Part I: Martha

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"Till hat das Einstein verlassen. Er ist bei seiner Familie und wird dieses Schuljahr nicht mehr zurückkehren!"

Hausers Worte hallten immer wieder durch Marthas Kopf. Er ist weg. Und er wird auch nicht wiederkommen. Die Sportler ohne "Chef"? Sie ohne Stress mit Till? Das alles war unvorstellbar für Martha. Nicht in eintausend Jahren hätte sie daran geglaubt, dass er das Sportgymnasium  und damit seine Leidenschaft freiwillig an den Nagel hängen würde.

*Till ohne Sport... Das geht doch nicht!* Dieser Gedanke ließ Martha aufspringen.  *Was ist, wenn Till gar nicht freiwillig gegangen ist? Wenn seine Eltern ihn einfach so abgemeldet haben? Das können die doch nicht machen!! Der arme Till!* Seufzend lief sie im Speisessaal auf und ab. Ihr Müsli stand immernoch unberührt auf dem Tisch. Müsli. Das hatte sie sich von Till abgeschaut. Dieses blöde Nutellabrötchen jeden Morgen war ja auch keine Dauerlösung.

"Ey, ich glaub' ich kotz gleich! Nehmt euch ein Zimmer!" Eine Stimme holte Martha wieder in die Realität zurück. *Das kann doch jetzt nicht sein!* Um sich vergewissern zu können, dass sich ihre Ohren nicht getäuscht hatten, folgte sie der Stimme. Und tatsächlich: Vor der Sitzgelegenheit in der Ecke des Raumes stand Till. Er sah angeekelt zu Sibel und Pawel, welche es sich auf der Sitzgelegenheit bequem gemacht hatten. "Wenigstens muss ich das jetzt nicht mehr zu denen sagen. Du hast mir echt was vorweggenommen!" Augenblicklich begann Martha zu grinsen. "Ähm Martha? Mit wem um alles in der Welt redest du? Da ist niemand!" Pawel sah sie verwirrt an. "Ä-ähm.. Mit... Niemandem! Ich hab'nur laut gedacht!" versuchte Martha sich aus der scheinbar auswegslosen Situation zu retten. Über diese "Ausrede" konnte Sibel nur müde lächeln. "Jaja, schon klar... Erzähl das deiner Großmutter!" Um noch mehr Peinlichkeiten zu vermeiden, ließ Martha die Couch links liegen, steuerte auf ihren Tisch zu und schnappte sich ihr Müsli. Als sie genüsslich die ersten Löffel in ihren Mund geschoben hatte, hörte sie wieder seine Stimme. Jedoch war es diesesmal anders. Sie konnte ihn nicht sehen. "Ach ne, der Kampfhund ernährt sich gesund. Dass ich das noch erleben darf!" Die Röte hatte sich aus Marthas Gesicht verzogen und sie grinste nun wie ein Honigkuchenpferd.

"Jetzt mach aber mal halblang, du Turnbeutel. Ich passe mich nur euren Essgewohnheiten an, okay?" Viktor, der sich zu ihr an den Tisch gesetzt hatte, sah sie komisch an. "Turnbeutel?! Ernsthaft? Was besseres fällt dir nicht ein?" Er lachte und stellte seine Müslischüssel neben Marthas. "Hä? Wo kommst du denn jetzt her?" Die Röte in ihrem Gesicht war wieder da. "I-ich übe nur für Deutsch morgen. Wir sollen ein Stück mit Sätzen schreiben, die am besten zu uns passen!" versicherte sie Viktor mit einem entschlossenen Lächeln. Dieser schüttelte nur amüsiert den Kopf. "Ah ja. Is' klar." Die restliche Zeit des Frühstücks schwiegen die beiden sich an und Martha versuchte, nicht noch röter zu werden. Warum musste das immer jemand mitbekommen? Wie peinlich war das denn bitte? Jetzt hielten sie bestimmt alle für verrückt.

Als Martha ihr Geschirr in der Küche abgestellt, ihre Tasche geschultert und ihr Zimmer verlassen hatte, hörte sie Geräusche aus dem Internatshof. *Okay, Martha. Entspann dich. Er ist nicht da. Du bildest dir das nur ein. Till ist bei seiner Familie. Die Schule ist ihm egal. DU bist ihm egal. Also hör jetzt endlich auf, immer an ihn denken zu müssen. Du bist mit Kasimir zusammen!* Zufrieden über diesen Gedankengang öffnete sie die Tür und betrat den Hof, aus dem sie einige Momente davor die Geräusche gehört hatte. Und da waren sie schon wieder. Es klang, als ob jemand etwas Schweres über den Boden schliff. Martha ging noch einige Schritte, bis sie sah, was den Krach verursacht hatte. Vor ihr stand ein nassgeschwitzer junger Mann mit dunkelblonden Locken und einer riesigen Sporttasche in der Hand. "TILL?! Wo kommst du denn her?!?" Sofort war Kasimir aus Marthas Gedanken verschwunden. Till sah sie nur leicht benommen an. "Sportcamp." Er stellte die Tasche ab und holte einmal tief Luft. "Was stehst du hier eigentlich so blöd rum? Hast du keine Schule?" Martha, die Till grinsend angestarrt hatte, schüttelte sich kurz. "Ähm,doch klar. Da geh ich auch jetzt gleich hin. Bis dann." Aus Reflex umarmte sie den Sportler, welcher kaum eine Reaktion darauf zeigte. "Jo, wir sehen uns!" Till schnappte sich seine Tasche und stapfte an Martha vorbei, die, verdutzt über sich selbst, gerade ihre Wasserflasche ausgekippt hatte. "Ach verdammt!"

Till hörte Marthas Fluchen und machte auf dem Absatz kehrt. "Was ist denn los?" Seit wann interessierte es ihn, Till Hainzinger, wenn sie, Martha Pracht, ein Problem hatte? "Kann dir doch egal sein. Wolltest du nicht gerade rein gehen?" Martha schnaubte. "Ja, wollte ich. Aber dann hab ich dich fluchen gehört. Okay, das machst du öfter, aber dass du sowas sagst, ist selten. Also spuck's schon aus!" Der Sportler sah sie erwartungsvoll an. "Ja, okay. Ich hab mir meine komplette Wasserflasche auf mein Top gekippt." Martha lief mal wieder rot an. "Und wo ist jetzt das Problem?" Till verstand die Situation nicht und kratze sich fragend am Kopf. "Meine restlichen Sachen sind in der Wäsche." Das sonst so taffe Mädchen sah beschämt zu Boden. "Achsooo. Komm mit!" Ehe sie sich versah wurde sie von Till mitgezogen und auf eine Couch im Aufenthaltsraum verfrachtet. Till setzte sich neben sie, öffnete seine Sporttasche und wühlte darin. Nach einer Weile des Suchens grinste Till triumphierend und wedelte mit einem Stück Stoff vor Marthas herum. "Ich wusste doch, dass ich noch ein frisches Shirt habe." Er drückte es Martha in die Hand. "Hier, zieh an!" Das Mädchen sprang auf. "Im Ernst jetzt? Und da ist auch kein Juckpulver oder sowas drin versteckt?" Till schüttelte den Kopf. "Vertrau mir. Ich dreh mich auch um, wenn du dich umziehst!" Nach einigem Überlegen zog Martha ihr nasses Top aus und Tills frisches Shirt an. "Danke!" Sie lächelte ihn an. "Gern geschehen. Gehen wir zusammen zur Schule?" Ein wenig überrascht von Tills Frage stimmt sie kurz darauf zu. An den Fahrradständern dann die nächste Hiobsbotschaft: Marthas Fahrrad hatte einen Platten! "Na ganz toll! Was denn noch?" Sie verdreht genervt ihre Augen. "Spring auf!" Till zeigte auf seinen Gepäckträger. Das ließ Martha sich nicht zweimal sagen. Auf Tills Gepäckträger sitzen und sich an seinem starken Rücken festhalten? Aber gerne doch! Sie grinste ihn an. "Okay, Herr Taxifahrer. Dann einmal ans Albert Einstein Gymnasium. Und wenn es geht flott!" Till verdrehte nur lachend die Augen. "Aye aye,Captain!"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 30, 2020 ⏰

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"I hate that I love you!" Till&Martha [#tillartha oneshot]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt