05. August 2028

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Ein muffiger Geruch schlug mir entgegen, nachdem ich nur die ersten Stufen hinabgestiegen war

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Ein muffiger Geruch schlug mir entgegen, nachdem ich nur die ersten Stufen hinabgestiegen war. Ein Geruch, der mich daran erinnerte, wie ich als kleiner Junge die Treppe hinaufgerannt war, nachdem mein Vater mich in den Keller geschickt hatte um etwas aus dem staubigen Vorratsraum zu holen. Es war diese irrationale Angst eines Kindes gewesen, dass dort unten im Keller irgendwelche unheimlichen Kreaturen auf mich warten könnten, die mich die Beine in die Hand nehmen und die Treppenstufen beinahe hinauffliegen ließen.

Einmal klammerte ich mich an zwei Rollen Toilettenpapier, als ich glaubte eine Bewegung im Schatten gesehen zu haben. Es war, als hätten mich zwei gelbe Augen angestarrt und so war ich gerannt. Zu schnell, denn eine Stufe übersehend fiel ich längs auf die Treppe und schrie nach meinem Vater. Schnell war er bei mir gewesen und hatte mich in das gemütliche Wohnzimmer getragen. Liebevoll hatte er Pflaster auf die Wunde an meinem Kinn und meinem Knie geklebt und mich danach mit seiner albernen Art zum lachen gebracht. Danach war ich einige Jahre nicht mehr in den Keller gegangen in der festen Überzeugung, das Schattenmoster würde hier hausen.

Die Erinnerung ließ mich schmunzeln. Es waren so viele Jahre seither vergangen und auch wenn ich mich mit zunehmenden Alter wieder in den Keller getraut hatte ohne vor Monstern davon zu rennen, war mir diese Erinnerung dennoch so präsent. Anders als mein Vater, den ich vor wenigen Monaten zu Grabe getragen hatte. Dass ich nun aber wieder in mein Elternhaus ziehen würde, um meine eigene Familie zu gründen und selbst der Vater zu sein, der sein Kind vor vermeidlichen Monstern aus dem Schatten schützen würde, hätte ich niemals gedacht. Und vermutlich würde ich es niemals so liebevoll schaffen, wie mein Vater. Und noch weniger hatte ich gedacht, dass mich aus diesem Keller bald ein ganz anderes Monster verfolgen würde!

Oben in der Küche räumte Rieke die Kartons mit Gläsern, Tellern und Besteck aus, die ich ihr hineingetragen hatte. Sie war eine beherzte und dickköpfige Frau und trüge sie keine Kugel mit sich herum, dann hätte sie sicherlich darauf bestanden einige der Kartons selbst zu tragen. Doch nun trug sie etwas viel wertvolleres in sich, das es zu schützen galt. Unsere kleine Tochter.

Am Fuß der Treppe angekommen, konnte ich nicht verhindern, dass mein Blick zu jener dunklen Ecke glitt, in der ich vor Jahren das gelbäugige Monster gesehen hatte. Heute würde ich nicht mehr fortrennen. Heute stellte ich mich meinen Monstern. Doch wie erwartet befand sich in der Ecke nichts. Kein Monster. Nicht einmal der Besen, der dort früher gestanden hatte. So ging ich auf die Tür des Vorratsraumes zu und betete innerlich, dass mein Vater nicht noch alte Pralinen hier hortete, die nun vermutlich schon seit einigen Jahren abgelaufen waren. Mein Vater war auf seine alten Tage krank und gebrechlich geworden und den Keller hatte er kaum mehr betreten, denn diese Tortur versuchte er zu vermeiden.

Meine Gebete wurde erhört, die Kammer war so gut wie leer. Spinnweben überzogen einsame Konserven mit Obst drin, das im Vergleich zu Schokopralinen vermutlich sogar noch haltbar war. Auf dem Brett darunter standen zwei Flaschen Rotwein und ein erfreutes Seufzen verließ meine Lippen. Es war ärgerlich für Rieke, denn sie hatte ebenso gerne wie ich nach dem Abendessen ein Glas Rotwein getrunken. Etwas, das sie seit einem halben Jahr nicht mehr konnte und nicht müde wurde schelmisch grinsend zu betonen, dass sie sich nach der Geburt erst einmal wieder richtig betrinken würde. 

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