Ein Mädchen mit braunen lockigen Haaren stand in einem langen Kleid vor dem Spiegel.
Sie atmete noch einmal tief durch und schritt die steinerne Treppe in die Eingangshalle hinunter.
''Du siehst toll aus! '', sagte er mit strahlenden Augen.
Sie lächelte. ''Danke''
Das Mädchen konnte ihre Augen kaum von ihm abwenden, denn auch er sah in seinem schwarzem Anzug unverschämt gut aus.
Eine schlanke Frau betrat den Raum.
''Ich muss unbedingt Fotos von euch machen. Diesen besonderen Tag muss ich festhalten! Ihr seht so schnuckelig aus.'', sagte sie überglücklich.
''Mom!'', rief das Mädchen entsetzt und wurde dabei rot. Diese lachte nur und scheuchte die beiden herum, bis sie den perfekten Hintergrund gefunden hatte.
Nach tausenden von Fotos meinte sie dann:''So, jetzt müsst ihr euch aber beeilen, sonst kommt ihr noch zu spät!''
''An wem liegt das bloß?'', flüsterte sie ihm fragend zu.
Er zog nur eine Augenbraue hoch, konnte sich das Grinsen aber nicht verkneifen.
Den Weg zum Ball setzten sie in einem Auto zurück. Faith beobachtete im nachtschwarzen Himmel die Sterne und den Planeten, der am Himmel zu sehen war.
Alex lachte leise.
''Was ist?'', fragte sie verwundert.
''Immer wenn du in den Nachthimmel schaust, hast du diesen verträumten Blick.'', sagte er mit einem Lächeln.
Auch sie musste Lächeln.
''Faith? Nach dem Ball habe ich noch etwas, was dir gefallen könnte. Du möchtest wahrscheinlich so wieso nicht lange bleiben, oder?''
''Es ist die Feier deines Vaters, mein Prinz. Aber du hast Recht. Nach dem Empfang können wir gerne gehen'', sagte sie grinsend.
Wegen dem Wort 'Prinz' kassierte sie einen Hieb in die Seite.
''Ey! Ich habe doch Recht'', rief sie lachend.
''Jaja. Nur weil mein Vater der König des Mondes ist, bedeutet das nicht, dass ich ein Prinz bin. Ich halte mich daraus. Außerdem ist es die Feier zur Unterzeichnung des Friedensvertrages zwischen der Erde und dem Mond'', sagte Alex achselzuckend.
Der Wagen hielt und die beiden stiegen aus. Alex griff nach Faiths Hand.
Gemeinsam betraten sie den riesigen Palast. Nach den ganzen Förmlichkeiten stand das Tanzen an.
Nach einiger Zeit waren die beiden aus der Puste. Alex deutete mit einem Kopfnicken auf den Rand und fragte:''Sollen wir eine Pause machen und etwas trinken?''
Faith nickte daraufhin.
''Faith!'', rief eine Stimme.
Ein blondes Mädchen kam auf die beiden zugelaufen.
''Hey Alison. Du siehst toll aus!'', begrüßte Faith das andere Mädchen über die laute Musik.
''Ich dachte schon, dass du nie auftauchen würdest'', sagte Alison, als sie bei Alex und Faith angekommen war.
Als erstes zog sie Faith in eine herzliche Umarmung und fragte:''Musste dein Freund dich zwingen?''
Faith verzog das Gesicht. Alex konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, was Faith nur mit einem bösem Blick kommentierte.
''Bei so einem unwiderstehlichen Freund kann doch niemand nein sagen!'', probierte Alex ernst zu sagen. Einen kurzen Augenblick sahen die beiden Mädchen ihn geschockt an, doch dann brachen alle drei in Gelächter aus.
Nach ein paar schönen Stunden ergriff Alex Faiths Hand.
''Ich glaube wir können unauffällig verschwinden. Komm mit!'', flüsterte er, und zog sie mit.
Gemeinsam gingen sie zum Auto und stiegen ein.
''Wohin fahren wir?'', fragte sie.
''Das wirst du sehen. Schließe deine Augen.''
Sie spürte, wie sich etwas weiches über ihre Augen legte.
''Vertraust du mir etwa nicht?'', fragte sie, und man konnte das Lächeln heraus hören.
Er schüttelte nur lächelnd den Kopf, und obwohl sie ihn nicht sehen konnte wusste sie, was er tat.
Das Auto kam zum stehen. Alex stieg aus und lief um das Auto herum, um Faith die Tür zu öffnen.
Als sie tief einatmete, konnte sie den Geruch von frisch gemähtem Gras und Blumen wahrnehmen.
Er zog sie hinter sich her.
Nach ein paar Minuten setzte er sich hin und zog Faith mit sich.
''Ey Alex!'', rief sie überrascht auf.
Sie landeten lachend nebeneinander auf der Wiese.
Alex wusste, dass man in diesem Land kaum einen Fleck fand, der nicht bewohnt oder verdreckt war. Er wusste auch, dass Faith den sternenklaren Nachthimmel über alles liebte. Vielleicht sogar ein bisschen mehr als ihn.
Faith zog sich die Augenbinde ab und öffnete ihre Augen.
Über ihr erstreckte sich das wolkenlose Himmelszelt. Jeder Stern war klar zu erkennen.
Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.
''Es ist wunderschön'', hauchte sie.
Alex drückte ihre Hand.
So lagen sie einige Zeit da. Irgendwann setzte sich Alex auf und lehnte sich über Faith.
Er lächelte wieder und beugte sich hinunter. Faith schloss ihre Augen.
Nichts passierte.
Der Geruch nach frisch gemähtem Gras und Blumen war weg. Der Boden auf dem sie lag war nicht mehr weich. Vorsichtig öffnete sie ihre Augen.
Er war weg. Alex war einfach weg, aber nicht nur er. Auch die weiche Wiese und der glänzende Sternenhimmel waren verschwunden.
Als sie sich müde hochkämpfte waren ihre Tränen bereits getrocknet.
Um Faith herum war nur trockene Erde und zerstörte Häuser. Der graue Himmel war genauso trist wie alles andere um sie.
Faith kämpfte sich über die Trümmer, als ihr ein Stück Papier auffiel.
Sie hob das zerfetzte Stück Papier auf.
Nur mit großer Mühe konnte man die Überschrift entziffern.
'Friedensvertrag gebrochen-Anschlag auf Königsfamilie' stand dort groß geschrieben.
Doch Faith musste den Artikel nicht lesen um zu wissen was passiert war. Sie hatte alles miterlebt.
Am Ende hatten sie verloren.
Faith stolperte, wer weiß wie lange, durch die Ruinen ihrer Heimat. Waren es Monate oder vielleicht sogar Jahre? Sie wusste es nicht. Nie war sie auch nur einer Menschenseele begegnet, die sie hätte fragen können.
Sie war alleine.
Das einzige was sie hatte waren ihre Hoffnung, dass sie nicht allein war, und ihre Erinnerungen.
Beides in ihren Träumen von einer besseren, aber bereits längst vergangenen Zeit.
Jedoch würde es immer dabei bleiben...
Träume
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