~Was man braucht und was man kriegt~

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Nachdem wir uns langsam wieder die Klamotten angezogen haben, gibt mir Nick ein kühles Bier.
Ich bevorzuge zwar Wein und Cocktails, aber manchmal tut auch mal ein Bier gut.
Außerdem hat er nichts anderes da.

Er lehnt sich gegen die Küchentheke und ich setze mich auf einen der Stühle an seinem wirklich sehr harten Holztisch.
Glaubt mir, ich weiß wovon ich spreche.

„Kann ich dich mal was fragen, Soph?", beginnt Nick nach einer Weile des Schweigens und einer halb leeren Bierflasche.

Ich nicke erwartungsvoll.
Er darf mich alles fragen.

„Bitte versteh das jetzt nicht falsch, aber...warum verlässt du Roy nicht?"
Seine Frage ist mehr als nur unerwartet. Für einen Moment werde ich nervös und forsche in seinen Augen nach etwas, dass mir Einsicht in seine Gefühlswelt gibt.

Leider werde ich nicht ganz schlau aus ihm.

„Es geht mir nicht darum seinen Platz einzunehmen", erklärt er schnell, weil er gemerkt hat, dass ich nervös wurde.
„Nur bist du doch offensichtlich nicht ganz glücklich mit ihm."

Ich beruhige mein nervöses Herz und stelle die Flasche ab.
„Ich bin glücklich mit ihm. In jeglicher Hinsicht. Nur hätte ich nicht erwartet dich auf einmal so anziehend zu finden. Seit Jahren verbindet uns eine tiefe Freundschaft, die kaum jemand so richtig nachvollziehen kann. Ich weiß nicht, wieso da plötzlich mehr ist."

„Aber du liebst ihn immer noch?"

Ich nicke vorsichtig.
Er wird mir doch jetzt nicht etwa gestehen, dass er sich etwas anderes erhofft hat. Das würde unsere Freundschaft wirklich zerstören.

„Das beruhigt mich. Das zwischen uns ist verdammt guter Sex, Sophie. Ich fühle mich ebenfalls körperlich sehr zu dir hingezogen. Für dich schmeiße ich all meine Regeln über Bord. Sonst schlafe ich niemals mit ein und der selben Frau zweimal, geschweige denn ein drittes oder viertes. Ich weiß nicht was du mir angetan hast. Auf einmal kann ich nicht genug von dir bekommen. Doch wir beide wissen, dass das nicht von Dauer ist. Irgendwann wirst du es für Roy beenden."

Nick trinkt einen Schluck und sieht dann nachdenklich aus dem Fenster.
„Ich genieße jede Minute mit dir, Sophie. Von mir aus kann das ewig so weiter gehen. Doch ich will dich nicht unglücklich sehen. Du entscheidest, wann es dir zu viel wird. Trotzdem sollst du wissen, dass ich immer dein bester Freund sein werde, egal was passiert."

Ich verstehe seine Gedanken. Sie beruhigen mich etwas. Doch mein Gewissen plagt mich zunehmend. Wie lange kann ich es ertragen eine sexuelle Beziehung mit Nick zu führen und gleichzeitig bei Roy die liebevolle Verlobte zu spielen?

Ich hasse es ihn zu betrügen. Ich müsste das mit Nick beenden. Nur scheint mich eine fremde Macht in Besitz genommen zu haben und davon abzuhalten.

Okay, ich gucke zu viele Sci-Fi Filme.

Trotzdem komme ich nicht von Nick los. Es ist wie verhext. Ich erkenne mich selbst nicht wieder.

In den nächsten Tagen treffe ich mich immer wieder mit ihm. Hauptsächlich um das Eine zu tun, aber auch um seine Gesellschaft zu genießen. Wir verbringen fast jede freie Minute außerhalb der Arbeitszeiten zusammen, gehen im Meer schwimmen, leihen uns ein Jetski und gehen zusammen feiern.

Wir haben den gleichen Musikgeschmack und tanzen unheimlich gerne. Es macht großen Spaß alte Zeiten aufleben zu lassen, nur dass unsere Freundschaft noch enger geworden ist.

Bis Donnerstag verliere ich keinen einzigen Gedanken mehr an meine Hochzeit. Mit Roy telefoniere ich nur provisorisch. Ich vermisse ihn immer noch. Doch hilft mir Nick über seine Abwesenheit hinweg.

Von Perfekt Zu GlücklichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt