„Willkommen Zuhause." Harry sieht sich skeptisch um, ich gehe an Gemma mit seiner Tasche vorbei und packe sie ins Schlafzimmer. In der Wohnküche riecht es nach frischem Essen und ich für meinen Teil würde mich am liebsten sofort an den Tisch setzen und essen, aber ich muss gleich los zur Arbeit. Ich bin nur hier, weil Harry heute aus dem Krankenhaus entlassen worden ist und ich ihn gefahren habe. Gemma hat in der Zwischenzeit gekocht und es bisschen geputzt.
Meine Krücken bin ich gestern los geworden, aber mit dem Spielen werde ich auch weiterhin noch etwas warten müssen. Harry steht immer noch mitten im Raum. „Setz dich ruhig schon einmal." meint Gemma und stellt den Herd aus. Er nickt und kommt in diesem Moment offenbar wieder in der Realität an. „Ich muss los, Cupcake. Telefonieren wir nachher?" frage ich ihn und schaue auf mein Handy. Ja, die nächste Tube sollte ich bekommen, wenn ich jetzt schnell losfahre, um das Auto noch eben Damon zurück zu bringen. Er hat es mir netterweise für heute geliehen, wäre auch selbst gefahren, aber er hatte keine Zeit. Und wir waren uns beiden einig, dass wir Harry nicht in der Tube fahren lassen wollen, solange er nicht wieder richtig auf den Beinen ist.
„Danke, dass du mich abgeholt hast." meint er, lächelt kurz und kommt zu mir. „Nicht dafür." winke ich schnell ab und bin versucht meine Hände über seine Arme streifen zu lassen. Im letzten Moment aber, stoppe ich mich selbst, nehme nur eine Hand von ihm und küsse ihn vorsichtig. Nur weil er aus dem Krankenhaus entlassen worden ist, bedeutet das noch nicht, dass die Verletzungen schon komplett abgeheilt sind und nicht mehr weh tun. Ich verabschiede mich noch von Gemma und verlasse dann die kleine Studentenwohnung.
Obwohl ich mich beeile, verpasse ich die Tube doch und entsprechend zu spät erscheine ich auf der Arbeit. Mein Chef wusste aber, dass ich heute meinen Freund aus dem Krankenhaus abhole, weswegen er nur abwinkt. Ich schlüpfe auf einer der Mitarbeitertoiletten in meine Arbeitskleidung und fange an.
Die Zeit will und will nicht vergehen. Es ist so gut wie nicht los im Laden und gerade tue ich nichts anderes, als meine Zeit abzusitzen. Dabei wartet zu Hause noch die Wäsche auf mich, die ich seit einer Woche vor mir her schiebe, eine Menge an Unisachen, die ich eigentlich durchgehen wollte und mit Harry wollte ich auch noch telefonieren. Ich seufze und starre den Sekundenzeiger auf der großen Uhr an. Ich habe leider auch immer noch nicht angefangen, den Stoff von der Woche zu wiederholen, die ich praktisch nur an Harrys Bett verbracht habe und so langsam aber sicher merke ich, dass ich nicht mehr viel in der Vorlesungen verstehe; von den Seminaren und Tutorien ganz zu schweigen.
Es ist halb zehn, als ich endlich meine Schuhe in die Ecke kicken kann und mich auf mein Sofa fallen lasse. Zwei verpasste Anrufe: Cupcake. Ach verdammt. Ich drücke den grünen Hörer neben seinem Namen und warte... aber er hebt nicht ab. Wer kann es ihm verübeln. Richtig gut geht es ihm immer noch nicht und bestimmt hat er schon wieder seine Uni-Unterlagen vor der Nase gehabt. Er hat so ziemlich sofort damit angefangen, nachdem die Polizei alles geklärt hatte. Nicht nur ich meinte zwar, dass er doch erst einmal wieder auf die Beine kommen soll, aber er war da anderer Meinung.
Er hat immer wieder betont, dass wenn er jetzt nicht anfängt, den Stoff nachzuholen, es nur immer mehr wird, was er nicht versteht und dass er dann am Ende des Semesters da sitzt und nicht weiß, wo er anfangen soll. Davon abbringen konnte ihn auch Gemma nicht. Kein Wunder, dass er jetzt schon im Bett sein wird und schläft. Ich schiebe mir eine Tiefkühlpizza in den Ofen und nehme mir eine kalte Cola. Auf Bier habe ich gerade keine Lust.
Seitdem Liam und ich nicht mehr gemeinsam zur Uni fahren, habe ich gelernt, mich morgens vernünftig zu organisieren und doch ab und an auf die Uhr zu schauen. Er fährt meistens etwas früher als ich, weil er noch bei Zayn im Büro oder Hörsaal vorbei schaut. Soll mir recht sein. Gemma ist noch nicht da. Sie kommt erst kurz vor knapp in den Hörsaal gelaufen und lässt sich neben mir fallen. „Alles okay?" frage sie skeptisch. „Nur müde." meint sie und seufzt. „Harry hatte einen Albtraum, ich war die halbe Nacht wach." meint sie und ich schlucke. Verflucht. „Schläft er denn wenigstens jetzt?"
Sie verdreht die Augen. „Was denkst du wohl." - „Also ist er in der Uni." meine ich und schüttle den Kopf. Er sollte sich erholen und sich nicht morgens in die Uni schleppen. Er will es nicht wahrhaben, aber nachdem er gestern über den Parkplatz zum Auto gelaufen ist, war er schon aus der Puste und erschöpft. Seine Lunge hat mehr abbekommen, als er wahr haben möchte. Und da macht es eine Fahrt in der stickigen und vollen Tube nicht besser. Und auch nicht, dass er sich durch den Tag zwingt.
