Die Sonnenstrahlen scheinen durch das Fenster und kitzeln mich im Gesicht. Ich gähne, gestern bin ich erst sehr spät nach Hause gekommen. Ich reiße mich aber zusammen, mache mich fertig und hole Pfeil und Bogen. Dann mache ich mich auch schon auf den Weg in den Wald in der Nähe. Zur Info: Ich gehe unter der Woche immer jagen und verkaufe dann das Gejagte, aber am Wochenende helfe ich im Gasthaus aus.
Im Wald angekommen atme ich erst einmal die frische Waldluft ein und genieße die Atmosphäre. Doch dann höre ich etwas in der Nähe über die Äste entlang hoppeln und sofort setzt mein Jagdinstinkt ein. Da sehe ich auch schon den Hasen, spanne den Bogen und ziele: Volltreffer.
Das klingt jetzt vielleicht ein wenig böse und so, als hätte ich kein Herz für Tiere, doch anders könnte ich meine Familie nicht ernähren und ich jage auch nicht aus Jagd- oder Mordlust. Außerdem achte ich immer darauf, dass die Tiere einen möglichst schmerzfreien Tod haben.
Ich jage noch weiter, langsam steigt die Sonne gen Himmel. Ab und zu mach ich eine Pause und genieße einfach die Atmosphäre. Als es für mich Zeit wird aufzuhören, habe ich schon so viel, dass es sehr schwer werden würde, alles auf einmal zum Markt zu bringen. Also entscheide ich mich dafür, zwei mal zu gehen und erst einmal alles nach Hause zu bringen, um es dann mit einem Hilfsmittel zum Markt zu bringen.
Also nehme ich so viel, wie ich tragen kann und verstecke den Rest unter einem Busch, damit es nicht gestohlen wird. Zwar ist das Jagen in den königlichen Wäldern verboten, doch wo Essen rar ist, ist Jagen schnell mal unvermeidbar. Zuhause angekommen, lege ich das Fleisch schon einmal bereit, damit ich es möglichst schnell zum Markt bringen kann. Dann wecke ich schnell meine kleine Schwester Ida und frage sie, ob sie mit in den Wald kommen möchte, da ich dort einige Beerensträucher gesehen habe. Sie bejaht dies, steht schnell auf und schnappt sich zwei Körbe.
Auf dem Weg fange ich an zu pfeifen und sie stimmt singend ein. Ihre Stimme klingt so glockenhell und unschuldig, dass ich mich sogar dabei erwische, wie meine Augen feucht werden. Auf einmal fragt sie:
„ Eni, willst du nicht mitsingen?" dabei guckt sie mich ganz unschuldig an „Ach, Ida." seufze ich „Du weißt, dass ich nicht so gerne außerhalb von Zuhause singe." „Bitte, Bitte, Bitte, Eni. Für mich!" währenddessen guckt sie mich mit ihrem Hundeaugenblick an. Diesen macht sie immer, wenn sie etwas nicht kriegt was sie will und es ist unglaublich schwer ihm zu widerstehen. Selbst mir fällt es schwer und dabei sollte ich mich, als ihre Schwester, mich schon längst daran gewöhnt haben.
Sie versucht es weiterhin, doch ich will nicht aufgeben und als sie schließlich aufgibt, klopfe ich mir innerlich auf die Schulter. Wir laufen noch ein bisschen nebeneinander her und genießen einfach die natürliche Stille.
An den Sträuchern angekommen, fängt sie eifrig an, die Beeren zu pflücken. Ich verabschiede mich von ihr und sage ihr, dass ich schnell das restliche Gejagt hole und dann ihr noch ein bisschen helfe.
Darauf gehe ich zügigen Schrittes den Weg entlang, den ich mir vorher eingeprägt hatte. Als ich die Lichtung, wo ich es versteckt hatte, erreiche, muss ich aber feststellen, dass dort nicht ein Busch ist, sondern ein Dutzend von ihnen, noch dazu sehen sich alle ähnlich. Das heißt wohl suchen. Unter den ersten dreien ist nichts spektakuläres, beim vierten angekommen fasse ich in Dornen, beim fünften in Brennnesseln, zum Glück erweisen sich der sechste und siebte Busch als harmlos und beim achten Busch finde ich schließlich, was ich gesucht habe.
Ich nehme alles zusammen und mache mich auf den Weg zurück. Als ich endlich bei Ida eintreffe, bin ich beeindruckt: Sie hat ganz schön gute Arbeit geleistet und beide Körbe sind schon zur Hälfte voll. Ich lege dass Gejagte erst einmal beiseite und helfe ihr. Beere für Beere, Strauch für Strauch.
Auf einmal höre ich die Fanfaren.
Flashback:
Ich bin am Jagen. Gerade ziele ich auf einen großen Vogel, da höre ich die Fanfarenklänge. Mist! Was soll ich tun? Ich bin zu tief im Wald! Wenn sie mich entdecken, wer soll dann Mama und Ida helfen? Ich muss hier weg, denn ewig verstecken geht nicht und vielleicht habe ich ja Glück. Ich renne los. So schnell wie ich kann. Aber ich höre auch schon das Hufgeklapper. Ich gehe aufs Maximum. Egal wie viel Seitenstechen ich habe, anhalten kann ich nicht! Trotz all der Anstrengung höre ich die Reiter immer näher kommen. Sie sind wahrscheinlich schon in Sicht weite. Da sehe ich meine Rettung: einen Fluss. Ich muss zwar 2 Meter springen, doch mir ist alles lieber als dass sie mich kriegen. Also nehme ich Anlauf, schaue noch einmal nach hinten und ... springe. Ich spüre noch das kalte Wasser, atme noch einmal tief ein, dann tauche ich.
Flashback Ende
"Ida, renn! Wir müssen uns beeilen! Gib mir einen Korb!" Sag ich schnell zu meiner Schwester und wir fangen an zu rennen. Noch ist alles im gelben Bereich, aber wir dürfen uns jetzt kein Stolpern erlauben, sonst haben sie uns.
Wir rennen und rennen und kommen auch langsam in Richtung Stadt, doch anscheinend haben uns einige bemerkt und verfolgen uns. "Jetzt in die Gassen!" sage ich zu meiner Schwester . Doch selbst das scheint sie nicht abzuhängen. Wir nehmen möglichst schmale Gassen mit vielen Kreuzungen und endlich kommen wir in eine, durch die sie mit den Pferden nicht durchkommen.
Ich atme erleichtert auf, denn Hoffnung keimt auf. Doch diese wird schnell niedergetrampelt, als zwei der Gruppe von ihren Pferden abspringen und uns jetzt per Fuß verfolgen. Doch wir rennen weiter und weiter, bis in einen Teil der Stadt wo ich mich nicht auskenne. Doch jetzt anhalten wäre einfach nur absurd.
Doch anscheinend ist das Glück nicht mit uns und wir landen in einer Sackgasse. Vor uns, eine ca. 1, 50 Meter hohe Mauer. Hinter uns, unsere zwei Verfolger. Als sie mich verzweifelt anschaut fasse ich einen Entschluss und helfe ihr mit einer Räuberleiter. Als sie oben ist schaut sie mich traurig an:" Und was ist mit dir? "
Plötzlich werde ich gegen die Mauer gedrückt und ich bekomme nur noch schlecht Luft. Doch mit viel Anstrengung schaffe ich es schließlich ein "RENN!" hervor zudrücken. Dann breche ich zusammen.
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So und hier das zweite Kapitel. Diesmal mit etwas Spannung.
Ich freue mich über all die Votes beim ersten Kapitel und ihr könnt hier auch gerne einen dalassen. Feedback ist immer erwünscht.
Euch noch einen schönen Tag.
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Eine ganz normale Selection?!
RomanceEni gehört der 7. Kaste an. Die Selection von Prinz Daniel steht an. Das hier ist eine Fan Fiction der Selection Reihe von Kiera Cass und somit liegen die Rechte bei ihr. Man kann das Buch auch lesen, ohne diese Reihe gelesen zu haben