Der Unfall
Das Saisonziel für 1939 war der Sieg beim mit $125.000 dotierten Rennen in Santa-Anita. Seabiscuit war während des Winters dicker geworden und schlechte Wetterbedingungen schränkten die Möglichkeit ein, das Pferd zu trainieren. Das erste Rennen, an dem Seabiscuit teilnahm, war ein Rennen über die Meile am 14. Februar. Der Boden der Rennstrecke war durch Regen aufgeweicht und Seabiscuit schien schon frühzeitig nach dem Rennstart zu stolpern. Seabiscuit wurde zwar Zweiter, aber Woolf stoppte sein Pferd schon kurz nach dem Überqueren der Ziellinie abrupt. Die Untersuchungen der Veterinäre bestätigten, was Woolf befürchtete: Seabiscuit hatte sich eine Sehne des linken Vorderfußes schwer verletzt.
Training mit Pollard
Für Seabiscuit gab es wenig Hoffnung, dass er noch einmal ein Rennen würde bestreiten können. Seabiscuit wurde auf Howards Gestüt gebracht, wo bereits Pollard mit seiner jungen Frau Agnes lebte. Pollard, der wie alle damaligen Jockeys nicht versichert wurde, ging es nach seinem schweren Unfall gesundheitlich und finanziell äußerst schlecht. Howard kam seinen moralischen Pflichten als Arbeitgeber minimal nach, indem er ihm eine Stelle in seinen Stallungen anbot.
Das lahmende Pferd und der hinkende Pollard unternahmen ausgedehnte, langsame Spaziergänge auf dem Anwesen. Mit Hilfe einer Metallschiene, die sein geschwächtes Bein stützte, traute sich Pollard allmählich wieder in den Sattel des Pferdes. Nach langen Ritten im Schritt wagten sich die zwei schließlich wieder an schnellere Gangarten. Seabiscuit machte in dieser Phase größere Fortschritte als Pollard.
Gegen Ende des Jahres 1939 erklärten Veterinäre Seabiscuit für ausreichend fit, um den Strapazen des Renntrainings wieder ausgesetzt zu werden. Verschiedene Jockeys trainierten das Pferd. Kurz vor dem geplanten ersten Rennen Anfang 1940 überredete Pollard Howard, ihn reiten zu lassen. Seabiscuit wurde mit zwei Längen Rückstand geschlagen und war nur Dritter. Pferd und Reiter brachte dieses Comeback jedoch erneut enormen öffentlichen Zuspruch. Beim dritten Rennen unter Pollard stellte Seabiscuit bereits wieder den Bahnrekord für eine Meile und 1/16 ein.
Das dritte Santa-Anita-Rennen
Nach den drei erfolgreichen Rennen konnte Howard Pollard nicht verwehren, Seabiscuit in Santa-Anita zu reiten, wo bisher kein Sieg zu Buche stand. 78.000 Zuschauer kamen diesmal zur Rennbahn. Der Start war unspektakulär, Seabiscuit kam wie so häufig nur langsam aus der Startbox und der sich noch vorsichtig verhaltende Pollard fand seinen Weg durch das vor ihm galoppierende Feld weitgehend versperrt. Unter Ausnützung kleinerer Lücken zwischen den vor ihm galoppierenden Pferden arbeitete sich Pollard langsam nach vorne. Als nur noch „Wedding Call" und „Whichcee" vor ihm lagen, zog er Seabiscuit waghalsig ganz nach innen. Wie in der Vergangenheit zeigte Seabiscuit noch einmal seine Fähigkeit, zum Ende eines anstrengenden Rennens Kraftreserven zu mobilisieren und noch einmal schneller zu werden. Er ließ „Wedding Call" und „Whichcee" hinter sich und gewann das Rennen mit anderthalb Längen.
Als Seabiscuit die Ziellinie überquerte, waren die Zuschauer nicht mehr zu halten. Erneut hatte das Pferd ein Ausnahmerennen geliefert und sich aus einer ausweglos erscheinenden Situation in spektakulärer Weise nach vorne gekämpft. Von Gratulanten umringt, dauerte es lange, bis Pferd, Reiter, Trainer und Besitzer am Platz der Siegerehrung zusammentrafen.
Am 10. April 1940 wurde offiziell bekannt gegeben, dass Seabiscuit keine weiteren Rennen mehr laufen werde. Als Zuchthengst kehrte er auf die Ridgewood Ranch von Howard zurück. Es verließ den Turf als das finanziell erfolgreichste Rennpferd seiner Zeit.
Seabiscuit wurde Vater von 108 Fohlen, aber nur zwei seiner Nachkommen, Sea Swallow und Sea Sovereign, hatten eine einigermaßen erfolgreiche Rennkarriere. Er war so beliebt bei den Leuten, dass ihn in seinen letzten Jahren noch 5000 Menschen besuchten.
Das Gnadenbrot schmeckte Seabiscuit so gut, dass er sich satte 150 kg Übergewicht anfraß. Seabiscuit starb 1947 an Herzversagen.
Im Santa-Anita-Park ehrt eine lebensgroße Bronzestatue das Rennpferd Seabiscuit. 1958 wurde er in das National Museum of Racing and Hall of Fame gewählt. Das Blood-Horse Magazine wählte ihn, als es die 100 wichtigsten Vollblutpferde des 20. Jahrhunderts bestimmte, auf Platz 25.
Bereits 1949 widmete Hollywood dem Rennpferd den Film The Story of Seabiscuit, der allerdings mit Seabiscuits Leben wenig zu tun hatte. Shirley Temple spielte darin die Hauptrolle, Seabiscuit wurde von seinem Nachkommen Sea Sovereign dargestellt.
Laura Hillenbrand veröffentlichte 2001 das Buch Seabiscuit: An American Legend, das mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde. Es schildert detailliert Seabiscuits Rennkarriere, seine Wirkung auf die amerikanische Öffentlichkeit und enthält Biographien von Tom Smith, Charles Howard und Red Pollard. Hillenbrand gewährt darüber hinaus einen tiefen Einblick in das Leben der Jockeys in den 1930er Jahren und die Abläufe im Rennsport. Das Buch war die Grundlage für den Film Seabiscuit - Mit dem Willen zum Erfolg (2003), der mit sieben Oscar-Nominierungen honoriert wurde.
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