Stöhnend ließ ich meinen Kopf auf den Tisch fallen. Meine Gedanken wirbelten im Kopf herum, während ich verzweifelt an meinem neuen Songtext arbeitete. Wie immer. Viele fragen mich, warum zur Hölle ich unbedingt immer die ganze Arbeit selbst machte. Songtexte selbst schreiben, die eigene Produktion durchführen und und und.... Einzig und allein mein bester Freund Steve durfte mir bei meiner Arbeit helfen. Er war der einzige, der mich schon durch mein ganzes Leben begleitet hatte und kannte mich dementsprechend auch am besten.
Ich sah verzweifelt auf mein fast leeres Blatt und rieb mir meine Schläfen. Das durfte doch nicht wahr sein. Normalerweise sprudelten mir aussagekräftige Wörter oder Zeilen nur so durch den Kopf, sodass es mir immer leicht fiel, neue Songtexte zu produzieren. Doch heute war aus irgendwelchen Gründen der Wurm drin.
Ich seufzte leise und wollte gerade wieder meinen Stift zur Hand nehmen, als ich eine Bewegung neben mir wahr nahm. Mein Kopf fuhr reflexartig herum und fixierte einen imaginären Punkt hinter einem Apfelbaum. Da, schon wieder hörte ich dieses Geräusch. Klick. Plötzlich tauchte zu meiner linken eine Kamera direkt vor meinem verwirrten Gesicht auf, sodass ich mich zu Tode erschrak. "Einen wunderschönen guten Morgen und herzlich Willkommen zu Big Morning Buzz Live. Ich bin zufällig hier mit der tollen Emily Richard im Café The Greatest und freue mich euch einige spannende Berichte mitzuteilen.
Ich stöhnte erneut leise auf. Zufällig. Das ich nicht lache. Trotzdem versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen. Es war nicht das erste Mal, dass ich auf der Straße plötzlich überrascht wurde, aber gerade heute fiel es mir extrem schwer, so zu tun als wäre mein Leben ein einziges Schlaraffenland. Denn das war es nicht. Durch meinen Vater, der selbst einer der erfolgreichsten Schauspieler Hollywoods ist, kam ich durch seine Bekanntheit natürlich auch Aufsehen. Natürlich nicht so wie mein Vater, aber als Tochter des berühmten Stars, die nicht die absolute Vorzeige Tochter war und manchmal immer noch ist, bin ich für viele Papparazzi das gefundene Fressen.
Ich hatte, um ehrlich zu sein, eine ziemlich wilde Jugend. Durch viele heftige Streits mit meinem Vater, habe ich damals alles gemacht, was ihn auf die Palme bringen konnte. Dies ging vom Feiern bis hin zum Konsum von Drogen. Man muss sich vorstellen, dass man eigentlich schon sein ganzes Leben weiß, welche Träume man hat und diese verwirklichen möchte. Doch diese Pläne werden radikal auseinandergerissen, da man nicht mehr über sich selbst bestimmen darf. Genau so war es mit meinem Vater. Er war sich schon immer der Tatsache bewusst, dass ich einst in seine Fußstapfen treten würde. Erst nachdem meine Mutter sich immer mehr einmischte und meinen Vater zur Vernunft brachte, mich selbst über mein eigenes Leben im Klaren zu werden, wurde es besser. Ich wollte einfach nicht immer im Rampenlicht stehen, in dem ich sowieso schon aufgrund meines Vaters stand. Zumindest bis jetzt.
Daher wusste bis zum jetzigen Zeitpunkt auch noch niemand, dass ich irgendwelche Songtexte verfasste. Versteht mich nicht falsch, ich liebe es mich mit Musik auseinanderzusetzen. Ich habe auch schon immer davon geträumt, mein früheres Hobby zum Beruf zu machen. Jedoch war mir nicht klar, wie viel mehr Aufsehen ich wahrscheinlich erreichen würde, wenn ich dies publik machen würde. Ich liebte meine Privatsphäre und wollte unter keinen Umständen mein Leben noch mehr in die Öffentlichkeit drücken. Daher veröffentlichte ich Songtexte nur unter meinem Pseudonym. Auch zu Gesängen konnte ich mich bis jetzt nur zu anonymen Audios durchringen, die ich dann veröffentlichte. Ich fühlte mich wohler und geschützter, wenn keiner wusste, von wem die Texte wirklich stammten. Nur meine Mutter verstand mich in diesem Punkt. Ginge es nach meinem Vater, wäre ich schon jetzt auf den größten Bühnen der Welt, um mich der Welt zu präsentieren. Er liebte den Luxus und die Vergötterung der Menschen. In diesem Punkt waren wir zwei grundverschiedenen. Ich wollte lieber Menschen helfen, für sie da sein und ihnen in schlimmen Zeiten beistehen. Insbesondere auch durch intaktes Helfen viele Menschenleben zu retten. So etwas wie Berühmtheit brauchte ich gar nicht in meinem Leben.
Das lenkte auch sofort meine Aufmerksamkeit wieder zum Paparazzi, der mich immer noch erwartungsvoll anschaute. Irritiert schaute ich zu ihm hoch und setzte mein professionelles Lächeln wieder auf: "Entschuldigen Sie bitte meine Zerfahrenheit. Was sagten Sie nochmal?" "Woran sind Sie denn momentan beschäftigt, junge Dame?", klimperte mich das junge Mädel an und zog ihre Augenbrauen fast bis zum Ansatz hoch. Ich lächelte ihr steif zu, packte mein Blatt heimlich und schob es schnell in meine Tasche zurück: "Das kann ich Ihnen momentan leider nur vorbehalten. Aber sobald ich Näheres weiß, werde ich Ihnen selbstverständlich Bescheid geben." Mit diesen Worten machte ich auf dem Absatz kehrt und verließ mit langen Schritten das Café.
Natürlich würde ich nicht der erstbesten Journalisten mein Vorhaben für meine Zukunft mitteilen. Aber so lief das nun mal - man durfte unter keinen Umständen weitere Skandale auslösen, sodass der Ruf der Familie Richard nicht zerstört wurde. In Gedanken versunken lief ich schnell die Straße entlang. Nach Hause war es glücklicherweise kein langer Weg. Ansonsten hätte ich schnell unseren Chauffeur angerufen *Anweisung von meinem Vater. Währenddessen kramte ich mit einer fließenden Bewegung mein Handy aus meiner Tasche und rief Timo an. "Hey Babe", rief er ins Handy und zischte leise Worte im Hintergrund. "Hey, ich bin gerade auf dem Weg nach Hause. Dachte wir können uns einen schönen Abend machen", antwortete ich gedankenverloren. "Ähm, ja klar. Ich bin hier grad nur ziemlich beschäftigt und schaffe es wahrscheinlich gar nicht vor 20 Uhr. Aber frag doch Camilla, ob sie nicht Zeit hat". Ich runzelte die Stirn und räusperte mich: "Ist bei dir alles gut?", fragte ich. "Du wirkst so gehetzt". "Was, ja natürlich, was soll denn sein?", lachte er. Doch ich kannte Timo inzwischen lang genug. Er war einer der Personen, bei denen man schon anhand der Veränderung ihrer Stimmlage erkennen konnte, das etwas nicht stimmte. Aber ich vertraute Timo. Wir waren inzwischen schon 3 Jahre zusammen und es waren die besten Jahre meines Lebens. "Okay, Schatz. Ich warte auf dich zu Hause. Sag mir Bescheid, wenn sich etwas an der Uhrzeit ändert. "Natürlich, Süße. Bis dann".
Ich wollte gerade noch etwas erwidern, doch da hatte er schon aufgelegt. "Merkwürdig", dachte ich und hielt vor unserer Haustür. Ich kramte meine Schlüssel hervor und versuchte gleichzeitig meine Tasche und meine Kaffee in der einen Hand und meine Schlüssel in der anderen Hand zu balancieren. Leichter gesagt als getan. Mühsam schloss ich auf und stellte alle Sachen auf dem Sideboard in der Diele ab.
Timo und ich sind vor rund 6 Monaten in unser erstes gemeinsames Haus gezogen. Schon damals hatten wir den Traum uns endlich selbstständig zu machen. Mir war das nur recht. Seit meines 18. Geburtstages wartete ich eigentlich nur noch darauf, endlich frei sein zu können und meine Träume zu verwirklichen. Zusammen wollten wir uns eine gemeinsame Zukunft ermöglichen. Und mit dem richtigen Mann an meiner Seite schien das zur jetzigen Zeit auch endlich zu klappen.
Das dachte ich zu dem Zeitpunkt zumindest...
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Let go of your past
RomanceEmily, Tochter des angesagtesten Schauspielers, möchte nur eins: Nicht in die Fußstapfen ihres Vater treten. Sie plant gemeinsam mit ihrem Freund ein Leben außerhalb des Rampenlichtes, in dem sie ihr Hobby Singen zum Beruf machen kann. Doch was pass...