Kapitel 5 ~ Überraschungen

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Lilys Sicht:

Am nächsten Morgen wachte ich erholt auf. Die Sonne schien durch das kleine Fenster und erleuchtete das Zimmer. Es musste noch früh am Morgen sein, denn die anderen Mädchen schliefen noch. Ich wollte eigentlich auch weiter schlafen, doch ich war zu aufgeregt, denn heute war mein erster Schultag. Zwar kannte ich die Lehrer noch nicht und Erfahrungen im Gebiet der Zauberei waren bei mir auch nicht vorhanden, aber das trug nur mehr zu meiner Vorfreude bei. Ich beschloss mich schon anzuziehen, ohne auf die anderen zu warten. Gesagt, getan. Nachdem ich das tat war Amber auch mal wach und sah mich fragend an. Ich glaube, sie wusste nicht wie man morgens schon so viel Energie haben kann. Und ob sie es glaubt oder nicht, vor etwa einer Woche habe ich mich noch das Gleiche gefragt. Schnell überredete ich sie, sich auch umzuziehen und mit mir frühstücken zu gehen. Währenddessen saß ich im Gemeinschaftsraum und starrte in den Kamin. Das ruhige Knistern der Flammen beruhigte mich etwas, doch als Amber kam und wir durch die Flure zur großen Halle gingen wurde es wieder genauso wie vorher, ich war nervös und zappelte rum. ,,Das lässt du aber besser bleiben wenn wir Zaubertränke haben. Professor Snape ist extrem streng, besonders bei den Gryffindors. Oliver hat mir erzählt, dass kein Gryffindor bei ihm jemals Hauspunkte bekommen hat." Erklärte Amber mir. ,,Da werd ich mich schon zusammenreißen!" Erwiderte ich aufgeregt, davon lass ich mich erst beeindrucken wenn ich es mit eigenen Augen sehe! Auch er wird mir die Laune nicht verderben können!

Das Frühstück fiel nicht kleiner als das Abendessen aus. Verschiedene Brot- und Brötchensorten schmückten die Tische. Auch bei Aufstrichen, Belag und Getränken wurde nicht gespart. Begeistert setzte ich mich neben Amber, die bei diesem Anblick losgelaufen war. So wie es aussah liebte sie essen, besonders wenn es gut war. Und das war dieses auf jeden Fall. ,,Du muscht diese Brötschn probieren!" nuschelte die Braunhaarige. Leicht lachend nahm ich mir eins der Brötchen und biss rein. ,,Wirklich gut..." stellte ich erstaunt fest. Eigentlich mochte ich Brötchen gar nicht so gerne. Kurz nach dem Essen bekamen alle Schüler die Stundenpläne für dieses Schuljahr. Heute würde ich Verwandlung und Zaubertränke haben. ,,Oh nein, schon am ersten Tag mit Snape." jammerte ein blondes Mädchen aus Gryffindor. ,,Er wird uns schon nicht köpfen." sagte ich ihr mit einer beruhigenden Stimme. Um mich herum hörte ich Lachen. ,,Oh doch, Professor Snape wird euch den Trollen zum Fraß vorwerfen!" scherzte ein Junge aus Slytherin. ,,Dann solltest du vielleicht vorsichtig sein!" knurrte Amber daraufhin wütend. Dass es hier keine freilaufenden Trolle gab erklärte uns dann auch unser Vertrauensschüler.

