Kann es wirklich Liebe sein?

I

Nun war es so weit. Mein erster Tag auf der neuen Arbeit hat begonnen. Ich war sichtlich aufgeregt, da ich eine eher zurückhaltende, unsichere und schüchterne Person bin, aber jetzt gibt es nun mal kein zurück mehr.

Ich stieg aus meinem Auto aus und begab mich in das große Gebäude. An der Information wurde ich bereits von einer sympatisch wirkenden Frau empfangen und wir gingen gemeinsam in ihr Büro, um alle organisatorischen Dinge zu besprechen. Anschließend wurde ich direkt von einer Kollegin eingearbeitet. Marie und ich verstanden uns direkt blind und ich fühlte mich direkt herzlichst im Kollegium aufgenommen.

Ich war zum Glück nicht die einzige neue Mitarbeiterin. Lea, 20 Jahre alt, ist auch frisch ins Team gekommen und lächelte mich mit ihrem süßen Lächeln an, das einfach nur ansteckend ist. Spätestens zu diesem Zeitpunkt habe ich festgestellt, dass ich mir viel zu viele unnötigen Gedanken und Sorgen gemacht habe. Ich habe zwar noch nicht viele Kollegen und Kolleginnen kennengelernt, aber ich habe von Anhieb das Gefühl gehabt, dass in dem Baumarkt ein sehr familiäres Verhältnis herrscht und das gab mir einfach ein geborgenes Gefühl. Ich wusste: hier werde ich mich wohl fühlen...

Die Stunden vergingen und mein erster Arbeitstag war bereits vorbei. Marie begleitete mich zurück zur Information und wir unterhielten uns noch ein wenig. Nach ein par Minuten sahen wir zwei jüngere Mitarbeiter auf uns zu kommen. Der eine war groß, blondhaarig und hatte einen kleinen Ziegenbart und der andere war groß, dunkelhaarig, hatte einen gepflegten Bart, der seine etwas bräunlichere Haut betonte und strahlend blaue Augen. Beide reichten mir die Hand und stellten sich mir vor, aber ich konnte mir beide Namen nicht merken, da mich die Anwesenheit des dunkelhaarigen vollkommen nervös machte und so kannte ich mich überhaupt nicht...

Ich war bereits seit über einem halben Jahr nicht mehr vergeben, worüber ich im Nachhinein aber ziemlich glücklich war. Mein Ex und ich waren knapp 4 1/2 Jahre zusammen gewesen, hatten fast jeden Tag zusammen verbracht und irgendwann auch erste sexuelle Erfahrungen miteinander gesammelt, aber wir waren vom Charakter her sehr unterschiedlich. Leider hatten wir die ein oder anderen Differenzen, die uns irgendwann gezeigt haben, dass wir nicht zusammenpassen und wir uns gegenseitig weder gut tun, noch uns weiterbringen. Ich habe mit ihm sehr schnell abschließen können, da er mit der Zeit mehr ein Bruder für mich war als mein Partner, aber ein ausschlaggebender Grund für unsere Trennen war leider, dass ich mich bei körperlichem Kontakt sehr unwohl gefühlt habe und ich es mit der Zeit nicht mehr zulassen wollte...

Natürlich wünschte ich mir einen Partner an meiner Seite, keine Frage, aber ich war mir ehrlich gesagt nicht mehr sicher, ob ich mich einer Person nochmal vollkommen öffnen und Nähe zulassen konnte. Jedem sind diese typischen "Probleme" einer Frau bekannt: meine Oberschenkel sind schwabbelig, mein Bauch ist zu dick und ich fühle mich nicht hübsch. Und ja, genau so dachte ich auch über mich. Ich bin ein ziemlich großes Mädchen, ungefähr 1,80 m groß, habe dunkelblondes Haar, blaue Augen und eine etwas hellere Haut, aber ich rede mir auch die ganze Zeit ein, dass meine Oberschenkel zu dick sind und mein Bauch flacher sein sollte... Und ganz ehrlich, im Nachhinein kann ich über diese Gedanken nur mit dem Kopf schütteln, weil es einfach nicht gestimmt hat. Ja, ich war und bin nicht die sportlichste Person, das habe und werde ich auch nie von mir behaupten, aber ich kann mit meiner Figur vollkommen zufrieden sein!

Diese ganzen Gedanken haben mich leider sehr verunsichert. Ich bin zwar noch nicht lange auf dem sogenannten "Singlemarkt", aber in meinem Kopf schwirrte trotzdem die ganze Zeit die Frage rum "Wirst du jemals irgendjemanden finden, der dich genau so doll liebt, wie du ihn?". Vielleicht machte ich mir auch einfach mal wieder zu viele Gedanken über alles, aber was meinen zukünftigen Partner angeht bin ich vielleicht auch ziemlich eigen und sehr wählerisch. Natürliche gibt es viele hübsche Männer auf der Welt und auch in meinem Umfeld, aber ich bin bis jetzt noch keinem Mann begegnet bei dem ich dachte "Wow, mit dem könnte ich mir vorstellen mein restliches Leben zu verbringen".

Und genau das war der Grund, weshalb ich so überrascht von mir selber war, dass ich bei diesem einen dunkelhaarigen Kollegen so nervös war... Ich konnte mich nicht mal mehr genau daran erinnern wie er aussah, aber eines war mir klar - er war wunderschön!