One Day In A Rich Man's World

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Schläfrig schlage ich meine Augen auf und blinzle gegen die Bettdecke. Ich habe wirklich unfassbar gut geschlafen. Schnell rutsche ich aus dem Bett und tappse aus dem Zimmer, ehe ich irritiert im Flur stehen bleibe. Mein Blick wandert den langen, von Vasen und Gemälden beschmückten Korridor entlang. Wo bin ich hier?

Skeptisch drehe ich um und spähe ins Schlafzimmer. Seidenbettwäsche, spiegelnde Wand, noch mehr Gemälde, ein Kronleuchter. Doch da liegt tatsächlich mein Verlobter in diesem Bett. Neugierig laufe ich den Korridor entlang zu einer Marmortreppe. Dieses Haus ist riesig!

Die Treppe führt mich scheinbar zum Wohnzimmer, welches nicht anders aussieht als der ganze Rest hier. Neugierig hüpfe ich um die Ecke um gegen eine Frau zu stoßen. „Oh, entschuldigen Sie, Sir. Haben Sie Hunger?", erkundigt sie sich und huscht zurück hinter die Küchentheke. Eine Köchin?

„Flora, wo bist du heute nur wieder mit deinen Gedanken?", ertönt eine weitere fremde Stimme hinter mir. Mein Blick richtet sich auf einen gut gekleideten Mann mit silber schimmerndem Haar. „Wie haben Sie geschlafen, Sir?", erkundigt er sich bei mir. „Ähm, super..." Mein Blick wandert zu den Namensschild an seinem Jackett „Gray."

„Wollen Sie sich nicht ankleiden? Sie müssen frieren.", merkt er an und mustert meine entblößten Beine. „Sollte ich vielleicht.", murmle ich peinlich berührt und verschwinde wieder die Treppe hinauf. Nach kurzem Suchen finde ich bereits wieder das Schlafzimmer, doch leider keinen Kleiderschrank.

„Alles in Ordnung?", ertönt eine tiefe Stimme neben. „Oh, du bist wach! Fällt dir hier auch etwas merkwürdiges auf?", hinterfrage ich und setze mich zu Davy aufs Bett. Nachdenklich neigt er den Kopf. „Sollte mir irgendetwas auffallen?", stellt er die Gegenfrage. Ja? Alles?

„Zum Beispiel haben wir keine Kleidung mehr?" Ich deute auf die fehlenden Kleiderschränke, was ihn dazu bringt belustigt zu schnauben. „Verstehe schon, du möchtest wieder shoppen gehen, was? Meine Kreditkarte liegt doch auf dem Nachttisch, du musst nicht fragen.", versichert er mir und steht auf. Was?

Irritiert folge ich ihm, doch verliere ihn aus den Augen. „Meine Güte, hier gibt es viel zu viele Räume.", beschwere ich mich und sehe in irgendeinen, wobei mir lavendelfarbene Wände und Kleiderständer bis zur Decke ins Auge fallen. „Ah du heilige Scheiße." Staunend trete ich hinein und sehe mich um. Hat das Jahr überhaupt genug Tage um alles davon anzuziehen?

Gefesselt trete ich näher und mustere die Sachen. Meine Größe. Sind das alles wirklich meine Klamotten? Kooperativ suche ich mir also ein paar Kleider zum anziehen raus und betrete erneut den Korridor, wo mir Davy wieder begegnet. In einem weißen Hemd.

„Was trägst du da?", werfe ich perplex ein. „Ein Hemd?" Bestätigend nicke ich. „Offensichtlich, aber wieso ein weißes? Du trägst doch eigentlich nur schwarze.", erkläre ich ihm. Schwarz steht dir um ehrlich zu sein auch besser, aber gut. „Du bist heute wirklich witzig drauf.", schmunzelt Davy und läuft an mir vorbei die Treppe hinab. „Hey, warte doch! Hast du es eilig?"

„Natürlich, ich muss zur Arbeit. Gray, holen Sie schonmal den Wagen.", spricht er zu meiner vorherigen Bekanntschaft. „Sir, ich habe Ihr Frühstück fertig!", ertönt es aus der Küche. „Guten Appetit. Wir sehen uns später, Schatz!", ruft mir Davy noch zu und verschwindet aus der Tür. Seit wann nennt er mich denn 'Schatz'?

In Ordnung, wenn er schon so früh eine Bandprobe hat, kann ich ja wenigstens meinen Morgen nutzen. Fröhlich hüpfe ich in die Küche und setze mich an den Tresen. „Ein Gemüse-Omelette, kalorienarm und fettarm und dazu ein Glas Orangensaft.", präsentiert Flora mir das Essen. „Das sieht köstlich aus.", verspreche ich ihr. Vielleicht ist es hier gar nicht so übel.

Sobald ich mit dem Essen fertig bin, verziehe ich mich wieder ins Schlafzimmer, wo ich erneut auf jemanden treffe. „Entschuldigrn Sie, Sir. Ich mache nur kurz Ihr Bett.", erläutert er mir lächelnd und richtet noch kurz die Kissen. Bei ihm suche ich ebenfalls nach einem Namensschild. „Kein Problem, James, ich hetze dich nicht. Ich wollte sowieso wegfahren."

„Soll ich Sie fahren oder wollen Sie alleine fahren?", erkundigt er sich. „Oh, ich fahre alleine.", entscheide ich, ehe er mir einen Schlüssel reicht. Samt Jacke und Schuhe husche ich aus dem Haus und atme erstmal tief durch. Das ist ganz schön viel auf einmal.

Irritiert blinzle ich die Reihe an Sportwagen vor mir an, ehe ich den Schlüssel wieder hinaus ziehe und das Auto öffne. Ein Hupen ertönt hinter mir. Natürlich, der violette Wagen, womit habe ich auch sonst gerechnet? Gehört der ganze Rest auch uns?

Es dauert nicht lange bis ich vor meinem Laden zum stehen komme. Dachte ich zumindest, doch weit und breit kann ich nichts interessantes außer einer Bäckerei erkennen. Arbeite ich in diesem seltsamen Paralleluniversum als Bäcker? Nein, das kann nicht sein. Ich erkundige mich nachher einfach mal, Davy weiß bestimmt etwas.

Am Abend kommt er erst wieder nach Hause. Der ganze Tag hat mich ziemlich mitgenommen, doch wollte ich unbedingt noch auf ihn warten. „Hey, wo warst du denn so lange?", wundere ich mich und strecke die Arme nach ihm aus. „Na arbeiten?", erwidert er und schlendert zu mir. „So lange? Apropos, ich bin heute morgen auch zur Arbeit gefahren, aber-"

„Du hast dir einen Job gesucht?", fragt er erstaunt nach und legt sich zu mir. „Nein, ich wol-", setze ich wieder an, doch werde wieder unterbrochen. „Aber du meintest doch gerade du bist zur Arbeit gefahren?" Nachdenklich lehne ich mich an ihn. Mir dröhnt bereits wieder der Schädel.

„Warte, willst du mir gerade wirklich sagen, dass ich nicht eigenständig Geld verdiene?", murmle ich. „Sicher, warum solltest du?" Aber ich liebe meinen Job. Ich kann doch nicht so abhängig von einer Person sein, dass sie mir mein ganzes Leben finanziert. „Was mache ich dann den ganzen Tag?", hinterfrage ich. „Woher soll ich das wissen, Schatz? Dein Leben genießen?"

In a rich man's world - BoyXBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt