Die Freitagstour

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Heute waren sie spät dran bemerkte Nick als er mit seinem Wagen auf den Sicherheitsbereich zu steuerte. Für gewöhnlich kommen sie früher, aber heute war zu viel Verkehr auf den Zubringerstraßen. Aber egal, er würde es auch dieses mal schaffen, alle die raus wollten hier raus zu bekommen.

Mit sicherer Hand lenkte er seinen Bus nun durch die Schleuse des großen Gewerbeparks. Es war ein streng bewachtes Gebiet, auch wenn man das bei der Einfahrt gar nicht so mitbekam. Aber bei der Ausfahrt dann, dann wurden sie immer gründlich überprüft.

Auf dem Plan standen wieder viele Stationen heute. Aber er wusste nicht genau wo er überall hin musste. Einige Stationen waren jede Woche stets dieselben, andere kamen hinzu oder fielen weg. Aber das brauchte ihn nicht interessieren. Dafür hatte er seine Begleiterin. Sie war quasi die Reiseleiterin, sie hatte den Plan. Mit ihr an seiner Seite war die Tour immer gut zu schaffen.

Ihm fiel auf das es heute auch hier deutlich voller war. Überall wuselten Leute umher, fuhren mit ihren Wagen oder parkten sie ganz dämlich auch mal mitten im Weg. Nick seufzte. Das würde heute sehr viel Konzentration von ihm verlangen.

Die erste Station war bei der Mühle. Er konnte beim Stopp immer die Lagerflächen sehen, da lagen viele viele Mehlsäcke, Palettenweise Cornflakes, Haferflocken und und und. Aber dann musste er weiter. In seinem Bus waren jetzt einige Plätze besetzt. Aber das war nicht seine Sache, das managte alles die Reiseleitung. Er war nur der Fahrer. Als er gerade seinen Bus hochbeschleunigen wollte, wies ihn die Reiseleiterin an zu halten. Aha, direkt an die Mühle grenzte eine Bäckerei. Hier roch es immer so wunderbar nach frischem Brot und Backwaren. Er bekam Hunger. Jetzt ein leckeres Teilchen... „So ein Mist.“ Die Reiseleiterin schaute missmutig drein. Offenbar sollten hier beim Bäcker welche einsteigen die nicht da waren. Also ging es weiter.

Die nächste Station kannte er. Hier war eine Marmeladenfabrik. Hier stieg jede Woche eine ein, manchmal auch zwei. Und manchmal kam auch aus der gegenüberliegenden Firma jemand mit. Dort, so wusste Nick, dort wurde Nuss-Nugat-Creme hergestellt. Aber nicht jede Woche gab es von dort Zuwachs, diese auch nicht.

Nun ging es weiter in Richtung der Molkerei. Hier waren jede Woche zwölf Passagiere seine Stammgäste. An einer Nebenhaltestelle der Molkerei kamen manchmal noch weiter hinzu, so auch heute. Er verstand nicht warum die nicht an die gleiche Haltestelle kamen, aber die Reiseleiterin hatte ihm schon öfter gesagt, dass das halt nicht geht.

Ein Stückchen weiter wurde Käse gemacht. Das gehörte bestimmt auch mit zur Molkerei. Hier stiegen auch immer viele ein. Direkt daneben kam die Großschlachterei. Die nahm eine große Fläche ein, dementsprechend gab es auch viele Stationen hier. Sogar einmal abbiegen musste er, weil da noch ein Gebiet zu gehörte, wo sie Tiefkühllager hatten. Auch heute musste er hier hin.

Na super. Links und rechts standen zwei Tiefkühllaster. Er schlängelte sich mit seinem Bus vorbei. Gar nicht so einfach, schließlich fuhr er einen großen Gelenkbus. Aber natürlich schaffte er es. Eigentlich musste er jetzt wieder umdrehen und zurückfahren. Aber das ging nicht. Direkt hinter ihm hatte sich jemand so doof zwischen die Kühllaster gedrängt, dass er durch eine Seitenstraße musste. Seine Reiseleiterin war schon zur nächsten Station vor gelaufen. Er gab Gas.

Nachdem er zwei Wagen geschnitten hatte passierte es. Er touchierte einen dritten, aber nur leicht. Ein schneller Blick versicherte ihm dass es keinem aufgefallen war, darum fuhr er weiter. Schön cool bleiben dachte er sich.

Seine Reiseleiterin wartete bei einer Firma die Klopapier und so ein Zeugs herstellte. Meistens kamen hier auch Passagiere, mal mehr mal weniger. Er fand es interessant wie dieses Gewerbegebiet aufgebaut war, denn es folgten Firmen für Putzwaren, Reinigungsmittel und alle sowas.

In einer Parallelstraße war ein großer Getränkehändler. Hier war immer viel Verkehr. Aber hier gab es auch immer viele Passagiere. Dann bog Nick links ab und sofort wieder rechts. Auf der Rückseite der Marmeladenfabrik hatte sich eine Süßwarenfabrik angesiedelt. Und jede Abteilung schien ihre eigene Haltestelle zu bekommen, hier musste er oft stoppen. Sein Bus war jetzt schon recht voll. Da sah er vor sich einen dicken Stau. Da ging gar nichts mehr. Lieferverkehr wohin man schaute.

Also musste er zurück. Aber von hinten drängten andere Wagen heran. Mit leichten Schweißperlen auf der Stirn setzte er seine Bus zurück. Er ignorierte die bösen Blicke wenn er einen Wagen rempelte. Sollten sie doch an die Seite fahren dachte er sich. Sie sehen doch dass ich einen großen Bus habe.

Jetzt musste er erst über eine andere Straße ausweichen, um von hinten wieder in seine Ursprungsstraße zu gelangen. Denn auch bei der Tierfutterfabrik wollten immer mal wieder welche mit.

„So das war´s!“ sagte die Reiseleiterin. Fragend schaute er sie an, aber gut. Wenn es nicht mehr Aufträge gab um Haltestellen anzufahren, ihm sollte es Recht sein. Denn das eigentliche Nadelöhr wartete noch auf sie. Sie mussten die Kontrollstelle passieren. Und hier mussten erstmal wieder alle aussteigen.

An der Kontrollstelle hatten sich schon lange Schlangen gebildet. Aber Nick war ein guter Busfahrer. Er wartetet geduldig bis er an der Reihe war. Die Passagiere waren jetzt ausgestiegen, und wurden von der Dame an der Kontrollstelle erfasst. Er konnte mit seinem Bus durch die Schleuse fahren und die Passagiere wieder einladen. Dann musste die Reiseleiterin nur noch mit ihrer Unterschrift bestätigen das alle Passagiere an Bord waren und sie dafür eine Gebühr bezahlt hat. Wohl so etwas wie eine Mautgebühr dachte er sich. Dann ging es wieder raus aus dem Gebiet.

Sie hielten noch einmal an einem Fahrzeug an, hier mussten alle Passagiere umsteigen. Die Reiseleiterin kontrollierte beim Umsteigen noch einmal genau ob auch alle Passagiere von ihrer Liste dabei waren:

„2 Kilo Mehl, Cornflakes, Müsli, 2 Gläser Marmelade, ein Kasten Milch, Joghurt, Pudding, Käse ist auch da, Wurst, Salami, Schnitzel, Gehacktes, Tiefkühlfrikadellen, Tempotaschentücher, Klopapier, Küchenrollen, Waschmittel, Kloreiniger, was für den Boden zum Wischen, Duschgel, Shampoo, Seife, Zahnpasta, Mineralwasser, Saft, Bier, Cola, Plätzchen, Gummibären, Schokolade, Katzenfutter und Vogelfutter.“ Seine Mutter schaute ihn an und sagte „Nur für die Brötchen, da müssen wir noch mal zum Bäcker fahren.“ Sie schlug den Kofferraum des Autos zu und setzte sich rein, während er mit seinem Bus zum Depot rollte und ihn in die Reihe zu den anderen Einkaufswagen zu stellen.

Aber nächste Woche, da fährt er ihn wieder, seinen großen Gelenkbus auf der Freitagstour.

Die FreitagstourWhere stories live. Discover now