Da wir keine Lust auf weiteren Streit hatten, beschlossen meine Freundin und ich schon einmal den Klassenraum für Verwandlung zu suchen. Dies erwies sich jedoch als schwierig, denn Hogwarts war eben ein Schloss. Die vielen Treppen, Gänge und Räume machten es uns nicht einfach irgendwen oder irgendwas zu finden. Wir verlieren uns bestimmt sechs Mal, wenn das so weitergeht würden wir bestimmt zu spät kommen. ,,Und jetzt?" fragte ich Amber. ,,Ähm... Also wir könnten jetzt warten bis uns jemand vermisst und sucht, oder wir versuchen weiter den Raum zu finden... Oder wir fragen einen älteren Schüler." Dabei betonte sie das letzte 'oder' besonders, als wäre das die Möglichkeit auf die sie überhaupt keine Lust hatte. Zweifelnd sah ich sie an. ,,Tja also suchen wird uns bestimmt niemand. Und das wir versuchen den Raum selbst zu finden ist sinnlos, haben wir ja bemerkt. Also bleibt ja nur die letzte Option. Komm!" Mit diesen Worten packte ich Amber am Arm und zog sie mit mir. Die Braunhaarige protestierte zwar, aber das war mir egal. Wenn sie Ärger wollte, bitte, ich nicht! Ich sah mich um, in der Hoffnung jemanden zu entdecken der wenigstens etwas sympathisch aussah. Volltreffer! An einer Wand lehnten zwei Jungs aus unserem Haus. Einer von ihnen war schlacksig und hatte rote Haare, ich wusste dass er Ginnys Bruder ist, denn wir hatten uns in der Winkelgasse schon einmal getroffen. Ron heißt er, wenn ich mich nicht irrte. Dennoch fiel mir der Junge neben ihm viel mehr auf. Er hatte wuschelige, dunkelbraune Haare und leuchtend grüne Augen. Die Runde Brille die er trug passte gut zu seinem Gesicht. ,,Oh mein... Das ist Harry Potter!" Flüsterte Amber aufgeregt. ,,Wer?" Wollte ich von ihr wissen. ,,DER Harry Potter! Eine Berühmtheit unserer Welt. Auch bekannt als 'der Junge der überlebt', er hat als Baby 'Du-weißt-schon-wen' besiegt und nur eine Narbe behalten!" Plapperte sie weiter. ,,Beeindruckend... Aber jetzt gerade würde ich von ihm lieber nur den Weg wissen." Erstaunt sah Amber mich an. Schnurstracks ging ich auf die Beiden zu, die ihr Gespräch unterbrachen und mich ansahen. Wissend dass meine Freundin mir nicht folgte, doch das hielt mich nicht auf. ,,Entschuldigung, ich hätte eine Frage..." fing ich vorsichtig an. Ron lächelte, während ich von Harry seltsame Blicke vernahm. Etwas an ihm störte mich, ich wusste nur nicht genau was es war. Dies ignorierte ich erstmal und stellte Ron meine Frage. ,,Meine Freundin und ich finden den Weg zum Klassenraum für Verwandlung nicht. Könnt ihr uns vielleicht sagen wo wir hin müssen?" Der Rothaarige nickte und beantwortete dann meine Frage. Lächelnd bedankte ich mich und ging mit Amber zum Raum, wo unser Unterricht begann.

Verwandlung verlief eigentlich ziemlich unspektakulär, uns würden Fragen gestellt und diejenigen die sie beantworten konnten bekamen meistens Hauspunkte. Die Schüler aus Ravenclaw schienen irgendwie am besten zu sein, was mich nicht wunderte, schließlich galt ihr Haus und damit auch die Schüler als intelligent. ,,Streber..." flüsterte Amber, die neben mir saß. Zum Glück hörte es sonst niemand.

,,Uff..." Amber atmete hörbar aus. ,,McGonnagall ist ja schon streng, aber Snape soll noch drei Zacken schärfer sein. Mindestens."  Sprach sie. Gerade deswegen wollte ich ja dass die Braunhaarige sich beeilt. Nicht weil ich jetzt schon Angst vor Snape hatte, ich wollte einfach lieber zu früh als zu spät sein. So kam es, dass wir fast die Ersten im Raum waren. Professor Snape starrte mich für eine Weile ausdruckslos an, zumindest kam es mir so vor, doch danach fing er mit seinem Unterricht an. Zwar waren eigentlich noch etwa fünf Minuten bis zum regulären Beginn, allerdings schien er nicht der Typ zu sein den diese Zeiten wirklich interessierten. Sollte mir Recht sein, dann wusste ich dass man überpünktlich sein muss. In Gedanken versunken merkte ich nicht wie der Professor anfing Fragen zu stellen. Waren die Antworten falsch, wurden den Häusern Punkte abgezogen. Nur Slytherin nicht, doch Gryffindor verlor die meisten. ,,Ganz klar, als Slytherin hat man bei ihm ein leichtes Spiel." flüsterte ich Amber zu. Leider schien Snape das gehört zu haben, denn er sah mich streng an und stellte sich vor den Tisch, an dem ich mit Amber saß. Sie wich seinem Blick aus und starrte stattdessen auf ihr Pergament. Ich hingegen sah ihm direkt in seine kalten Augen. ,,Beweisen Sie ihr Können, Clark."  sprach er monoton und richtete seine Fragen von da an konkret an mich. ,,Wofür verwendet man den Aufpäppeltrank?" ,,Zum vorbeugen von Erkältungen." ,,Wo ist ein Bezoar zu finden?" ,,Im Magen einer Ziege." ,,Nennen sie einen Zaubertrank in dem Baumschlangenhaut verwendet wird." Ich überlegte kurz. ,,Vielsaft-Trank." antwortete ich dann etwas unsicher. Professor Snape schnaufte kurz, drehte sich um und ging zurück zu seinem Pult. ,,Fünf Punkte für Gryffindor..." murmelte er leise, dennoch so laut dass wir es hören konnten. Ich spürte die schockierten und überraschten Blicke um mich herum. Und auch ich war überrascht, wusste ich ja dass noch nie ein Gryffindor Hauspunkte von Snape bekommen hat. Im selben Moment läutete die Glocke. Der Unterricht war beendet. Wir alle nahmen schnell unsere Sachen und verließen den Raum. Keiner wollte länger als nötig in dieser seltsamen Situation bleiben. Was niemand bemerkte, war das Medaillon, auf das Snape mit leerem Blick sah.

