4. Kapitel: Willkommensgeschenk

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Am nächsten Morgen erwachte Cedric mit unerwartet guter Laune. Er war zuversichtlich, dass es heute besser laufen würde als am gestrigen Tag.
Während er gerade dabei war sich anzuziehen, klopfte es an der Tür.
Verwirrt hielt er inne, zog sich dann schnell noch seinen Pulli über den Kopf und ging fertig angezogen zur Tür.
"Guten Morgen" sagte Cedric während er die Tür aufzog und runzelte dann verwirrt die Stirn. Er konnte niemanden sehen.
Auch rechts und links von der Tür stand keiner.
"Hier unten Sir" quieckte eine für einen Menschen viel zu hohe Stimme.
Jetzt viel Cedrics Blick nach unten.
Dort stand ein Hauself, mit riesigen Segelohren, die viel zu groß waren für den geradezu winzigen Kopf.
"Ich wurde Ihnen als persönlicher Hauself zu geteilt, Sir!" verkündete das kleine Wesen stolz und stemmte die dürren Ärmchen selbstbewusst in die Hüfte.

"Ist das so?" fragte Cedric, ohne sich ein Schmunzeln verkneifen zu können.
Mit feierlichem Ernst nickte der Elf und Cedrics Schmunzeln wuchs zu einem breiten Grinsen.
"Na gut, wie heißt du denn?"
"Mein Name ist Finky, Sir!"
Cedric nickte und trat zur Seite, um den Hauselfen herein zu lassen.
Sofort machte sich der Kleine daran die Unordnung, die Cedric hier innerhalb weniger Stunden angerichtet hatte, aufzuräumen.
"Finky?" der Hauself stoppte mit seiner Arbeit und sah ihn mit großen erwartungsvollen Augen an. "Ich muss jetzt los, also bis später."
"Ja Sir!" piepste Finky und Cedric zog die Tür hinter sich zu.

Je weiter er den Gang zur großen Halle entlang ging, desto düsterer schien es um ihn herum zu werden.
Erst jetzt viel ihm auf, wie still es hier eigentlich war. Zwar würden die Schüler erst Morgen in Hogwarts eintreffen, aber er hatte erwartet die Stimmen der anderen Lehrer aus der großen Halle hören zu können.
Cedric betrat die Halle und sein Blick fiel in die Mitte des Raums. Dort kauerte eine Gestalt in sich zusammengesunken am Boden, das Gesicht in den Armen vergraben.
Mehrere Sekunden starrte Cedric auf die Gestalt dort, zu geschockt um reagieren zu können.
Dann sah er hoch.
Die anderen Lehrer saßen an ihren Plätzen und starrten ihn schweigend an. Ganz so, als würden sie auf etwas warten.
Doch Cedric bewegte sich nicht. Wie erstarrt stand er dort und wusste nicht was er tun sollte.

"Scabior!" zerbrach eine mächtige Stimme die Stille und der Mann, der ihn am vergangenen Tag begrüßt hatte erhob sich von seinem Platz.
"Kommen Sie doch zu uns"
Den Blick wieder auf die Gestalt am Boden gerichtet, ging Cedric weiter. Er konzentrierte sich darauf keine Emotionen in seinem Gesicht zu zeigen. Er wollte vor diesen Leuten keine Schwäche entblößen.

Als er auf Höhe der Gestalt war, blieb er stehen. Es war ein junges Mädchen. Die nackten Arme mit unzähligen Narben übersät und mit frischeren Wunden, die gerade erst dabei waren langsam zu verheilen. 'Schlammblut' war mit rot auf den Boden vor dem Mädchen geschrieben wurden.
War das Blut?
Cedric riss seinen Blick von ihr los.
Keine Schwäche zeigen, rief er sich ein zweites Mal ins Gedächtnis und ging mühsam, aber mit versteinerter Miene weiter.
Vor der großen Lehrertafel hielt er an und starrte zu dem bösartig lächelnden Mann hoch.
Dieser schob seinen Stuhl zurück und kam selbstbewussten Schrittes um den Tisch herum.

"Sehen Sie das... "sagte der Mann und wies mit einer ausschweifenden Geste auf das Mädchen "... als kleines Willkommensgeschenk an."
Selbstzufrieden lächelnd sah er zu Cedric, aber Cedric schwieg nur.
"Zwar unterrichten wir auch dieses Schmutzvolk an unserer Schule, aber sie benötigen immer eine gewisse Sonderbehandlung, wie sich versteht."
Zur Demonstration zog er seinen Zauberstab hervor und richtete ihn auf das Mädchen "Diese minderwertigen Gestalten existieren nur, weil wir die Gnade besitzen sie am Leben zu lassen. Und deshalb ist es unser Recht und unsere Pflicht sie daran zu erinnern, wer die wahren Herrscher sind. Also sehen Sie genau hin."
Cedric war sich sicher zu wissen, was nun passieren würde. Dennoch richtete er seinen Blick auf das Mädchen, um nicht selbst in die Ungnade dieses Mannes zu fallen.
"Crucio!"
Kurz starrte Cedric das Mädchen an, doch dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf das blutrote Wort am Boden, nicht mehr in der Lage sie anzusehen. Sie schrie, krümmte und Wand sich am Boden, vom Schmerz gepeinigt.
Es schien ihm eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis der Mann endlich wieder den Zauberstab senkte und mit seiner Rede fortfuhr.

"Jeder unserer Lehrer bekommt ein Schlammblut unter seine Aufsicht, um sicherzustellen, dass sie nicht vergessen wo ihr Platz ist.
Diese hier gehört Ihnen. Ein wahrer Anhänger des dunklen Lords muss befähigt sein solche Unreinheiten zum Gehorsam zu zwingen."

Mit ausdruckslosem Blick sah Cedric dem Mann ins Gesicht. "Was genau wollt Ihr von mir?" fragte er mit rauer Stimme. Sein Mund fühlte sich wie ausgetrocknet an.
Der Mann schenkte ihm ein liebliches Lächeln, das ihn noch schrecklicher aussehen ließ als er es sowieso schon war.
"Zeigen Sie uns, dass sie würdig sind an dieser Schule zu unterrichten und dass Sie ein wahrer Anhänger des Dunklen Lords sind."
Verzweifelt drehte Cedric sich zu den anderen Lehrern um, doch diese sahen ihm mit eisigen Gesichtern entgegen. Manche erhoben sich sogar von ihren Plätzen, um eine bessere Sicht auf ihn und das kommende Spektakel zu haben.

Offensichtlich würde ihn keiner aus dieser Situation retten. Hatte er überhaupt eine Wahl? Es sah nicht danach aus.
"Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!" knurrte der Mann und stieß Cedric unsanft auf das Mädchen zu.
Bring es einfach hinter dich Cedric! Was hast du denn erwartet wie es hier sein wird? An einem der Hauptstützpunkte des Dunklen Lords? Also tu es einfach!
Sprach Cedric auf sich selbst ein und er zog seinen Zauberstab aus seinem Umhang.
Seine Finger zitterten als er den Zauberstab auf das Mädchen richtete, aber er war entschlossen es durchzuführen.

"Crucio!" seine Stimme klang erstaunlich fest, doch er musste die Augen schließen, um nicht mit Ansehen zu müssen, was er da tat. Ihre Schreie reichten ihm vollkommen aus.
Irgendwann, er konnte nicht sagen wie lange es gedauert hatte, öffnete er  die Augen und ließ seinen Zauberstab sinken. Leise konnte er das Wimmern des Mädchens hören, das nicht weit von ihm entfernt am Boden lag.

Cedric zuckte zusammen als er von hinter sich das laute und schreckliche Lachen des Mannes hörte. Ein Lachen, das einem sämtliches Blut in den Adern gefrieren ließ.
Wie betäubt taumelte Cedric zurück, um wegzukommen von dem Mädchen.
Er konnte nicht mehr klar sehen, nicht mehr klar denken.
Es schien als spielten seine Sinne verrückt.
Er hörte nur noch dieses Lachen, das sich in seinen Kopf hinein fraß und das drohte ihn verrückt werden zu lassen.
Um Cedric herum wurde es schwarz und er spürte wie ihm die Beine wegknicken und wie er fiel.
Dann wurde er bewusstlos.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 28, 2020 ⏰

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