Die Luft ist kühl als Alison über die noch feuchte wiese der Stadtfriedhofs läuft. Den weg kenn sie nun schon zu gut. Drei Jahre ist es nun her, seit sie das schlimme Schicksal mitmachen musste. Drei Jahre und es kommt ihr noch vor als wäre es gestern gewesen. Summend geht sie auf den mit Platten belegten weg den Gräber entlang, während sie die Vögel beobachtet, die vor der Kälte fliehen. Ja es ist kälter geworden in den letzten Tagen, denkt sie und schlingt die Arme fester um sich. Alles ist grau und kalt, nur die Blumen , die den schönen Friedhof schmücken, bringen Farbe in die Landschaft. Auf dem Friedhof ist sonst niemand, ausser der netten alten Dame, die jeden Tag ihren Ehemann besuchen kommt. Freundlich lächelt sie Alison zu und sie erwidert das lächeln. Alison mag die Dame sie ist immer fröhlich und kümmert sich liebevoll um das Grab ihres verstorbenen Mannes. Langsam geht sie die Stufen zum oberen Friedhof hinauf. Hier oben sind die Gräber neuer und geschmückt mit Kerzen, Engelchen und Blumen. Die Stufen sind ihr schon so vertraut, das sie nicht mehr hinschauen muss, wo sie beginnen und wo sie enden. Den grössten Teil ihrer Freizeit verbringt sie hier, wen es nicht gerade regnet oder gar hagelt. Der Friedhof wurde zu ihrem zweiten zu Hause. Vor dem Grabstein der zweiten Reihe bleibt sie stehen. Lange schaut sie auf das Grab. Irgendwas ist anders, aber was?. Die Blumen!. Das Rot der Rosen sticht einem direkt ins Auge. Bisher hatte niemand ausser ihr das Grab besucht, vielleicht ab und zu einige Bekannte. Sie setzt sich auf die Steinbank gegenüber des Grabes, die Bank ist kalt und es durchzuckt sie einen Schauer. Lange Zeit schaut sie das Grab einfach nur an. Acht Zahlen stehen mit schöner Goldschrift auf dem Stein und diese Zahlen zeigen das ganze Leben einer Person. In jedem Ende steht ein Anfang ist unterhalbe der Zahlen eingemeisselt. Den Text hat ihre Mutter ausgewählt. Ihr Vater hat von dem ganzen nicht viel gehalten, das sei Geldverschwendung, das lese ja eh niemand. Alison fühlt sich hier wohl, hier ist sie der Person im Grab nahe und hier weiss sie, dass sie ihr zuhört, wenn sie was bedrückt . Leise fängt sie an zu erzählen, was passiert ist in den letzten drei Tagen, in denen sie nicht auf den Friedhof konnte. Sie erzählt von ihren Freunden, von dem Haus, das sie gekauft haben und von all ihren Problemen. Obwohl die die Person keine Antwort gibt, fühlt sie doch, wie es ihr besser geht. Hin und wieder lässt der Wind die Blätter über ihrem Kopf rascheln. In der Ferne hört man wie die Autos, die durch die Stadt fahren. Sie muss lachen , als sie die Stimme der Person hört wie sie sagte "Immer dieser Lärm. Eines Tages werde ich auf dem Land wohnen." So weit ist es nicht gekommen, doch die Familie möchte ihm diesen letzten Wunsch erfüllen und zieht aufs Land. Der Friedhofswärter kommt an ihr vorbei und begrüsst sie freundlich. Auch ihn kennt sie inzwischen gut, da auch er täglich hier ist. Hat er die Blumen gebracht?. Die Sonnen geht unter, es wird kühler. Alison geht zum Grab und legt den Herzstein, den sie mitgenommen hat, auf das Grab. Ich werde dich nie vergessen, verspricht sie und verabschiedet sich von der Person. Sie geht den Weg zurück, den sie gekommen ist. Langsam, um jedes Detail um Gedächtnis zu behalten. Das wird das letzte mal sein, dass sie den Friedhof besucht. Jetzt geht es ihr wieder gut, auch wenn der Tag kalt und Grau ist und die Kälte die Oberhand gewonnen hat. Vor dem Tor warten auch schon ihre Eltern, bereit zum gehen, weg von hier, weg von der Trauer und dem Schmerz, weg vom Lärm, um den letzten Wunsch ihres Bruders zu erfüllen.