Draußen angekommen klopften mir anerkennende Hände auf die Schulter. ,,Schon am ersten Tag Geschichte schreiben!" ,,Snape hat scheinbar einen Liebling!" ,,Die kleine Lily bringt das kalte Herz unseres Professors zum schmelzen." Solche und weitere Sprüche hallten nun durch den Flur. Einige davon waren fies, die kamen größtenteils von den Slytherins. Nur ein kleines, blondes Mädchen hielt sich raus und sah zu Boden. Die anderen Häuser freuten sich für mich, hatte ich doch etwas seltenes geschafft, wenn auch unbewusst. Amber schien zu merken dass mir das Ganze unangenehm war, deshalb zog sie mich mit der Entschuldigung, jetzt essen zu gehen, weg. Vor unserem Gemeinschaftsraum blieben wir stehen. ,,Lily... Das wird sich extrem schnell herumsprechen! Viel Spaß, du zukünftige Berühmtheit!" erwähnte sie belustigt. ,,Danke? Naja das wird aber warscheinlich nicht lange halten, es waren nur fünf Punkte und nichts weltbewegendes." erwiderte ich darauf. Meine Freundin zuckte mit den Schultern. ,,Nein vielleicht nicht. Tja, wir werden sehen, ich gehe jetzt jedenfalls wirklich Mittag essen. Willst du mitkommen?" Ich schüttelte den Kopf. ,,Lass mal, keinen Appetit." Sie nickte und versprach mir etwas mitzubringen. Danach ging sie in die große Halle. Ich hingegen verschwand im Schlafsaal und setzte mich auf mein Bett. Dabei kamen mir die heutigen Geschehnisse wieder in den Sinn. Besonders dieser Harry Potter... Etwas war seltsam, aber was? Eine Weile dachte ich über ihn nach, doch ich wusste dass ich ihn nicht kannte, nicht kennen konnte.
Meine Gedanken wurden von Schmerzen in meinem rechtem Arm unterbrochen. Leicht genervt schob ich meinen Ärmel hoch und sah die betroffene Stelle an. Meine Narbe... Sie war gerötet und tat weh. Woher sie kommt wusste ich nicht. Es ist als wäre sie schon immer ein Teil von mir gewesen. Als ich sie berührte fiel mir etwas ein. Harry hat doch... er hat auch eine Narbe. Meine sah ein bisschen so aus wie ein Blitz... Aber seine bestimmt nicht... Oder doch? Es könnte eine ähnliche sein. Es kam mir unlogisch vor, schließlich hatten wir nichts miteinander zu tun. Dennoch... Alleine die Tatsache dass wir wohlmöglich ähnliche Narben haben, sowie das vertraute Gefühl in seiner Nähe, es konnte doch kein Zufall sein! Nein, es war eher als würde in mir eine lange verlorene Erinnerung erwachen. Und sie würde alles verändern...

Fortsetzung folgt...

Seine kleine Schwester ~ Harry Potter FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt