"Sweet little girl, with nothing to say
She hides in the smile she wears on her face
The secrets of her, the family keeps
The secrets of him that blacken the sheep"
Beim Essen ist es still. Von dem Geräusch des schabenden Bestecks auf dem Porzellan klingeln meine Ohren. Ich hebe nicht den Kopf, fixiere die Kartoffel vor mir.„Und David, was macht der Beruf" Tante Ann fragt freundlich, aber kühl. Ich hebe weiterhin nicht den Kopf.
"Ach Anni, weißt du doch. Immer nur Ärger. Alles wie früher. Man muss sich nehmen was man braucht." Ja, das tut er.
„Und bei dir, Schätzchen?" Ihre Stimme wird weicher, mitleidig. Ich zucke, mir wird schlecht. 'Das arme Mädchen ohne Mutter'. Ich kann es nicht mehr hören.
„Gut. Alles gut." Lügnerin. Ich schiebe mir die Kartoffel in den Mund. Sie ist kalt. Wie ein Stein drückt sie mir auf den Magen.
„Wirklich?" Tante Ann lässt nicht locker. Ich kann ihren stechenden Blick auf mir spüren. Ich hebe langsam den Kopf. Meine langen Haare teilen sich und geben mein Gesicht frei.
„Ja." Mein Lächeln ist aufgesetzt. Perfektioniert. Ann zögert kurz und gibt sich dann zufrieden.
„Wir müssen dann auch leider fahren." Ohne auf eine Reaktion zu warten schiebt er den Stuhl zurück.
„... aber David, der Nachtisch..." meine Oma hat die Spannung ignoriert. Sie wirkt enttäuscht, als würde sie nicht verstehen, was vor sich geht. Vielleicht tut sie das auch nicht. Vielleicht will sie es auch nicht. Wer will das schon.
" Ach Margaret, jetzt lass den Jungen schon gehen." Opa erhebt sich ebenfalls, kurze Stille. Ich lege die Gabel langsam auf den Teller und stehe auf. Ich greife nach meiner Jacke. Er auch. Als sich unsere Hände berührten bekomme ich eine Gänsehaut. Ich halte kurz inne. Dann greife ich bestimmter nach dem festen Stoff.
Die Luft draußen ist kühl, aber nicht kühl genug. Die Spannung zwischen uns ist unerträglich. Meine Hände schwitzen. Das Blut in meinen Ohren rauschen. Ich spüre seinen Blick auf mir. "Alles gut, Vögelchen?" seine Stimme ist weich, interessiert. "Ja, Daddy." Er lässt keine andere Antwort gelten. Ich auch nicht. "Familienessen eben." Ich lasse es mich selbst glauben.
Der Wagen blinkt, wir steigen ein. Das Verhör ist vorbei. Ich hatte es überstanden. Die Anspannung fällt von mir ab, ich beginne zu zittern.
„Dir ist kalt, warte." Er legt seine Jacke über mich. Sie riecht nach ihm.
„Danke Daddy."
Der Motor springt stotternd an und wir fahren los.
Ich bin erschöpft. Die Lichter draußen sausen in einer einschläfernden Gleichmäßigkeit an mir vorbei. Das Radio spielt monotone Songs über Liebe und Sex und Drogen. Die Texte verschwimmen ineinander. Er hatte kein Wort gesagt, den Blick nicht von der Straße abgewandt. Ohne ein Wort legt er eine Hand auf mein Bein. Ich fühle mich betäubt. Schlaff. Ich bewege mich nicht, als er seine Hand in meine Hose schiebt.
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Short StoryEine Kurzgeschichte zu dem Song "Daddy" von Badflower. (alle genutzten Liedtexte sind geistiges Eigentum der Band Badflower)