Ich nehme mein Handy heraus und schreibe ihm, ob wir uns gleich wie immer in der Mensa treffen. Er ist nicht online, aber wen wundert. Der Professor in diesem Hörsaal steht auch schon vorne und hat mir dem heutigen Thema angefangen, aber ich höre nicht richtig zu. Meine Gedanken kreisen, wie so oft, um Harry. Aber da Gemma angefangen hat, mitzuschreiben und ich zu konzentrieren, frage ich da nicht weiter nach.
Es hätte wohl keinen Unterschied gemacht, wenn ich vorhin gar nicht erst den Hörsaal betreten hätte. Ich habe nicht mitbekommen, worum es eigentlich ging und werde es wohl auf den Stapel „Muss ich bald doch nachholen" packen. Der wird gefühlt immer größer, statt kleiner.
Ich bin Mittags der erste, der an unserem Tisch sitzt. Der Teller mit Spagetti Bolognese steht neben mir und ich versuche zu verstehen, was das Thema der heutigen Vorlesung war. Ich hätte wirklich mal zuhören sollen. „Hi." höre ich dann jemanden sagen und blicke kurz auf. Es ist Liam. Ich murre nur und richte meine Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm meines Laptops. „Dann nicht." murmelt er leise und setzt sich mir schräg gegenüber. Trotzdem schaffe ich es nicht, die Unterlagen weiter durchzugehen, denn nur einen Augenblick nach ihm kommen Niall und Andy zu uns. Sie setzen sich und fangen direkt an über irgendein Fußballspiel zu quatschen. Das wars also mit meiner Konzentration.
Gerade, als ich meinen Laptop zugeklappt habe, sehe ich Harry auf uns zukommen. Er trägt einen großen schwarzen Hoodie und eine schlichte dunkle Jeans. „Hey." sagt er und lächelt kurz, ehe er sich neben mich setzt. Ich sehe zu ihm, küsse ihn zur Begrüßung und lege dann eine Hand auf seinen Oberschenkel. Scharf zieht er die Luft ein und sofort nehme ich meine Hand wieder weg. „Oh scheiße, tut mir leid!" Meine Augen werden groß und entschuldigend sehe ich ihn an. Wie konnte ich nur vergessen, dass er immer noch Schmerzen hat?
„Schon gut." sagt er etwas zu schnell und sieht auf sein Essen. „Alles okay?" fragt Liam besorgt und mustert ihn besorgt. „Alles gut, Liam." betont er und fängt an zu essen. „Hilft das Schmerzmittel denn?" fragt er anschließend und Harry nickt. „Ja, natürlich, aber eben nicht immer komplett." Ein beklemmendes Gefühl macht sich in mir breit. Ich hätte darauf achten sollen. Liam wirft mir einen wissenden Blick zu, was es nicht gerade besser macht.
„Was ist los?" fragt Niall verwundert. Die schlechte und angespannte Stimmung hier am Tisch ist praktisch nicht nicht zu bemerken.
„Louis hat vergessen, dass es Harry immer noch wehtut, wenn man ihn auf den Wunden berührt." meint Liam trocken und ich verdrehe die Augen. „Ich habe instinktiv meine Hand auf das Bein meines Freundes gelegt." erkläre ich und Niall sieht irritiert zwischen uns hin und her. Dann sieht er zu Harry. „Tut es noch arg weh?" Harry schüttelt stumm den Kopf und ich seufze. Er sieht müde aus, sehr sogar. Er hat tiefe Schatten unter den Augen und seine Locken hängen glanzlos herunter. Er muss ins Bett, er sollte nicht hier in der Uni sitzen und sich irgendwelche Paragraphen in den Kopf prügeln.
„Wann gehst du nach Hause?" frage ich ihn leise und perplex sieht er mich an. „Wieso sollte ich nach Hause gehen?" - „Cupcake, du bist immer noch nicht wieder gesund." - „Ach was, das passt schon." meint er. „Ich studiere doch kein Sport." meint er, aber wirklich lustig finde ich es nicht. „Außerdem sind bald die Klausuren. Ich muss noch ein bisschen was nachholen." - „Ja, aber dir geht es nicht gut." - „Hör doch auf, es ihm einzureden." mischt Liam sich da ein. „Danke." meint Harry nur, aber ich werfe ihm einen mahnenden Blick zu. „Ist das dein Ernst jetzt?" - „Louis, Harry weiß was er tut, er rennt zweimal die Woche zum Arzt, um alles kontrollieren zu lassen und er hat schon recht, es bringt auch nichts, Zuhause auf dem Sofa zu sitzen und den lieben langen Tag gar nichts zu tun. Das geht für dich vielleicht, aber es gibt auch Menschen, die können das einfach nicht." - „Bitte?" entgeistert sehe ich ihn an. „Hörst du dir eigentlich ab und an mal selbst zu?"
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Das fängt schon mal gut an... hättet ihr gedacht, es herrscht noch Stress zwischen Liam und Louis? Und findet ihr Liam hat recht oder würdet ihr euch an Louis' Stellen auch Sorgen machen?
Love L
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Sunflower, Lily And The Thing Called Love
FanfictionFortsetzung von "Sunflower" und "Sunflower And Lily". „Ich will einfach bei dir sein, ist das so falsch?" meine ich dann etwas genervt. Er schüttelt zwar den Kopf, meint dann aber, „Du weißt doch genau, wie viel ich nachzuholen habe." - „Und du wei...