Hoffnung

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"my life will end and so will yours, so just kiss me anytime"


Es stellte sich heraus, dass es tatsächlich nicht so schlimm war. Spaziergänge. Auf einmal wurden wir alle Spaziergänger. Das Wetter war schön. Der Frühling entfaltete sich. So viel hatte sich nicht verändert. Gespräche, denen ich so viel näher gekommen bin.

Ich hatte so viele Gedanken an uns verschwendet. An die Unerreichbarkeit. Du schienst so fern und nun warst du ganz nah. Es war aufregend. Nervenkitzelnt. Ich erzählte von dir. Von den vielen Monaten. Von Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Denn das waren die einzigen Dinge, die wir während dieser Zeit gemeinsam hatten. Nun waren es alle 24 Stunden. Vielleicht war es doch gut nach Hause gekommen zu sein.

Gleichzeitig war da diese Unsicherheit. Alles schien jetzt etwas realer zu sein. Versprechen, die nur aus Spaß gemeint waren, wurden nun tatsächlich in Betracht gezogen. Zumindest meiner Seitens. Für deine kann ich nicht mit Sicherheit sprechen. Meinst du es ernst? Nein, natürlich nicht. Was denkst du denn. Und doch meinte ich es ernst. Doch das war ok. Zu Zeit war es noch ok. Denn ich hatte noch viel anderes vor.

Der Frühling inspirierte mich. Machte mir Mut und Hoffnung und brachte mich dazu meine Zeit zu nutzen. Ich brachte meine Motivation zu Papier. Mit Pinsel und Kugelschreiber gleichermaßen. Die Farben flossen aus mir heraus und die Worte schrieben sich wie von selbst. Ich philosophierte über alles und nichts. Meine Gedanken noch halb in der Ferne. Die Ferne, die mir Aufmunterung brachte.

Du hattest echt eine gute Zeit, nicht wahr? Ja. Ich war der glücklichste Mensch auf Erden. Freiheit gespürt auf so vielen verschiedenen Ebenen. Ein Leben, das halb ein Traum war. Ich nutze die unzähligen Spaziergänge um an dieser Zeit festzuhalten. Blühte auf in meinen Erzählungen. Verließ die Gegenwart und kehrte zurück ins Paradies. Die Spaziergänger erzählten mir von ihrem Paradies, dass sie ebenfalls zurücklassen hatten mussten und das machte das Hier und Jetzt erträglicher. Spaziergänge erhielten einen neuen Stellungswert für mich. Ein kleines Stück Freiheit in Zeiten der Gefangenschaft.

Die Tage vergingen schneller als gedacht. Die Freizeit entwickelte eine Routine zu dem Punkt, dass ich volle Zeitpläne hatte. Die Abende wurden in der virtuellen Welt verbracht. Zusammen alleine Trinken, machte Trinken legitim. Auch wenn es nichts mehr zu erzählen gab, war das ok. Die simple Präsenz Anderer reichte vollkommen aus.

Es war alles gar nicht so schlimm. Oder?

The Unbearable Power Of SilenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt