, Jungkook-ssi", sagt er in die Kamera und folgt mir den kleinen Flur entlang, vorbei am Badezimmer, in den Schlafraum. Sein Blick scannt bereits die Umgebung ab. „Was ist das für ein Lied?"
„Weiß ich nicht. Warte mal kurz", antworte ich knapp und drehe mich hastig von der Kamera weg, um den Gürtel meines Nachthemdes zuzubinden. „Ich muss das noch eben zu machen. Ich habe keine Hose an." Wieder könnte ich mich für diese dumme Aussage selbst ohrfeigen. Ich sehe schon Jimins strafenden Blick vor meinem inneren Auge, doch ich bin einfach nicht gut im Lügen.
„Wieso ist das Hemd überhaupt offen?", fragt Taehyung skeptisch und hebt den Saum ein Stück an, um sicherzugehen, dass ich tatsächlich keine Hose anhabe.
Ich beschließe, diese Frage unkommentiert zu lassen und stattdessen lieber mit einer Gegenfrage zu kontern: „Was machst du hier? Du hast mich erschreckt."
„Ich wollte nur eine Weile auf Vlive sein und dachte, du könntest mitmachen", antwortet er ruhig.
Normalerweise stört es mich nicht, wenn Tae mit der Kamera um mich herumrennt. Er verbringt oft und gerne seine Zeit in Livestreams mit unseren Fans, doch gerade ist für mich der denkbar ungünstigste Zeitpunkt.
„Ah, die Musik ist zu laut. Lass mich das erst leiser machen." Ich lese mein Smartphone vom Bett auf und drehe die Lautstärke ein gutes Stück herunter.
„Ach, du kannst das mit dem Handy steuern?", fragt er ehrlich interessiert und beobachtet mich dabei.
Ich nicke kurz. „Ja. Mit Bluetooth."
Während ich noch dabei bin, ein paar Sachen, die Jimin vergessen hat mitzunehmen, von der Kamera unbemerkt unter das Bett zu schieben, frage ich Tae erneut, wieso er hier ist.
Geduldig wiederholt er seine Antwort: „Ich will mit dir zusammen auf VLive sein."
Mein Gehirn hat den Dienst noch nicht wieder ganz aufgenommen und ist noch so zerstreut, dass ich bereits vergessen habe, dass er mir diese Frage wenige Sekunden zuvor bereits beantwortet hat.
„Ach ja! Du bist gerade live?", hake ich beiläufig nach, um noch etwas Zeit zu gewinnen, in der ich hastig zum Badezimmer eile, um das Licht für Jimin anzumachen, da ich weiß, wie sehr er es verabscheut, allein im Dunklen zu sein. Als ich die Tür einen Spalt breit öffne, schaut er mich bereits mit weit aufgerissene Augen an und fuchtelt wild und stumm mit den Händen vor meinem Gesicht rum.
Taehyung wirft sich auf das Bett. „Ja. Sag ‚Hallo' zu den Fans."
Ich verkneife mir ein Lachen über Jimins süßen Anblick, streichle ihm über den Kopf und drücke mir den Zeigefinger auf die Lippen, bevor ich ihn wieder allein lasse und er sich resigniert auf den Rand der Badewanne hockt. Sich jetzt seine Sachen anzuziehen, würde ein zu hohes Risiko, Geräusche zu verursachen, bedeuten, also bleibt ihm nichts anderes übrig, als sie krampfhaft an seinen nackten Oberkörper zu pressen.
Schließlich setze ich mich neben Tae und schaue zum ersten Mal in die Kamera. Er hat bereits mehr als zwei Millionen Zuschauer, die eventuell ein wenig zu viele Infos bekommen haben.
„Hi, Leute", sage ich schließlich an die Fans gewendet, richte noch schnell meine zerzausten Haare und prüfe das Make-up über das kleine Display seiner Vlog-Kamera. „Ich bin Jungkook und ich habe gerade Reis gegessen. Und Brot. Und ich wollte gerade noch mehr Brot essen." Meine dämliche Aussage irritiert sogar mich und ich ohrfeige mich dafür innerlich erneut.
Doch Tae lässt sich nicht weiter beirren. „Wir sollen für unsere Fans singen", sagt er und hält mir die Kamera ins Gesicht.
Ich nehme sie ihm ab, um sie wieder weit weg von meinem Körper zu halten.
„Mein Make-up ist überall verschmiert", antworte ich langsam, was er mit einem irritierten Blick kommentiert. Manchmal verstehe ich selbst nicht, wie mein Gehirn funktioniert. Hastig fahre ich fort, um das Thema wieder auf ungefährlicheres Gebiet zu lenken: „Also, ich soll singen?"
Er nickt leicht mit dem Kopf und schaut mich mit einem undefinierbaren, breiten Grinsen an. Hat er etwa endlich gerafft, was hier los ist? Doch selbst wenn, müssen wir den Schein wahren, solange die Kamera läuft, und das Theater weiterspielen. Also stehe ich auf und gehe ein paar Schritte im Zimmer auf und ab. Mein Blick fällt auf die Badezimmertür, die sich einen winzigen Spalt öffnet. Jimin steckt vorsichtig seinen Kopf heraus und ich richte mich samt Kamera so aus, dass der Flur und damit auch das Bad auf keinen Fall auf der Aufnahme zu sehen sind.
Tae hat sich mittlerweile neben mich gestellt und den Song gestartet, zu dem wir singen sollen. Als er Jimin erblickt, grinst er nur und nickt ihm stumm zu, während dieser wiederum beinahe hysterisch mit den Armen wedelt und einige Gesten formt, die man leicht für Morddrohungen halten könnte.
Ich versuche, mir nichts von der Szene, die sich im Hintergrund abspielt, anmerken zu lassen, und singe den Song, den sich die Fans gewünscht haben, während Jimin weiterhin wild gestikulierend Taehyung den Tod wünscht.
„Ich habe vorhin mit Jin Hyung geredet", sagt Tae schließlich. „Er ist jetzt gerade in der Badewanne." Er grinst breit und wirft einen Blick in den Flur.
Jimin starrt ihn entgeistert an und verschwindet wieder im Badezimmer.
„Ach ja? Dann besuche ich ihn erst später. Er wollte mich eigentlich noch sprechen." Ich lasse meine Stimme bei dieser Lüge betont gelassen klingen.
Ich liebe meinen besten Freund. Doch in diesem Moment muss ich mich stark zusammenreißen, ihn nicht zu hassen. Ich halte die Kamera auf ihn, sodass ich nicht mehr im Bild bin, und werfe ihm einen flehenden Blick zu.
„Gute Idee. Und ich schreibe jetzt mal eben Jimin-ah." Mir entgleiten die Gesichtszüge. Er hat definitiv zu viel Spaß daran, uns auf den Arm zu nehmen.
Mit einer viel zu ruckartigen Bewegung lasse ich meinen Kopf herumschnellen und starre ihn an. Was zur Hölle hat er vor?
„Willst du noch zu ihm rübergehen?", frage ich anschließend vorsichtig und versuche, so beiläufig wie möglich zu klingen. Ich hoffe sehr, dass Jimin sein Handy bei sich hat und es nicht hier irgendwo herumliegt. Und falls doch, dann bete ich zu Gott, dass es lautlos eingestellt ist.
„Ja, hatte ich vor. Aber nur, wenn er meine Nachricht liest und einverstanden ist. Falls nicht, ist es auch egal."
Ich fuchtle wild mit der Hand vor meinem Gesicht herum, in der Hoffnung, dass er dadurch begreift, dass er die Nachricht, die er bereits in sein Smartphone eingetippt hat, nicht abschicken sollte.
Er grinst, nimmt mir die Kamera ab und geht langsam den Flur entlang.
Meine Atmung setzt für einen kurzen Moment aus, als er am Bad vorbeiläuft, während ich wie erstarrt an meiner Position festgewachsen bin. Wenn er jetzt die Tür öffnet und Jimin im Badezimmer auf der Aufnahme zu sehen ist, dann sind wir geliefert.
Doch das tut er nicht. Er schlendert gemütlich daran vorbei und verlässt das Hotelzimmer. Ich winke, rufe ihm und den Fans „Bye bye" hinterher und springe, sobald Tae nicht mehr zu sehen ist, mit einem großen Satz an die Tür heran und knalle sie zu.
Einen Moment verharre ich mit hängendem Kopf an der Tür. Ich weiß nicht, ob ich wütend oder belustigt sein soll, über das, was sich gerade abgespielt hat. Für diesen heiklen Scherz werde ich Taehyung nachher büßen lassen, so viel steht fest.
Ein Rascheln lässt mich aus meinen Gedanken aufschrecken und ich drehe mich hastig zu dem Geräusch um. Jimin steht im Türrahmen und starrt mich mit geweiteten Augen an. Auch ihm ist der Schreck noch deutlich anzusehen.
Ich mache einen Schritt auf ihn zu, lege meine Arme um seinen Körper und drücke ihn eng an mich, als Jimins Handy, welches er sich fest an den Körper presst, ein kurzes Klingeln von sich gibt.
Gemeinsam werfen wir einen Blick darauf. Es ist eine Nachricht von Taehyung. „Tut mir leid" steht dort und er hat noch eine ganze Reihe lachender Emojis angehängt.
„Ich werde ihn dafür umbringen. Ich hoffe, das ist okay für dich", sagt Jimin ruhig und stößt geräuschvoll die Luft aus. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.
„Es wäre wirklich schön, wenn wir unsere Beziehung nicht mehr länger verheimlichen müssten. Ich hasse das." Ich wünsche mir nichts mehr, als der Welt zu zeigen, wie unsterblich verliebt ich in diesen Mann bin. Doch das ist uns leider in diesem Business nicht vergönnt.
Ich nehme Jimins Hand und ziehe ihn mit mir in den Schlafraum, wo wir uns erschöpft auf das Bett fallen lassen und uns eng umschlungen aneinanderschmiegen. Ich sauge seinen süßen Duft tief in mich auf und drücke ihm einen sanften Kuss auf den Scheitel.
„Das wünsche ich mir auch", flüstert er an meiner Halsbeuge und haucht mir einen zarten Kuss auf die Haut.
Irgendwann, wenn der Tag kommt, an dem das Image der K-Pop Idols sich verändert und es auch uns endlich möglich ist, einfach menschlich zu sein, werde ich auf die Straße gehen und seinen Namen in die Welt hinausschreien.
Meine Gedanken driften schnell in eine ganz andere Richtung ab, als Jimin mit der Hand unter mein Nachthemd fährt und die Berührungen seiner kleinen Finger eine heiße, brennende Spur auf meiner Haut hinterlassen und meinen Puls schlagartig in die Höhe treiben.
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The Truth Untold
FanfictionVöllig erschöpft fallen Jimin und Jungkook nach einem anstrengenden Tag ins Bett und wollen nur noch die Ruhe genießen, doch an Zweisamkeit ist nicht zu denken, als plötzlich ein unangekündigter Besucher erscheint und die beiden Turteltauben gekonnt...