2.

15 2 1
                                    

"Über den Weg gelaufen" trifft es nicht ganz. Ich wäre sicherlich fies aufgekommen, wenn mich jemand nicht rechtzeitig aufgefangen hätte. "Sehr gute Re-", fing ich an und sah nach oben. Mitten in warme, herbstbraune Augen. Seine dunklen Haare waren etwas zerzaust und hatten einen natürlichen Style, wobei sie nicht zu lang waren. Er überragte meine Größe um einiges; ich schätzte sein Alter auf Anfang zwanzig. Und jetzt sah er mich mit einem gespannten Grinsen an, da ich nicht zu Ende gesprochen hatte.
Oh Mann.
"Reflexe. Ich meinte, die Reflexe, die du hast. Die sind gut..." Ich sah etwas beschämt zu Boden. Vor mir stand ein mega-gutaussehender Typ und ich konnte nichts Besseres tun, als in Stottern zu verfallen. Reiß dich zusammen!, befahl ich mir selbst. "Komm, setzen wir uns auf die Bank dort hinten, hier stehen wir den anderen nur im Weg", schlug er vor und legte mir seine Hand auf die Schulter, um mich in die richtige Richtung zu lotsen. Ich drehte mich um und sagte: "Passt schon. Danke nochmal." Lächelnd wollte ich weitergehen. Doch er hielt mich trotzdem zurück und meinte: "Warte einen kleinen Moment." Nach einigen Schritten gab er mir mit einem offenen und freundlichen Gesichtsausdruck die Hand: "Ich bin Alex." Die Hand entgegennehmend, blickte ich ihm in seine Augen, wobei ich mir beihnahe den Hals verrenkte. Ich gab ihm meinerseits ebenfalls die Hand und sagte: "June".
 "Wow, ein wirklich außergewöhnlicher Name...", sagte er, Außergewöhnlich, interessant, selten... Dies waren die meisten Adjektive, mit denen andere Menschen meinen Namen beschrieben. 

Ich kannte nur eine Ärztin, die den selben Vornamen hatte wie ich, das war die Ausnahme. Ich meine, wer hatte schon den Vornamen eines englischen Monats in Deutschland? Ich wollte mich für sein "Kompliment" bedanken -  Kompliment in Anführungszeichen, da außergewöhnlich nicht immer positiv war - doch er kam mir zuvor und bedankte sich bei mir.

"Danke", sagte er, "dafür, dass du mich angelächelt hast." "Wie meinst du das?", fragte ich verdutzt. Er warf einen Blick auf die Gleise. "Ich wollte nicht mehr weitermachen..." Erschrocken sah ich ihn an. Was konnte jemanden wie ihn dazu bringen, sich das Leben zu nehmen?

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 21, 2015 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

MayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt