Farbenfroh

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Aus der Ferne konnte man ihr Lachen hören. Das glockenhelle Lachen eines kleinen Mädchens, das die ganze Welt zu ihrem Freund erklärt hat und von dem jeder hoffte, sie würde nie erwachsen werden. Sie lief die farbenfrohe Wiese entlang in der sich allerlei Blumen tümmelten. Blau, rot, gelb, lila, das grüne Gras. Diese bunte Mischung aus Schönheit und Wildnis entzückte das kleine Mädchen und sie fand immer wieder neu eine Blume oder ein Tier, das sie bewundern konnte. Ein paar Meter hinter ihr schlenderten, Hand in Hand, ihre Eltern lächelnd den Weg entlang.
Die Sonne schien warm auf die Menschen hinab und nur ab und zu kam ein leichter Wind auf, der das leichte Sommerkleid des Mädchens aufwirbelte.
"Juliana, lauf nicht zu weit weg!" Die sanfte, aber bestimmte Stimme des Vaters erklang. Das Mädchen, Juliana, drehte sich um, winkte ihren Eltern und lief dann freudig zwischen ihnen und den Blumenwiesen hin und her. Mit ihren fünf Jahren, war sie zwar noch sehr klein, aber Juliana war intelligent. Und ihre schönste Eigenschaft, so waren sich ihre Eltern, Nachbarn und Erzieher alle einig, war ihre Fähigkeit in allem das Schöne zu sehen. Sie schätzte die Gesellschaft ihrer Kameraden, wusste aber sich selbst auch gut zu beschäftigten. Sah man ihr eine Weile dabei zu, bekam man selbst das Gefühl die ganze Welt sei so einfach gestrickt wie Juliana sich das ausmalte. Beim Anblick dieses fröhlichen kleinen Wesens musste man einfach lächeln. Und fing man an darüber nachzudenken, wurde jeder ein kleines bisschen wehmütig. Man sehnte sich nach der Zeit in der man selbst so unbeschwert durch die Gegend hüpfte und scheinbar die Natur und alle Menschen es gut mit einem meinten.
Man könnte also sagen, dass jeder Mensch, der einmal Kind gewesen ist, dieses unbeschwerte Wesen in sich getragen hat und Juliana in dieser Sache keineswegs ein Einzelfall war, doch ihre Eltern waren fest davon überzeugt, dass ihr kleines Mädchen etwas ganz Außergewöhnliches war.
Nachdem Elena und David jahrelang versuchten ein Kind zu bekommen, wurde ihre Familie unter einen dunklen Schatten gestellt. Elena wurde schwanger, doch das Kind, das in ihr wuchs, sollte nie das Licht der Welt erblicken. Elena gebar einen toten Sohn und ihr Herz wurde von Dunkelheit umhüllt, die es selbst David schwer machte an sie ran zu kommen. Doch das Paar gab die Hoffnung nicht auf. Und zwei Jahre später wurde Elena wieder schwanger. Es war eine schwere Geburt und die zwei Erwachsenen bangten lange Zeit um das Leben ihrer kleinen Tochter. Und eines glücklichen Tages hatte sich all der Schmerz und all die Angst gelohnt. Juliana wurde gesund und wuchs in einer lieben Familie auf. Seither brachte das kleine Mädchen Glück und Farben in ihr Zuhause und überallhin, wo sie war. Nicht einmal die Sonne schien so hell zu scheinen wie die kleine Juliana.
Auf einmal rief Elena ihre Tochter zu sich. "Juliana! Komm her! Sieh mal!" Sie zeigte in eine Richtung. Das kleine Mädchen drehte sich sofort um und rannte aufgeregt zu ihren Eltern. Elena kniete sich neben ihre Tochter und nahm sie in den Arm. Juliana sah in die Richtung in die ihre Mutter zeigte und sah einen großen Bogen, der sich über den Himmel spannte. Eine Farbenpracht bei der nicht einmal die Blumen mithalten konnten. Der bunte Regenbogen schien aus einer Wolke zu entspringen und fiel wie ein Wasserfall im Bogen hinunter auf die Erde. Juliana staunte.
David kniete sich auf die andere Seite neben sie und flüsterte leise. "Juliana, weißt du noch was der Regenbogen bedeutet?" Das Mädchen antwortete ohne ihren Blick von dem Regenbogen abzuwenden. "Nach jeder Trauer kommt Freude und nach der Dunkelheit Licht. Mein großer Bruder im Himmel lächelt mich an und vergisst uns nicht." Dieses Gedicht brachten ihre Eltern ihr bei, weil sie wussten, dass Juliana verstehen würde und auch sie würde niemals mehr vergessen.
Eine kleine Träne kullerte das kleine Gesicht, das sonst nur von Freude gezeichnet war, hinunter. Elena nahm sie in den Arm und streichelte sanft über ihren Rücken. "Du darfst nie vergessen, dass wir dich lieb haben und auch dein Bruder hat dich lieb. Er kann nicht so bei uns sein, wie wir bei dir sind, aber ganz tief in deinem Herzen", sie legte ihre Hand auf die kleine Brust ihrer Tochter, "da wird er immer bei dir sein. Er wird auf dich aufpassen, wenn wir es nicht können und wenn du mal traurig bist, dann wird er dich trösten." Juliana fing an zu lächeln. "Lass uns nach Hause gehen." Ihr Vater nahm sie an der Hand und wollte wieder zurückgehen, doch einmal noch drehte sich das Mädchen um und winkte dem Regenbogen. "Ich vergess dich auch nicht!" Rief sie so laut sie konnte und lachte dabei. Als die Sonne wieder durch die Wolken brach verblasste der Regenbogen, doch Juliana strahlte jetzt in so viel mehr Farben als jemals zuvor.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 29, 2020 ⏰

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