Einen Reiter sah ich diese Nacht,
grau im Bart, von fahlem Hengste steigen;
Hiebzerfetzt war seine Eisentracht,
und auf weißen Lippen fror das Schweigen.
Still zur Erde legt' er Schild und Schwert.
Zu dem Burgtor in den trotz'gen Wänden,
führt er kurzen steilen Pfad das Pferd
und er pocht ans Holz mit müden Händen.
Lautlos dreht in Angeln sich das Tor.
Und mir ist's als grüße jetzt den Zagen,
bärt'ger Mönche unbewegter Chor,
die geweihte schlanke Kerzen tragen.
Graue Kutten stehn im Flackerschein -
und der Zug ist schon ins Nichts zerflossen;
Und das Dunkel schlingt den Reiter ein,
und das Tor hat lautlos sich geschlossen...
Aber dort - oh, sieh aus seidnem Zelt,
das der Purpur jungen Morgens rötet,
reitet keck ein Bübchen in die Welt,
das auf dem geschnittnen Schilfrohr flötet.
Putten schlingen ihren Ringelreih'n
um den Trab des leichtgezäumten Tieres;
Schöne Frauen winken hinterdrein
an dem Arm beglückten Kavalieres.
Silbern klingt vom Zaumzeug das Geläut,
wie ein lieblich Glockenspiel der Gnade;
Und, mit tausend Wünschen hingestreut,
grüssen Blumen rings des Knaben Pfade.
Und ich schau' den kleinen Reiter ziehn.
Mög' der Himmel Gunst dem Ritt bescheren!
Ein ferne Nacht sieht einst auch ihn,
müd' auf müdem Hengste wiederkehren.
Ein Besiegter, steht er, schlachtzerzaust,
an des Burgtors rost'gen Eisenringen,
und er pocht mit schwacher Greisenfaust -
und die Mönche, seine Brüder, singen...