Narzissenkind

Kapitel 1 [Wer bin ich?]

Wertlos. Ungeliebt. Anders.

Das wären wohl die ersten drei Worte die einem spontan einfallen würden, während man durch Lisas dunklen, nebligen Gedankensumpf stapft. Lisa ist gerade erst 12 geworden, liebt Videospiele und Dinosaurier. Was eher untypisch für ein Mädchen in ihrem Alter ist. Sie ist dieses Jahr auf die Realschule gewechselt. Um es genauer zu formulieren in die Klasse 5a. Die Schule ist glücklicherweise nur einen Fußweg von fünf Minuten entfernt.
Doch sie hat keine wirklichen Freunde und die anderen Kinder denken sie sei komisch. Zumindest sagen sie gemeine Dinge oder tuscheln hinter ihrem Rücken. Lisa fühlt sich dadurch sehr einsam und falsch, als wäre etwas nicht in Ordnung mit ihr. Auf ihrer alten Grundschule hatte sie viele Freunde. Es waren alles Jungs, weil sie sich einfach so gut mit ihnen verstand und sie zudem die gleichen Interessen miteinander teilten. Sie fühlte sich als ein Teil der Gruppe und sie hatten Spaß. Doch auf dieser Schule ist alles anders. Keiner ihrer Freunde wechselte auf diese Schule. Sie ist komplett alleine, die Klasse voller Kinder die sie nicht mögen. Und auch alleine mit einem Haufen von Unsicherheiten und Keinem der sie versteht. Sie versteht sich ja selber nicht einmal.

In der Schule lässt sie sich nicht anmerken was in ihrem Inneren alles vor sich geht, denn auch in ihrer Familie läuft einiges nicht ganz so rund. Ihr Vater und ihre Großmutter sind schon ziemlich komisch und die ganze Familie ist eher das Gegenteil von normal. Eigentlich ist alles komisch. Lisa fühlt sich selbst schon komisch. Und eigentlich weiß sie nicht mal was normal ist aber trotzdem findet sie alles einfach nur sehr, sehr komisch.

Und Lisa weiß nicht was los ist. Was mit ihr los ist. Lisa denkt sie sei an allem Schuld. An allem Schuld was passiert, an allen schlechten Dingen. An allem was schiefgeht und an allen Konflikten die um sie herum passieren. Und wenn Lisa ihre Gedanken zusammenfassen müsste, wenn sie das denn je könnte, wenn sie dazu imstande wäre, dann wären das wohl folgende:

Wertlos. Ungeliebt. Anders. Das bin ich.