Nightmare Stories: Ein Blick hinter die Manege

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Gedanken kreisten durch seinen Schädel. Gedanken, die er nicht stoppen konnte. Er hatte keinen Einfluss auf diese, geschweige denn, dass er sie unter Kontrolle bekam. Ein Schrei, pulsierte in ihm und wollte nicht heraus. Ein Flehen, nahm ihn bei der Hand und führte ihn hinein ins Dunkel. Dieses Szenario, glich einem Kriegsschauplatz. Doch das was Ashton hier sah, oder hörte, passierte nicht wirklich. Zumindest nicht in der realen Welt. Es passierte in seinem Kopf. Er wusste das, aber wenn diese Schübe kamen, diese Momente, die eine Flucht unmöglich machten, dann war ihm das alles nicht mehr ganz so klar. Wie sollte es das auch sein? Niemand, der so fühlte wie Ashton. Das sah, was er sah, und das spürte, was er spürte. Niemand, wäre in der Lage zu unterscheiden, was richtig und was falsch ist. Was Realität und was Fiktion. Seit nun mehr als einer Stunde, saß er hier in dieser Kammer. In diesem fensterlosen, dunklen Raum, in dem eigentlich sonst sein Staubsauger und andere unwichtige Putzutensilien ihren Platz fanden. Ein ›Flashback‹, wie er es nannte, riss ihn von den Beinen und veranstaltete in seinem Kopf, ein wildes Durcheinander. Merkwürdigerweise begann sein Tag richtig gut. Anders als an den Tagen zuvor, an denen er so von Angst gepeinigt war, dass er nicht einmal mehr den Mut hatte, sein Schlafzimmer zu verlassen. Er stand heute Morgen auf und sein Blick wanderte aus dem großen, offenen Terrassenfenster. Er konnte sich nicht daran erinnern es letzte Nacht offengelassen zu haben. Jedoch störte es ihn nicht, denn er wurde von der Sonne, die ihn in ihrem hellen rötlichen Farben ins Gesicht lächelte, abgelenkt. Er ging hinaus auf die Terrasse und blickte die endlosen Stockwerke nach unten, in den tosenden Berufsverkehr der Morgenstunden. Es war acht Uhr morgens, und der Verkehr war in vollem Gange. Das ›Gebrüll‹ der PKW's und das der Menschen, war dort unten, knapp zwanzig Stockwerke unter ihm, an der Tagesordnung.Er wollte gerade zur Toilette gehen, als er sie wieder hörte. Die Stimme. Die Stimme, die ihn seit Jahren quält.»Ashton, sieh nach mir«, flüsterte sie ihm ins Ohr, während er durch sein Schlafzimmer ging. Er blieb stehen, wie er es immer tat, wenn er sie hörte. Das Gefühl, dass jemand oder gar etwas hinter ihm stand, ließ ihn in diesen Momenten nie los. Wie ein Krampf fraß sich dieser Gedanke, diese Angst, Stück für Stück in sein Gehirn. »Ashton«, flüsterte es erneut. Wie ein Windhauch glitt es an seinem Ohr vorbei. Er drehte sich um und sah ... Nichts. »Wer ist da!«, rief er den kahlen Wänden seines Schlafzimmers entgegen.

Aber es ertönte keine Antwort. Das tat es nie. So schnell wie das Flüstern kam, so schnell verflog es auch wieder. Wie ein kratzen am Bett in der Nacht. Er schüttelte die Gedanken, die sich manifestiert hatten, ab. Zumindest versucht er es so gut es ging. Anschließend ging er in die Küche. Ash musste einen gesunden, normalen Gedanken fassen, um seine Welt, die um ihn herum war, wieder greifbar zu machen. Irgendwie müsste er schließlich mit dem Buch weiterkommen, welches die exzentrische Chefin des ›Augustiner Verlags‹ von ihm wollte. »Und das in aller höchster Eile«, hörte er sie noch in seinem Kopf. Die ersten vier Kapitel der ›Nightmare‹ Geschichte, hatten ihr sehr gut gefallen. Kein Wunder, denn Ash hatte auch Jahre damit verbracht diese zu perfektionieren. Doch jetzt, nachdem sie den Anfang gelesen hatte, wollte sie mehr. Viel mehr. Und das in einer Zeit, die so knapp war, dass es Ash die Luft zum Atmen raubte. »Ich kann so einfach nicht arbeiten«, sagte Ashton und wandte sich seinem Bett zu. Die Schlaftabletten, die auf seinem Nachtisch lagen, lächelten ihn förmlich an. Er schob ein Kissen von der Mitte des Bettes und legte sich hinein. Erschöpft, als wäre er seit zwei Tagen wach, griff er sich die Tabletten und spülte sie mit einem Schluck Wasser hinunter. »Nur ein paar Stunden ruhe, mehr brauche ich nicht.«
Er schloss seine Augen und trotz der Schritte, die sich durch sein Schlafzimmer bewegten, schlief er ein.

Zehn Jahre zuvor

Ashton befand sich gerade auf dem Heimweg, als er eine SMS von Anna bekam. Dieser sonnige Mittwochnachmittag wurde mit nur einer Nachricht zerstört. Sie teilte ihm mit, dass sie lieber mit Carl zum Frühlingsball gehen wollte. Carl ... dem tollen Footballspieler, Carl. Eine ganze Woche hatte seine Freude darüber, dass Anna zu seiner Einladung ›Ja‹ gesagt hatte, gehalten. Eine Woche, die nun vorbei war. Er, der Dauerprügelknabe der Schule, hätte ein Date mit dem schönsten Mädchen der Stadt. Jetzt als der Gedanke daran weiter entfernt war als der Mars. Jetzt kann er sich das auch nicht mehr vorstellen. Völlig in seinen Gedanken vertieft, bekam Ashton gar nicht mit, auf welchem Weg er sich gerade befand. Er hatte die Strecke an der alten Fabrikanlage schon beinahe zur Hälfte hinter sich gebracht, als sein Telefon klingelte, und ihn damit aus dem Tagtraum riss. Aus dem Tagtraum, in dem Anna nicht hatte ›Nein‹ zu ihm gesagt. »Ash? Wo bist du denn?«, fragt seine Mutter leicht besorgt nach. 

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⏰ Last updated: Mar 01, 2020 ⏰

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