1 || L o s t

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• Sami's Sicht •

"Fuck, Samu, was machen wir denn jetzt?", fluchte ich. Ratlos starrte dieser mich an. Wir hatten beide keine Ahnung, wie wir nun rechtzeitig ankommen sollten.
Samu's Wagen stand im Graben, an irgendeiner Straße, auf der einmal alle paar Jahrzehnte jemand vorbei fuhr. Wir waren gerade auf dem Weg von unserem gemeinsamen Wochenende in Berlin wieder zu den anderen gewesen, die bestimmt bereits in Hannover im Backstagebereich waren und sich fertig machten, für das Konzert heute Abend. So wie wir es eigentlich auch tun sollten.
"So ne verfickte Scheiße auch!", wütend trat Samu gegen das Auto, das sich keinen Millimeter rührte, "Wenn wir wenigstens an unsere Handys kommen würden oder mein Navi noch gehen würde! Mit meiner Gitarre können wir auch reichlich wenig anfangen, genauso mit deiner Cajon!". Er sprach meine Gedanken aus. Die Möglichkeit, zum nächsten Bahnhof zu laufen hatten wir auch nicht, da wir ja keine Ahnung hatten, wo wir waren.
"Scheiße, Scheiße und nochmal Scheiße! Mikko killt uns!", dieses Mal fluchte ich. Samu nickte nur und ließ sich in das nasse Gras fallen. "Wir müssen uns was ausdenken. Siehst du hier irgendwo ein Haus?" Ich schüttelte den Kopf und ließ mich neben Samu fallen. Alles was man sehen konnte waren ein paar Ruinen, Felder und Weiden. Nichtmal Straßen gab es, nur Sandwege.
"In zwei Stunden geht der Supportakt los, dann kommen wir eigentlich nicht mehr in die Halle weil die Wege voller Fans sind.", zerstörte ich die Stimmung noch mehr durch einen Blick auf meine Armbanduhr. Samu seufzte. "Verdammt. Warum bekommen wir sowas genau heute hin?" "Warum ist heute so wichtig?", erkundigte ich mich. Klar, es war ein Konzert unserer Tour. Jedes dieser Konzerte war wichtig, sehr wichtig. Aber Samu klang so, als würde ihm an dem heute besonders viel liegen. "Ach egal...", winkte er ab, "lass uns wenigstens Die Gitarre und die Cajon befreien, vielleicht helfen die uns ja doch noch irgendwie.". Ich stimmte zu. Etwas besseres gab es schließlich auch nicht zu tun.
Gemeinsam hievten wir beides aus dem Auto und bemerkten dabei, dass sogar das sich als schwierig herausstellte. Unsere letzten Hoffnungen, vielleicht doch noch einen Koffer heraus zu holen starben. Mit unseren Instrumenten setzten wir uns wieder in das Gras und spielten eine Weile vor uns hin.
"Sami?", Samu hörte auf einmal auf, zu spielen. "Ja?", sah ich zu ihm und ließ meine Hände ebenfalls pausieren. "Wegen vorhin, heute ist mir so wichtig, weil Vivi mit Artti kommt, und meine Mum mit meinen Geschwistern.", er sah niedergeschlagen aus. "Wie geht's Artti eigentlich?", erkundigte ich mich dann. "Zur Zeit richtig gut, die Ärzte meinten schon, es sei ein Wunder. Er hat wieder schön zugenommen und redet viel.", ein Lächeln huschte über Samu's Gesicht, "aber das kann sich eben jederzeit wieder ändern. Es kann jeder Zeit sein, dass der Tumor wiederkommt und Artti's Zustand auf einmal so wie vor nem halben Jahr wird.". Als er den zweiten Teil gesagt hatte, verschwand das Lächeln sofort wieder. An seiner Stelle machte sich ein besorgter Gesichtsausdruck breit. Ich legte meinen Arm um ihn. "Hey, wird er schon nicht! Viele Kinder haben so einen Tumor bereits überlebt!", versuchte ich ihn aufzumuntern, doch mein Versuch blieb erfolglos. "Es sind auch schon viele daran gestorben.", gab Samu monoton zurück und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

• Samu's Sicht •

Sami legte seinen Arm um mich. Es tat gut, diese Wärme zu spüren, jemand, der da war, wirklich da war. "Positiv denken!", er stupste mir in die Seite. Wie sollte ich positiv denken? Artti hatte einen Tumor im Bein, Arrti! Mein eigenes Fleisch und Blut, mit sechs Jahren. "Wie?" Ich sah auf, meine Augen waren gerötet. "Du musst es versuchen, du hilfst so weder dir noch Artti noch Vivi!", erklärte er mir. Ich nickte. Toller Ratschlag. Einer von denen, die mal eben einfach zu befolgen waren. Aber er meinte es ja gut, und er hatte Recht. Ich half weder mir, noch Artti oder Vivi. Und mit dem hier herumsitzen halfen wir auch niemandem. Ich sprang auf und sah mich um. Irgendjemand musste sich doch um die Felder hier kümmern, oder? "Sami, irgendwie muss doch hier jemand mal die Felder pflügen oder was man mit denen noch so alles macht, oder?", sprach ich meine Gedanken aus. Sami nickte. "Mmh, aber nicht im Januar, auch wenn es 14 Grad sind und es sich anfühlt wie November." Verdammt, ja. Es war ja Januar. Na großartig, Samu, großartig Sami. "Dann fährt hier bestimmt irgendjemand so mal zur Kontrolle durch!", gab ich die Hoffnung nicht auf und sah über die Felder.

Nothing more than Friends [Sunrise Avenue FanFiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt