So fest er konnte, klammerte Harry sich an Sirius' große, warme Hand.
Es war lauter, als Harry es sich vorgestellt hatte, mehr Kinder liefen auf der Wiese und zwischen den Spielgeräten herum und er hatte auch nicht damit gerechnet, dass er sich so schnell von seinem Patenonkel verabschieden musste. Aber jetzt stand die junge Erzieherin nur einige Meter von ihnen entfernt und wartete darauf, dass Harry sich von Sirius lossagte.
Harry war kein Angsthase, er hatte schon viele beängstigende Dinge gemacht, fand er, aber Kindergarten schien sich auf der Liste schnell ganz nach oben vorzuarbeiten. Noch immer konnte er nicht vollständig verstehen, wieso das hier nach dem Umzug nötig war. Sirius hatte jetzt eine Arbeit, das wusste Harry, aber er wusste nicht wirklich, was ›politische Veränderungen‹ bedeutete und erst recht nicht, wieso er deswegen in einen Kindergarten gehen musste, obwohl er das vorher nie gemusst hatte. Er vermisste den Grimmauldplatz.
»Bereit, Harry?« Sirius kniete sich auf Harrys Höhe und lächelte ermutigend.
Harry wusste nicht, was er antworten sollte, denn eigentlich fühlte er sich nicht wirklich bereit. Aber er wollte Sirius nicht enttäuschen. Es schien eine gute Entscheidung zu sein, mit den Schultern zu zucken.
Sirius drückte ermutigend Harrys Hand. »Ich bin in ein paar Stunden zurück, versprochen.« Er lehnte sich zu Harrys Ohr und flüsterte: »Denkst du, die anderen Kinder haben schon mal jemanden getroffen, der auf einen sechs Meter hohen Baum geklettert ist?« Er lehnte sich zurück und zwinkerte Harry verschwörerisch zu.
Jetzt musste der kleine Junge doch lächeln. Es war wahr, er war schon auf einen sechs Meter hohen Baum geklettert! Mit einer Menge von Sirius' Hilfe zwar, aber das zählte trotzdem. Ein wenig ermutigt schüttelte Harry den Kopf. Ganz sicher hatte keines der anderen Kinder schon einen so hohen Baum bezwungen. Vielleicht würden sie Harry danach fragen. Wer wollte schließlich nichts über solche Abenteuer hören?
»Sehr gut, Harry, du schaffst das«, Sirius ließ Harrys Hand los, hielt seine größere stattdessen zum High Five bereit vor Harry in die Luft. Mit seiner kleinen schlug Harry nur ein ganz bisschen zögerlich ein. Seine Fingerspitzen erreichten kaum die dünnen Linien, an denen Sirius' Finger entsprangen.
Sirius nickte lächelnd. »Viel Spaß, Harry.« Er küsste ihn auf das unbändige, schwarze Haar. »Bis nachher.«
Tapfer winkte Harry ihm, als Sirius sich erhob und durch ein eisernes Tor das Gelände des Kindergartens verließ, bis er bald nicht mehr zu sehen war. Wenn Sirius daran glaubte, dann konnte Harry das schaffen. Es war nur ein Ort mit vielen Kindern, erinnerte sich Harry. Nicht der Zahnarzt.
Er hatte nicht gemerkt, dass die freundlich lächelnde Erzieherin schon neben ihm stand. Obwohl sie ihn zusammen mit Sirius schon begrüßt hatte, begrüßte sie ihn jetzt erneut – was Harry nun wirklich nicht verstehen konnte. Aber es war eigentlich ganz gut, denn er hatte ihren Namen schon wieder vergessen gehabt.
Harry war nie irgendwo neu gewesen, er war nie wirklich irgendwo ohne Sirius gewesen. So verließ ihn sein angeredeter Mut schnell wieder, als die Kindergärtnerin begann, Harry herumzuführen. Er gab sich alle Mühe, nicht zu weinen, aber das war schwer, wenn man sich alleine und fremd fühlte. Mit dem Handrücken wischte er jede Träne gleich wieder von seinen Wangen, damit die freundliche Frau sie nicht sehen würde.
Es dauerte eine Weile, bis die kleine Führung beendet war. Bis auf die Ecke mit den Plastikbechern und kaltem Tee darin war Harry sich ziemlich sicher, dass er alles schon wieder vergessen hatte. Irgendwo begann ein Mädchen wie am Spieß zu schreien und so war Harry schneller alleine, als er es überhaupt realisierte.
Überfordert sah er sich auf dem großen, wuseligen Außengelände um. Er wünschte sich Sirius zurück. Um nicht wieder zu weinen, machte er sich auf den Weg zu einer niedrigen Holzbank am Rand eines gepflasterten Weges, auf dem sich einige Kinder mit Stelzen aus Dosen und Dreirädern Wettrennen lieferten. Alleine ließ er sich auf der Bank nieder.
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Love And Other Spells ⋆ Drarry
FanfictionDraco ist seit dem Kindergarten Harrys bester Freund. Durch Zufall (und einen Mann namens Dumbledore) finden sie mit siebzehn heraus, dass sie Zauberer sind. (Harry hält alles für Unsinn, vor allem diesen seltsamen Mann, dafür verbringt er seine Z...