1 (Wie alles begann)

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Familienfeiern sind etwas schönes, nicht wahr? Die Familie trifft sich....und das war es dann eigentlich auch wieder. Noch besser sind die Familienfeiern, die eigentlich gar keinen richtigen waren und nur die Hälfte der Familie anwesend war, weil man auf die andere keine Lust hatte. Verständlich, aber unbedingt spannender macht es die ganze Geschichte nicht. Zumindest für die Kinder der Erwachsenen, die sich treffen. In diesem Familientreffen waren meine Eltern, mein kleiner Bruder, meine Tante mütterlicherseits, deren Mann und die vier Kinder, also meine Cousins anwesend.

Es war Herbst und meine Eltern und die Eltern meiner Cousins hatten beschlossen, dass es eine tolle Idee wäre, ein Familientreffen im Wirtshaus am See zu organisieren. Gut, dass grundsätzlich nur angenehme Menschen eingeladen waren, ausgeschlossen meines kleinen Bruders. Aber eigentlich war er auch nicht schlimmer als meine Eltern. Alle drei partiell anstrengend und nervig.

Es lag eine angenehme Atmosphäre in der Luft. Meine Eltern Elisabet und Ludwig unterhielten sich mit meiner Tante Elisa und meinem Onkel Edward. Mein kleiner Bruder Illias war mit meinem jüngsten Cousin Ludwig am Spielplatz und hatte seinen Spaß. Ludwig war mit seinen 5 Jahren ein Jahr älter als Illias, aber wenn man meine Meinung dazu hören wollte, dann merkte man das höchstens anhand des Größenunterschieds und sicher nicht an der geistigen Entwicklung. Was noch nicht ist, kann ja noch werden. Oder vielleicht hatte er dumme Eltern, wer weiß. Der Kleine war adoptiert. Meine Tante und ihr Mann wünschten sich unbedingt noch ein viertes Kind, allerdings war ihnen aufgrund des fortgeschrittenen Alters meiner Tante das Risiko eines behinderten Babys zu groß. Ursprünglich wollten sie ja ein Mädchen, da sie schon drei Jungs hatten. War wohl nichts. Am Ende kamen sie mit einem Jungen heim. Wenigstens war er süß, also verständlich.

Dann wären da noch meine drei anderen Cousins und ich. Wir waren ungefähr im gleichen Alter, nun gut, wir waren alle Erwachsen. Der Älteste, Sven, war 22. Kai war ein Jahr jünger und der dritte, mit vollem Namen Maximilian, war 18 Jahre alt. Ich wurde dieses Jahr Ende August noch 18 und dennoch wurde ich gerne behandelt als wäre ich zwölf. Dass wir faktisch alle erwachsen waren, war gelogen, aber am Ende zählte die geistige Reife. Und im Geiste waren wir alle keinen Tag älter als fünfzehn.

Wir vier saßen also gemeinsam mit unseren sich unterhaltenden Eltern am Tisch und warteten auf unser Dessert. Die Vorspeise, die Suppe und die Hauptspeise hatten wir überstanden. Sonderlich spannend war das Zusammensein trotzdem nicht. Wir vier verstanden uns super, und genau deshalb war uns der Gesprächsstoff bereits nach der Suppe ausgegangen. Es gab Themen und Geschichten, die man lieber nicht am Tisch mit seinen Eltern erwähnte. Als gutes Beispiel wäre da die Geschichte, als Sven sich dachte, es wäre eine gute Idee, sich in der Ausnüchterungszelle einzunisten und die Betten zu testen. Die Betten waren übrigens unbequem, wenn das überhaupt noch als Bett durchgehen durfte. Ich finde es nicht schlimm, wenn man Betten durchprobiert, um das Richtige für sich zu finden, schließlich verbringt der Mensch ein Drittel seines Lebens schlafend. Meine Eltern und seine Eltern hingegen wären eher weniger erfreut. Deshalb war mittlerweile jeder damit beschäftigt, wenn nicht gegessen wurde, unauffällig auf sein Handy zu starren und zwischendurch einen schlauen Satz in die Konversation unserer Eltern einzuwerfen, damit sie das Gefühl hatten, ihr Gespräch wäre von essentieller Bedeutung. Mindestens zwei der drei Jungs tinderten vermutlich in der Gegend herum, schließlich war das Restaurant mindestens dreißig Minuten von unserem Zuhause entfernt und somit erreichte ihr Gesicht jetzt einen anderen Radius und andersrum. Kai und sein Datingverhalten konnte ich sehr schlecht einschätzen. Er war der emotionale Teddybär in der Familie und war von uns der einzige, der es schaffte, eine Beziehung länger als zwei Monate zu überstehen, also wusste ich nicht, ob er gerade vergeben war oder nicht. Ein Mädchenschwarm war er auf jeden Fall aufgrund seiner Teddybärmentalität, im Gegensatz zu Sven und Maximilian brauchte er schätzungsweise keine Onlineapps, um eine Mädchen zu kriegen. Sven war 22 und war somit ein cooler Student, der seine Freiheiten in der Großstadt ausloten wollte und Maxi war tatsächlich einfach nur fähig, sich Mädchen für eine Nacht zu angeln. Von mir fange ich gar nicht erst an zu sprechen.

Jakim und YuliveeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt