Prolog

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Die Melodie war leise und sanft. Viel zu sanft und friedlich um jemanden aufzuwecken und dennoch schlug Matthew die Augen auf.
Er lag noch immer auf dem kleinen Karren, auf dem er eingeschlafen war, aber irgendwas war anders.
Noch verschlafen richtete sich der Junge auf und strich sich die Haarsträhnen aus den Augen. Für einen Moment war er verwirrt. Niemand war da, auch der Esel, der den Karren zog - Snow - saß noch neben dem Wagen auf dem Boden und döste vor sich hin. Verwirrt blinzelte der Junge durch die Gegend, ehe er etwas wahrnahm.
Gesang.
Langsam richtete er sich auf und sah sich um. Der Gesang kam aus der Ferne und ehe er sich versehen konnte, stand er auf und sprang vom Wagen, dem Gesang folgend.
Es war als würde ihn irgendetwas dorthin ziehen, als würde er einem vorgegebenen Weg folgen.
Irgendetwas an der Melodie, welche er hörte, schlug ihn in einen Bann. Er verstand nicht einmal, was dort gesungen wurde. Waren es überhaupt Wörter? Und wenn ja, welche Sprache?
Das war irrelevant. Er wollte einfach nur weiter, wollte die Quelle finden, von der die Melodie kam. Sie fühlte sich so vertraut an, so richtig und so warm. Es war als wäre er zuhause ...

Er nahm die Schritte hinter sich nicht wahr, alles worauf er sich konzentrieren konnte, war die Melodie. Deshalb zuckte er auch zusammen, als ihn plötzlich jemand am Handgelenk festhielt und ihn davon abhielt weiter zu gehen. »Hey! « Beschwerte er sich und wirbelte herum. Wer war bitte hier und hielt ihn fest? »Ich muss weiter! «
Die Person, die ihn festhielt, war männlich, etwas älter als er und ergriff nun seine Schultern. »Nein, nein das musst du nicht. « Gerade wollte der Teenager dem Fremden widersprechen, da fing dieser an weiterzureden. »Wie heißt du? «
»Matthew. « Es fühlte sich an, als hätte er keine richtige Wahl. Antworten fühlte sich richtig an.
»Nett. Wo kommst du her, Matthew? «
»Enyakude. «
»Weite Reise, die du dir da vorgenommen hast, kleiner." Der Fremde verzog keine Miene und sah ihm weiterhin mit einem starren Blick in die Augen, welche erstaunlich hypnotisierend wirken.
»Ich weiß. «
Daraufhin ließ der Fremde endlich seine Schultern los und trat einen Schritt zurück. »Gern Geschehen. « Mit einem mal fühlte sich Matthew, als hätte man ihm einen kalten Eimer Wasser über den Kopf gegossen und er wäre vollständig erwacht.

Er stand hier gerade mit einem Fremden und gab persönliche Informationen raus, wieso tat er das? »Was? « Er machte einen Schritt zurück, woraufhin der Fremde schnell nach vorne eilte und ihn zurückzog. »Vorsichtig, « meinte er und nickte daraufhin hinter Matthew. Als dieser sich umdrehte, blickte er einen Abgrund hinab, unter dem das Wasser toste und schäumte. Die, beinahe schwarz wirkenden Wellen, krachten gegen die dunklen Felsen und dem Jungen wurde schwindelig, woraufhin er zurückstolperte, in die Richtung des Fremden. »Was-- wie ... « Jetzt wo er den Abgrund hinab geschaut hatte, war das Geräusch des Meeres unglaublich laut und die Melodie war vollständig verstummt. Wie konnte er die Wellen vorher nur nicht gehört haben.
»Sirenen.«
»Was? « Er drehte sich verwirrt zu dem Fremden um, welcher langsam rückwärts ging und ihm bedeutete, ihm zu Folgen
»Sirenen. Das war ihr Gesang und du wärst ihnen beinahe in die Falle getappt. « Er verschränkte die Arme und Matthew runzelte die Stirn. »Das sind doch nur Märchen die man kleinen Kindern erzählt, damit sie nicht alleine ins Meer gehen. «
Der andere Junge seufzte und legte den Kopf schief, ein Bemitleiden der Ausdruck auf seinem Gesicht. Was fiel dem bitte ein?
»Du wärst gerade beinahe eine Klippe hinab gelaufen wegen ihrem Gesang. Du hast das Meer nicht gehört, sicher, dass es nur eine Legende ist um Kinder zu verstören? «
Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber dann wieder. Leider machte das Sinn. Ein Schauer lief ihm plötzlich über den Rücken, obwohl es recht warm war. Irgendwie wurde ihm gerade kalt und er blickte zurück zu seinem Karren. »Du bist sicher. Sie haben aufgehört und sind weitergezogen. « Der Fremde schien seine Gefühle zu erraten. »Geh zurück und leiste deinem Haustier etwas Gesellschaft. « Er lächelte ihn an und Matthew blickte kurz zurück zu Snow. Sie schlief noch immer tief und fest.
Dann drehte er sich zurück zu dem Fremden um, aber der war verschwunden.
Verwirrt blickte sich der Teenager um, doch von dem anderen Jungen war nirgends eine Spur.

[ARBEITSTITEL]Where stories live. Discover now