Kapitel 1 - Ein Neustart

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„Hau ab solange du noch kannst!"
„Lass uns in Ruhe, damit wir unser Leben leben können!"
„Bitte lass mich in Ruhe. Mir liegt was an meinem Leben!"

Alles Sätze die ich schon oft gehört hatte. So oft, dass sie mir auch in dem Moment durch den Kopf gingen. Alles dummes Gerede. Die Leute hatten keine Ahnung. Sie verstanden alle nicht. Sie verstanden mich nicht. Sie verstanden mein Leben nicht. Sie verstanden das Leben meiner Familie nicht.
Typisch... Die Leute urteilten und dieses Urteil war unwiderruflich. Wie sollten Sie uns auch verstehen, wenn sich niemand auch nur in unsere Nähe traute.

Vorurteile. Die schlimmsten Urteile, die es gibt. Menschen aufgrund von Gerüchten, Geschichten und Gerede verurteilen. Meiner Meinung nach war dies eines der größten Fehler der Gesellschaft.

Ich schaute aus dem Fenster. Dies war die letzte Stunde bevor ich diese Leute nie wieder sehen musste. Einen Umzug hatte wir mehr als nötig. Vieles würde wahrscheinlich so bleiben, wie es war, aber ich musste unbedingt raus aus dieser Stadt. Raus aus dem Haus, in dem mich noch soviel an meine Mutter erinnerte. Ich würde nichts vermissen. Bis auf meine beste Freundin. Kayla hatte hier alles einigermaßen erträglich gemacht. Gerade saß sie neben mir und schrieb im Unterricht mit.
Chemie. Ich hasste Chemie. Aber sie war ein einziges Genie was Chemie betraf. An diesem Tag trug sie ihre braunen, gelockten, langen Haare, in einem Dutt. An einer Seite bahnten sich einzelne Strähnen ihren Weg ins Freie und hingen gerade herunter. Ihre braunen Augen waren auf die Tafel vor uns gerichtet und zwischen ihren Brauen bildete sich eine kleine Falte. Diese war dort immer zu sehen, wenn Kayla konzentriert war. Da ich kein Interesse am Unterricht fand, schaute ich aus dem Fenster und zählte die Minuten bis der Unterricht enden würde.

Meine Oma sagte früher immer „Es sind nicht die Tage, an die wir uns später erinnern, sondern die magischen Momente, die uns im Gedächtnis bleiben." Und an dieses Leben hier, diese Stadt, wollte ich mich nicht erinnern.

Die  Schulglocke holte mich aus meinen Gedanken. Die letzte Schulstunde an dieser Schule hatte ich damit erfolgreich überstanden. So schnell ich konnte packte ich meine Sachen und verließ mit Kayla die Schule. Als ich durch die grauen Flure ging, überkam mich ein Anflug von Angst.
Was wäre, wenn ich in der neuen, kleinen Stadt niemanden hätte, der hinter mir stehen würde. Doch dies verwarf ich schnell. Alles war besser, als die Blicke die ich hier auf mich zog, diese Blicke voller Angst oder Ekel.

Als ich ins Freie trat, lockerte sich auch mein Körper langsam wieder. Ich holte tief Luft und drehte mich ein letztes Mal um, damit ich dem großen, grauen Gebäude meinen Mittelfinger zeigen konnte, ehe ich in Kaylas Auto einstieg.

„Na, hast du deinem Liebling deinen Lieblingsfinger gezeigt?" fragte sich mich, als sie vom Parkplatz fuhr.
„Dieser ganze Ort ist mein Liebling, das weißt du doch."
„Ich hoffe, ich sehe dich nach dem Umzug sobald wie möglich wieder, Sky." nun schaute sie mich kurz mit einem mitleidserregenden Blick an.
„Hör auf so zu gucken. Natürlich! Du bist jederzeit bei uns willkommen, das weißt du." bei dem Gedanken an ihren Blick musste ich lachen und sie stimmte mit ein.
„Jetzt mal im Ernst... Ich werde dich schrecklich vermissen. Wie soll ich ohne dich, das hier noch weiter mitmachen? Diese Leute, die sich für etwas besseres und sehr schlau halten, treiben mich noch in den Wahnsinn. Ohne dich werde ich noch genau so ein Langweiler und Mitläufer werden, wie alle anderen hier auch." während sie das sagte, kaute sie an ihre Lippe herum. Das hat sie schon immer gemacht, wenn sie Angst hatte. Ich kannte sie nun sechzehn Jahre und ich wusste immer noch nicht wieso sie ständig Angst hatte.

„Du wirst niemals so verlogen und langweilig, wie alle anderen. Du warst schon immer genauso ‚anders', wie ich. Okay vielleicht wurdest du immer von allen gemocht, während ich nie andere Freunde hatte, aber du bist um so vieles besser, als alles andere hier. Du bist zu gut für diese Stadt."
„Hör auf mit diesen Komplimenten. Ich weiß schon was du meinst. Ich werde mich trotzdem verändern, das weißt du genauso gut wie ich. Aber ich werde dich trotzdem ganz oft besuchen, auch wenn ich eine blöde, langweilige Tussi geworden bin." wir fingen an zu lachen und damit war unsere Konversation vorerst beendet.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 22, 2020 ⏰

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