Der letzte Brief

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Es war mitten in der Nacht, als der junge Regulus Black das Haus am Grimmauldplatzt Nr. 12 verließ. Er war der einzige der um diese Uhrzeit in diesem Londoner Stadtviertel auf die Straße ging. Und er genoss es alleine zu sein. Keine nervigen Muggel die zur Arbeit rannten. Keine schreienden Muggel Kinder. Keine Hunde die bellten wenn er ihnen zu nahe kam. Nur er und seine Gedanken. So lief der schwarzhaarige also fast lautlos über den nassen Asphalt und wusste selber nicht, was er genau tat. Das einzige Licht kam von einer flackernden Laterne, die fast vollständig von Motten umhüllt wurde, und einer dieser schäbigen roten Muggel Telefonzellen. Regulus blieb unter der Laterne stehen und sah zuerst zur Telefonzelle, dann sah er hinter sich, dann lief er wieder weiter. Er durfte nicht in einer dieser roten Kästen gesehen werden. Regulus schaute sich noch einmal um bevor er die Tür zur Telefonzelle öffnete. Am liebsten wäre er sofort wieder weggelaufen. Überall auf dem grauen Boden lagen Scherben und Seiten von Zeitungen, Dreck, Muggel Süßigkeiten und sogar eine Brille. Regulus machte einen schnellen Schritt hinein und schaute nicht auf dem Boden. Er schaute nur auf das Telefon. Dann atmete er tief aus und holte einen Zettel aus der Tasche seines Umhanges. Eine Nummer die Kreacher für ihn gesucht und gefunden hatte. Dann holte er das Muggel Geld heraus und warf es ein. Dann wählte er die Nummer, wobei sein Herz unbegreiflich schnell Schlug, als er den Hörer an sein Ohr legte. Einige Sekunden hörte man nur ein gleichmäßiges piepen.

"Hallo?" sagte Sirius verschlafen. Regulus öffnete den Mund um etwas zu sagen, schaffte es aber nicht. 

"Hallo? Ist da jemand?" sagte sein Bruder noch einmal. Regulus wusste genau, was er sagen wollte, doch aus seinem Mund kam nichts. Er konnte es nicht. Wollte es nicht.

"Remus?" fragte Sirius weiter. "James? Peter? Wer ist da?" Er müsste etwas sagen, er musste es einfach. Er brauchte Sirius. Mehr als er es jemals für nötig gehalten hatte.

"Bei Merlins Bart, wer ist da?" rief sein Bruder nun und schlug auf irgendeinen Tisch, zu mindestens hörte es sich so an. Regulus schwieg weiterhin.

"Na schön. Auf Wiedersehen." Dann war nur noch ein langes piep zu hören.

"Scheiße." schrie Regulus und schlug den Hörer heftig in sein Halter. Dann trat er gegen eine Glasscheibe die direkt zersplitterte. Dann legte er schnell seine letzten Muggel Münzen in den Kasten und wählte erneut Sirius Nummer. Jetzt würde er etwas sagen. Er nahm den Hörer erneut an sein Ohr und wartete auf die Stimme seines Bruders.

"Wer auch immer da ist...hör auf anzurufen." sagte er und Fluchte vor sich hin.

"Sirius....." sagte Regulus leise.

"Regulus? Bist du das?" fragte er und klang dabei besonders ruhig und überrascht.

"Ja." sagte er zögernd und trat vom einen Bein auf das andere.

"Warum...warum rufst du so spät an?" fragte Sirius verwirrt.

"Ich" begann Regulus und fluchte lautlos. Er musste es aussprechen. Er brauchte Sirius. "Ich" sagte er wieder und stoppte sich selber. 

"Ja...." sagte Sirius erwartungsvoll.

"Ich weiß auch nicht warum ich dich angerufen habe." log Regulus.

"Woher hast du diese Nummer? Du kannst mir einfach einen Brief schreiben."

"Das spielt keine Rolle. Ich wollte nur sehen ob das wirklich deine Nummer ist." Schon wieder eine Lüge.

"Ah." sagte Sirius misstrauisch. "Gehst dir gut?"

"Ja." log Regulus wieder. "Und...wie gehst dir so?"

"Weiß auch nicht. Wäre besser, wenn deine Todesser Freunde endlich aufhören würden, so besessen vom töten zu sein."

"Sie...sie sind nicht meine Freunde. Ich habe sie hinter mich gelassen." Es war die Wahrheit. Und vermutlich das, was Sirius ihm am allerwenigsten abkaufen wird. Durch den Hörer hörte man ein leises Lachen "Ich sehe ein, dass sie nicht gut sind." sagte Regulus daraufhin.

"Ein bisschen zu spät." sagt Sirius in seiner typisch frechen Art. 

"Okay... ich leg jetzt besser auf."

"Kannst ruhig zu nem Butterbier kommen. Bekommst aber keine Informationen von mir, kleiner Spion."

"Ich...ja. Vielleicht. Tschüss."

"Bye." sagte er, bevor das nervige piepen wieder erschien. In Regulus Augen bildeten sich Tränen. War er wirklich so stolz, dass er seinen Bruder, seinen Bruder  nicht um Hilfe bitten konnte? War es wirklich so schwer? Anscheinend schon.

Doch als Regulus am frühen Morgen, nach einer schlaflosen Nacht, an seinem Schreibtisch saß, wusste er dass er Sirius nur nicht um Hilfe gefragt hatte, weil er ihn nicht in Gefahr bringen wollte. Für seine Fehler dürfte Sirius nicht sterben. Und so begann Regulus Black seinen allerletzten Brief, in der Hoffnung das Sirius irgendwann bemerken würde, dass er nicht gescherzt hatte als er gesagt hatte das er die Todesser und Voldemort hinter sich gelassen hatte.

Und dass er es nicht zu spät gemerkt hatte.

"An den Dunklen Lord.......



Regulus Arcturus BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt