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Die Schüler, die die ganze Szene amüsiert und fassungslos zugleich beobachtet hatten, stürmten aus dem Klassenzimmer. Jodie und Ryan warfen mir bein Rausgehen ein nettes Lächeln zu, um mir ihre Unterstützung zu signalisieren.
"Also, was sollte das eben?" fragte Remus mich streng.
Statt eine vernünftige Antwort zu geben, zuckte ich mit den Schultern.
"So bist du doch sonst nicht", entgegnete er.
"Ich bin einfach etwas wütend geworden."
"Wütend, weil du aus Versehen von einem Zauber getroffen wurdest, den Jodie davor unzählige Male an die geübt hat?"
Wenn er die Frage so formulierte kam ich mir ziemlich dämlich vor, was ich vermutlich auch gewesen bin.
"Kommt nicht mehr vor. Darf ich jetzt gehen?"
Er stieß einen langen Seufzer aus.
"Was ist los mit dir, Violet?" fragte er mich sanft.
"Nichts, es ist alles in Ordnung."
"Soll das jetzt ewig so weitergehen? Du tust so als wäre nichts?"
"Wenn du weiter so tust als wäre ich nur eine einfache Schülerin und du nur mein Professor dann ja, dann soll es so weitergehen", erwiderte ich und verließ den Klassenraum.

Ich war so sauer, auf alles und jeden. Sauer auf ihn, weil er mich mit seinen Worten so abgewiesen und verletzt hatte, auf mich, weil ich so dämlich reagierte, auf die gesamte Situation, selbst auf Tina, was völlig übertrieben war, doch sie war ihm eben so nah, wie ich es nicht mehr sein kann. Wütend lief ich in die große Halle und setzte mich zu meinen beiden besten Freunden. Außer ihnen waren nur sehr wenige andere Schüler hier.
„So wie du aussieht lief es ja nicht besonders gut", merkte Ryan an. „Was hat er gesagt?"
„Ach, nicht viel. Er hat mir nur noch mal gesagt, dass sowas nicht geht", log ich.
Ich sah zu Jodie, die natürlich sofort erkannte, dass es um etwas anderes ging.
„Ich hätte dasselbe getan. Selbst Schuld, wenn sie nicht aufpasst", stimmte Ryan mir zu.
Ich lächelte ihn breit grinsend an.
„Na immerhin einer, der mich versteht."
„Ganz ehrlich? Das war ne klasse Aktion", mischte sich Seamus ein, der neben uns saß. Er streckte seine Hand zu einem High-Five aus, welches ich erwiderte.
„Ein wenig Leid getan hat sie mir schon", steuerte Jodie ein.
„Das einzige was einem bei der Leid tun muss ist ihr nicht vorhandenes Talent", sagte Ryan.
In dem Moment kam Remus in die große Halle und steuerte auf den hinteren Tisch zu, an dem die anderen Professoren saßen. Gerade als er an unseren Plätzen vorbei lief, wurde sein Name gerufen. Allerdings nicht von uns, nein, von Tina. Sie saß weiter hinten an unserem Tisch und kam gerade auf ihn zugelaufen.
„Professor, ich hätte da noch eine Frage. Die wollte ich ihnen eigentlich direkt nach dem Unterricht stellen, aber das ging ja nicht", erklärte sie und schaute dabei zu mir rüber. Blöde Kuh.
„Worum geht's denn?" fragte Remus sie.
„Sie haben sicher schon gemerkt, dass mir ihr Fach ziemliche Probleme bereitet. Irgendwie liegt mir das Zaubern noch nicht besonders, aber mit ein wenig mehr Übung könnte ich es sicher verbessern. Ich dachte dabei an sie."
Jedes weitere Wort, das ihren Mund verließ machte mich noch wütender, als ich es eh schon war. Jodie schien dies zu bemerken und legte unauffällig ihre Hand auf mein Bein. Sie sah mich liebenswert und mitfühlend an, dich auch das brachte mich nicht runter. Gespannt verfolgte ich das Gespräch weiter.
„Du möchtest also ein wenig Nachhilfe haben?„
„Ja. Natürlich nur, wenn das für Sie machbar wäre, immerhin müssten auch Sie ihre kostbare Zeit opfern."
„Meine Aufgabe ist es euch etwas beizubringen, wenn ich dafür ein wenig mehr Zeit opfern muss, dann ist das so. Ich mache mir mal ein paar Gedanken, wann es am besten ist und komme dann auf dich zu, ja?"
Wann hatte er eigentlich angefangen, alle Schüler zu duzen? Oder machte er es bloß bei einigen? Machte er es bloß bei denjenigen, mit denen er nach dem Unterricht Zeit verbringen wollte, so wie mich und nun auch Tina?
Ich konnte mir das ganze nicht länger antun, konnte nicht länger in Tinas freudiges Gesicht sehen.
Ohne ein Wort zu sagen stand ich auf und machte mich auf, die Halle zu verlassen, während die anderen mir nur verwirrt hinterherschauten. Darunter auch Remus.
„Was ist denn jetzt los?" fragte Ryan verwundert und stand ebenfalls auf.
„Gib ihr ein paar Minuten", betonte Jodie, doch er hörte nicht auf sie und folgte mir.

Salvation -  Remus LupinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt