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Voller Angst starrte ich an meiner Mutter vorbei und sah direkt in die tiefschwarzen Augen des Monsters. Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich krallte mich fester an den Arm meiner Mutter, die genauso voller Angst war.  Dennoch hielt sie mich schützend hinter sich. Schon immer hatte ich die Stärke meiner Mutter bewundert... Ich schrie auf, als es sich uns mit einer unmenschlichen Geschwindigkeit näherte, doch gerade als es zu beißen wollte und ich schon den widerlichen Geruch aus seinem Maul roch, wurde es durch ein Schwert aufgehalten, das sich tief in seine Brust vergrub. Ein schmatzendes Geräusch durschnitt die Luft und aufeinmal bewegte sich diese riesiege, hungrige Kreatur nicht mehr. Immernoch Ängstlich ließ ich meinen Blick über das Schwert, welches mir bekannt war, gleiten. Langsam entspannten sich meine Gesichtszüge, doch der Schock blieb. So knapp waren wir noch nie dem Tod entkommen. Das Gesicht eines Mannes erschien. Nein, nicht irgendeines Mann, sondern das Gesicht meines Vaters. Wie ein Held stand er da und hatte uns mal wieder gerettet. Doch Sorge stand tief in seinen Augen geschrieben und er zog sein Schwert wieder aus der Brust des Monsters, bevor er den Arm meiner Mutter streichelte. "Alles wird gut", flüsterte er und gab ihr einen langen Kuss. Ich vertraute ihm. Er würde uns alle retten. Als er mich sah hockte er sich hin, während er seine Arme mit einem kleinem Lächeln aus breitete, in die ich auch weinend lief. "Alles gut, Maus", sagte er ruhig, meine Stirn küssend, als ich mich in seine Brust drückte. "Es ist in Ordnung Angst zu haben", fügte er hinzu. Sanft streichelte er meine Wange mit seiner rauen Hand, doch ich konnte mich über diese Geste nicht freuen, denn seine nächsten Worte ließen mir noch mehr Tränen in die Augen steigen. "Ich muss wieder gehen", sagte er traurig. Ein leises Schlutzen hinter mir verriet mir, dass dieser Gedanke meiner Mutter genauso wenig gefiel, jedoch musste er unser Dorf beschützen. Schließlich war er nicht umsonst ein Krieger geworden... Er erhob sich und schenkte mir ein kleines trauriges lächeln. Ich jedoch protestierte mit Tränen verschleierter Sicht. "Nein!" Ich wollte ihm hinterher rennen, als er über die Türschwelle gehen wollte, doch kam nicht weit, denn die Hand meiner Mutter zog mich entschlossen zurück. Kurz sah ich verständnislos zu ihr hoch, doch sie weinte. Sie wollte ihn auch nicht gehen lassen... "Pass auf sie auf", waren seine letzten Worte, bevor er über die zerbrochene Tür nach draußen lief. Angsterfüllte Schreie und Kampfschreie kamen aus dieser Richtung. Mein Körper verkrampfte sich. In dieses Chaos würde er jetzt hinein gehen. Mitten aufs Schlachtfeld. Hoffentlich passierte ihm nichts. Er drehte sich kein zweites Mal zu uns um. Warum bloß nicht?

"Komm", sagte meine Mutter nach ein paar Sekunden mit gebrochener Stimme. Sanft zog sie mich am Arm durch das Haus und verschwand mit mir in den Keller, wo wir uns sonst auch immer gut verstecken konnten... Doch dieses Mal war es anders. Irgendetwas stimmte nicht. Irgendwie fühlte sich das hier anders an. Der laute Knall, der zuschlagenden Tür riss mich aus meinen Gedanken.  "Wir müssen jetzt leise sein, okay Süße? Papa wird bald zurück sein", sagte sie zuversichtlich, doch hinter ihren Augen konnte ich die Angst, das er das nicht würde, dennoch deutlich sehen. Ich nickte bloß leicht und verzog mich mit ihr in die hinterste Ecke des Raumes. Zusammen warteten wir dann... Lange... Sehr lange.

Er kam nicht. Ich wusste nicht wie lange wir hier unten schon waren, denn ich hatte mein Zeitgefühl komplett verloren und döste nun vor mich hin. Doch gerade als ich wieder dabei war einzuschlafen rüttelte meine Mutter, wie wild geworden an meinem Arm. Gequält öffnete ich die Augen und sah in ihr panisches Gesicht. Sofort setzte ich mich wachsam auf und die Müdigkeit verflog wie im Flug, als das plötzliche Adrenalin meinen Körper benetzte. "Da kommt etwas", flüsterte sie so leise, dass ich es fast hätte nicht verstehen können. Danach legte sie ihren Zeigefinger auf ihren Mund und ich verstand die Geste, die sie mir schon so oft gezeigt hatte. Als ich mich konzentrierte, hörte ich es. Die Kreaturen waren im Haus. Mein Herz pulsierte automatisch schneller bei dem Gedanken an diese gruseligen Wesen. Ich hörte wie das Holz unter ihren schweren Schritten knarrte und sie in ihrer unbekannten Sprache anfingen zu zischen. Meine Hand griff verkrampft in das Kleid meiner Mutter, die dies nicht zu stören schien.

Wir drängten uns weiter nach hinten, als wir hörten wie sie nun auf der unteren Treppe waren. Ein unbeschreibliches Gefühl packte mich. Todesangst. Hatten sie uns hören können? Ich war wieder kurz davor zu weinen, doch ich hielt mich zurück, um leise zu sein. Ein Fauchen erklang, aber das nun direkt vor der Tür war. Mein Körper begann zu zittern und stumme, heiße Tränen quollen aus meinen Augen. Es würde uns töten. Meine Mutter und ich waren nun in der hintersten Ecke des Kellers angekommen, was uns jedoch nichts bringen würde. Wir schrien auf, als die Tür mit einem lautem Knall eingebrochen wurde. Die pechschwarze Kreatur kam zum Vorschein. Sie schüttelte sich, bevor sich ihre Aufmerksamkeit auf uns zog. Mit schief angelehnten Kopf näherte sie sich uns. Wir waren ihr schutzlos ausgeliefert. Ich begann wieder an zu schlutzen und mein ganzer Körper fing an zu beben, während ich mich an meine Mutter presste. Nackter Horror spiegelte sich auf meinem Gesicht wieder, wenn ich daran dachte, wie es uns fraß. "Bitte", fing meine Mutter an zu flehen, doch das Monster sah bloß hungrig auf uns nieder. Waren das nun meine letzten Minuten? Es musterte uns und lehnte seinen Kopf so wieder auf die rechte Seite, dabei starrte es uns mit seinem einem schwarzem Auge an. Ich wusste nicht was das für ein Ausdruck auf dem Gesicht der Kreatur war. Noch nie hatte ich sie verstanden... Ich sehnte meinen Vater zu uns herbei. Wünschte mir vom ganzen Herzen, dass er uns rettete...

Ich schloss meine Augen. Wie lange würde es dauern? Würde es mir den Kopf abbeißen? Ich dachte erst gar nicht daran meine Augen wieder zu öffnen, spürte nur die fürsorglichen Hände meiner Mutter, die mich wieder nach hinten schoben. Doch sie suchte etwas. Ich öffnete meine Augen, suchte mit ihr. Meine Mutter war eine Kämpferin genauso wie mein Vater. Ich wollte schon immer, wenn ich groß war so werden wie sie. Sie waren meine Vorbilder. Nun könnte ich nie meinen Traum ausleben... Ich wollte doch noch so viel sehen und erleben... Meine Hände ergriffen etwas. Es war kalt. Schnell legte ich es in die Hände meiner Mutter.  Als die Kreatur genau vor uns stand da zog meine Mutter ihre Hand hervor, zeigte die silberne Stange und verpasste dem "Ding" damit einen festen Schlag. Es taumelte zurück. Das hatte es nicht kommen sehen. Doch es wurde bloß wütender. Wir standen auf. Schützend hielt meine Mutter die Stange in beiden Händen verkrampft fest, als es uns wieder näheren wollte. "Mera, du musst jetzt stark sein...", flüsterte sie, doch ließ das Monster, das wie eine Katze fauchte, nicht aus den Augen. Es verstand unsere Sprache nicht. "Du musst verschwinden", sagte sie ernst. Ich schluckte. "Ab-Aber Mama", flüsterte ich. Ich krallte meine Hand in ihr Kleid, doch sie sah mich nicht an,  sondern nur kalt die schwarze Gestalt, während sie zu mir sprach. "Mera... Du musst", sagte sie. Es schmerzte sie. Warum sagte sie das dann? "Ich liebe dich und dein Vater dich genauso, vergiss das nie...", sagte sie. Ich wusste was sie plante, doch ich würde niemals meine Mutter hier zurück lassen! Jede Zelle meines Körpers sträubte sich dagegen. Sie würde sterben. "Du bist zu etwas Großem bestimmt." Ihre Stimme zitterte genauso wie ihre Hand in der sie die Stange hielt. Ich schluckte und blinzelte die Tränen weg, als ich an dem Monster vorbei lugte. Ich könnte es schaffen. "Mama... Bist du dir sicher? Ich will dich nicht hier zurücklassen", weinte ich und krallte mich an sie, doch gerade als das Monster sein Maul Aufriss und uns somit ein eckelreggender Geruch entgegen kam stieß sie mich nach vorne. Fassungslos sah ich zurück, als ich hinter dem Monster zum stehen kam, was nur auf meine Mutter fokussiert war.

Mir gefror das Blut in den Adern, als meine Mutter zum Schlag ansetzte, doch sie verfehlte. Es war zu schnell. Angsterfüllt sah sie dieses Monster an, doch dann traf ihr Blick meinen. "Renn", formten ihre Lippen. Dann stürzte das Monster nach vorne. Ihr Schrei wurde erstickt und verstummte. Ich konnte mich nicht bewegen. Es war wie, als würde meine Welt stehen bleiben. Das Einzige, was ich spürte war die Nässe meiner Wangen und dann rannte ich.

Der verbotene WaldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt