Melodys Geheimnis

33 1 6
                                    

Melody trat vorsichtig mit einen Fuß in das Wasser. Sie blickte nach links und rechts, niemand da der sie Beobachtete, zum Glück. Sie schaute zu dem Gittern, das in der großen Mauer eingelassen ist. Diese ätzende Mauer sperrte sie hier im Schloss ein und trennte sie vom Meer. Sie spürte schon lange den tiefen Wunsch dort ins Wasser zu tauchen und nie wieder an Land zu gehen. Einfach nur ein Teil des Meeres zu werden. Doch es war ihr verboten. Durch den Trick, mit den anderen Kindern, die heute zu Melodys siebten Geburtstag verstecken zu spielen, konnte sie hierhin verschwinden. Es gab viele Gitter, in der Mauer, doch dieses befand sich in einem toten Winkel, wo man sie nicht so leicht entdecken konnte. Jetzt noch den anderen Fuß, dachte sie bei sich, doch dann schrie sie vor Schmerz auf. „Aua!"

Rücklings fiel sie auf den Boden. Vor ihr saß eine grimmig dreinblickende, rote Krabbe. „Was soll den das?" „Melody du weißt genau das du nicht ins Meer darfst!" Melody sah die Krabbe erschrocken an, hatte sie gerade gesprochen? „Was, wie warum...." stotterte sie und setzte sich verwirrt und gleichzeitig neugierig vor der Krabbe. „Seit wann kannst du sprechen?" Jetzt war es die Krabbe die sie erschrocken ansah und sich die Scheren vor den Mund schlug. „Dann ist es jetzt soweit!" sprach die Krabbe in ihre Scheren. „Was ist soweit? Warum kann ich dich verstehen?"

„Melody hör mir zu, du darfst keinen davon erzählen! Nicht einmal deinen Eltern, das muss unter uns bleiben, glaub mir das ist nur zu deinen Schutz." Schon wieder diese Worte, „Nur zu deinen Schutz" das hatte sie nun wirklich oft genug gehört. Wütend stand sie auf. „ Und was passiert wenn ich es ihnen sage?" „Nein Melody, nein!" Nun fuchtelte die Krabbe aufgeregt herum. Melody wollte aber nichts mehr von ihm hören, sondern drehte sich um und ging zurück zu den anderen Kindern.

Sie war immer noch etwas wütend. Was ließ sie sich von einer Krabbe vorschreiben, was bildete er sich überhaupt ein..."Melody da bist du ja." Ihre Mutter Arielle kam auf sie zu und schloss sie im Arm. „Sieht so aus, als hättest du das Spiel gewonnen!" Ihr Vater Erik gesellte sich zu ihnen. „Wie.... ja stimmt." Sie hatte ihren Vorwand schon fast vergessen. „Ich kenne mich im Schloss auch am besten aus." Sie lachte unsicher und befreite sich aus der Umarmung ihrer Mutter. Zu Melodys Glück hatte ihr Plan mit dem Spiel funktioniert, wäre die Krabbe nicht dazwischen gekommen.

„Es ist nun Zeit den Kuchen zu holen." Erik drehte sich zu einen der Bediensteten um und gab ihnen den Auftrag. Erik ging ins Schloß voran. „Ich werde sichergehen, das alles richtig abläuft, hab noch Spaß mit deinen Gästen. Ich bin gleich wieder da." Arielle eilte Erik nach. Melody ging zu den anderen Kindern. Sie war nicht in der Stimmung um mit den anderen Kindern zu reden. Vielmehr stellte sich ihr die drängende Frage, wieso sie auf einmal mit der Krabbe reden konnte. „Gleich, gleich ist es soweit, dann gibt es den Kuchen, wie ich gehört habe!" „Ja da können wir bestimmt auch was von abstauben." Überrascht sah Melody sich um, sie stand abseits von den anderen Kindern, es war niemand neben ihr in diesen Garten. Sie drehte sich um aber sie konnte keine weitere Menschenseele sehen. Ihr Blick fiel auf einen der Bäume neben ihr, darin saßen zwei Möwen, die interessiert das Geschehen der Veranstaltung folgten.

„Habt ihr was gesagt?" noch mehr verunsicherter nährte sich Melody den Baum und sah die Möwen an. „He, das gibs nich, du verstehst was wir sagen?" die einen Möwe wirkte sehr verdutzt. „Ja, wisst ihr warum?" „Naja das liegt bestimmt an deiner MU..." weiter kam die eine Möwe nicht, den die andere schlug ihr den Flügel vor den Schnabel um sie zum Schweigen zu bringen. „Wir verschwinden besser." mit diesen Worten erhoben sich die Möwen in die Luft und verschwanden so. „Hey wartet ihr schuldet mir eine Antwort." rief Melody ihnen nach. „Mit wem redest du den da?" Hinter Melody standen drei Mädchen die auf ihrer Party eingeladen sind. Melody spürte wie ihr übel wurde, nicht nur das sie keine Ahnung hatte was mit ihr passierte, nein sie wurde bei ihrer neuen „Fähigkeit" gesehen. Das dies nicht normal ist wusste sie nur zu gut. „Nein ich ...habe nicht..." „Sprichst du etwa mit Tieren oder mit dir selbst?" die Mädchen fielen in ein fieses Kichern und Melody wünschte sich, das der Boden sich unter ihr öffnet, nur weg von hier. „Hab doch gleich gewusst, das mit DIR etwas nicht stimmt." fuhr das eine Mädchen fort

Das war zuviel für Melody, sie drängte sich durch die Mädchen und rannte ins Schloss. Sie warf sich aufs Bett. Und ließ ihren Tränen freien lauf. „Melody es tut mir leid." Sie sah auf und blickte zu der roten Krabbbe, die neben ihr auf den Kissen saß. „Was passiert mit mir?" „Melody, ich kann dir jetzt noch nicht viel dazu sagen, du musst das alles für dich behalten." „Das hab ich schon gemerkt." sie wischte sich mit den Handrücken über die Augen um die Tränen loszuwerden. „Vertrau mir, das aber jetzt für dich da sein werde, geh zurück zu deinen Gästen, sonst machen sich deine Eltern nur Sorgen, dafür zeige ich dir heute Abend was schönes." „Was denn?" „Das bleibt erst einmal geheim, übrigens mein Name ist Sebastian." Melody stand von ihren Bett auf. „Versprochen?" „Großes Krabbenehrenwort!"

Melody verbrachte den rest Nachmittag so, als wäre nichts gewesen, auch wenn es ihr Anfangs schwerfiel die Stimmen der Möwen und der Menschen auseinanderzuhalten. Doch sie merkte sich die Stimme und schon bald gelang es ihr sie zu trennen. Es wurde schnell Abend. Die Gäste verschwanden. Sebastian hatte ihr gesagt sie sollte wieder zu dem Gitter kommen, wo sie sich getroffen hatten. Ihrer Mutter sagte sie sie wollte noch etwas nachprüfen. Glücklicherweise nahm sie die Notlüge an und ließ sie in den Garten gehen.

„Alles in Ordnung?" fragte Sebastian als Melody ihn erreichte. „Ja ein bisschen. Was willst du mir zeigen?" Sie konnte ihre Neugier schwer zurückhalten. „Folge mir." Ihre Augen leuchteten auf als sie sah das die Krabbe ins Wasser ging und direkt auf die Gitterstäbe zu schwamm. Sie sagte lieber nichts und folgte Sebastian sofort. Einer der Stäbe war zur Seite geschoben. Die Krabbe tauchte hinunter. Obwohl Melody noch nie getaucht ist, wusste sie instinktiv was zu tun ist. Sie hielt die Luft an und folgte weiter Sebastian. Nach wenigen Sekunden tauchten sie wieder auf. Hinter der Mauer, ihrem Gefängnis. „Wow, das Meer ist so wunderschön!" „Beeil dich, wir haben nicht viel Zeit." rief Sebastian ihr zu. Er steuerte einen nahen Felsen an wo er sich hinsetzte, Melody tat es ihm gleich. „Danke das du mir einen Fluchtweg gezeigt hast! Das ist das beste Geschenk das ich je bekommen konnte!" sie konnte ihr Glück kaum fassen. „Das ist nur für heute Melody, sobald ich dich zurück gebracht habe, wird das Gitter wieder eingesetzt." „Warum? Ich will nicht eingesperrt sein!" „Melody, das ist schwer zu erklären, ich bin sowieso schon so gut wie erledigt, weil ich dich hierher gebracht habe. Bitte versprich mir das dies unter uns bleibt, bitte!" „Ok." Sie senkte traurig ihren Kopf. „ Doch jetzt schau." mit einer seiner Scheren zeigte Sebastian zum Horizont, wo der Mond sich, so schien es, aus dem Meer auftauchte und das Meer erleuchte. Die Sterne und der Mond spiegelten sich im Wasser wider.

„MELODY!" „MELODY WO BIST DU?" so schön auch der Moment war, wurde er durch die rufe ihrer Eltern durchbrochen. „HHHhhhh wir sollten schnell zurück!!!" Sebastian sprang ins Wasser und Melody folgte ihm so schnell sie konnte. Hastig erreichten sie das Gitter und Melody stolperte ans Land. Gerade noch rechtzeitig, da kam auch Arielle um die Ecke. „Melody was ist passiert"? Sie sah entsetzt die nasse Melody vor sich. „Ich bin ausgerutscht und ins Wasser gefallen." „Du solltest nicht einmal in der Nähe der Mauer sein!" „Ich wollte den Luftballon!" zu Melodys Glück hatte sich tatsächlich ein Ballon in einigen Ästen der Mauer verheddert. Arielle schüttelte nur den Kopf „Das nächste mal fragst du deinen Vater ob er dir hilft, verstanden?" Melody nickte nur „Komm so wie du aussiehst, brauchst du ein Bad, ehe ich dich ins Bett bringe." Arielle reichte ihr die Hand und Melody nahm sie dankend an. Sie merkte das dieser Tag entscheidend für ihre Zukunft ist und sie nahm sich fest vor, ihr neues Geheimnis oder vielmehr „Fähigkeit für sich zu behalten, ebenso wie ihr Erlebnis außerhalb der Mauer mit Sebastian.

Melodys GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt