01 - Interview

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Diane

Menschen. Hier sind so viele Menschen. Und die Masse wird immer größer. Sie warten auf mich. Oder besser darauf, dass Angela Rhina die Vorhänge öffnet. Nur für dieses Interview. Ich bin froh, dass OM bei mir ist. Klar, er ist bloß ein Roboter, aber er ist fast wie ein echter Mensch und einer meiner besten Freunde. 

Ich sitze auf dem Sofa, Schweiß läuft mir die Stirn runter. Ich bin so aufgeregt! Das erste Mal halte ich so ein Interview, sonst war ich immer zu schüchtern und hatte zu große Angst, etwas Falsches zu sagen. 

,,Diane, alles okay?", fragt OM mit seiner Roboterstimme. 
,,Shhhh!", kommt von Angela. Wir sollen komplett leise sein. Also schicke ich ihm eine Nachricht von meinem Gehirn aus, dass ich bloß sehr aufgeregt bin und das kann er verstehen. Jedenfalls sagt er das. 

,,Ich bin bei dir, falls du mich brauchst.", schickt er mir zurück. Ich schicke ein danke und das wars. 

Ich schaue auf die Uhr. Jede Sekunde geht es los. Die Show beginnt immer um 17 Uhr und es ist eine Minute vor.

Ich schaue durch die kleine Lücke der Vorhänge und sehe meinen Bruder Aidan mit einem Lächeln. Man sieht, dass er sehr stolz auf mich ist. Und das freut mich so sehr.

Aber meine Angst wird mit jedem Uhrenticken größer. Ich bekomme Bauchschmerzen vor Lampenfieber und mein Atem wir nach jedem zehnten Tick etwas schneller. Meine Knie fühlen sich schwer an und zittern. Die Zähne klappern unkontrolliert.

Die Uhr behalte ich nun gut im Blick. Jede Sekunde fühlt sich wie eine Ewigkeit an. Und draußen wird schon runtergezählt.

,,10!", hör ich die Menge rufen.
,,9! 8! 7! 6! 5!"

Meine Aufregung wird immer größer. Warum habe ich nicht einfach auf Mom gehört und bin zuhause geblieben? Sicher werde ich das jetzt so vermasseln!

,,4!"

Es wird immer schlimmer. Könnte ich es noch abbrechen und sagen, ich will nicht?

,,3!"

Aber dann wäre Aidan enttäuscht. Jeder, der hierfür bezahlt hat, wäre sauer. Die bezahlten Professoren und so wären umsonst gewesen.

,,2!"

Nein, ich muss das jetzt machen! Wenn nicht, werde ich es auf Ewig bereuen, niemals ein Interview geführt zu haben.
Ich schaue in Richtung Publikum mit angestrengtem Gesicht. Mein Herz pocht. Wie lange dauert diese letzte Sekunde bitte?

,,1!"

Der Vorhang geht auf, die Scheinwerfer scheinen auf uns, so hell, dass ich meine Augen etwas zukneifen muss, um alles sehen zu können. Ein dutzend Leute sind hier. Sicher 50 bis 70. Die Kameras sind genau auf uns gerichtet. Wer mir wohl alles zuschaut? Schaut Mom vielleicht zu?

Sicher nicht. Sie ist wohl mit ihrer Arbeit beschäftigt oder mit irgend etwas anderem. Aber mir würde sie niemals zusehen. Wirklich niemals.

,,Guten Abend und herzlich Willkommen bei Superstars! Ich bin Angela Rhina und Interviewe heute live das berühmte Technik-Genie Diane Holmes!"
Sie sieht mich an.
,,Diane, erzähle doch mal. Wie bist du denn ausgerechnet auf Technik gekommen?"

Ich stocke kurz.
,,Also... Der Grund ist ziemlich langweilig eigentlich.", sage ich und lache verlegen. ,,Ich habe das Buch als ich 12 war zuhause gefunden und hatte Langeweile und habe es dann mal durchgelesen. Dadurch wurde mein Interesse geweckt. Dann habe ich ein Wenig was gekauft, um Dinge damit zu bauen. Und es hat mir viel Spaß gemacht. Also habe ich weiter gemacht."

,,Und wie hast du dann OM gebaut?", fragt Angela und zeigt auf das Gesicht hinter mir.

,,Erschaffen sage ich lieber dazu. Nunja. Ich habe einfach nachgedacht und ausprobiert, wie es funktionieren könnte. Irgendwann habe ich es dann geschafft. Nur das mit den Gefühlen war sehr schwierig."
,,Ist er wie ein Mensch?"
,,Das fragen sie mal lieber OM.", sage ich. ,,OM, abkapseln."

DIANE Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt