Kapitel 1

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Iratus Ferox
Ich bewege mich leise. Jeden meiner Schritte wähle ich mit Bedacht. Fast lautlos setze ich meinen Fuß auf das noch vom Regen nasse Gras. Ich höre meinen viel zu schnellen Atem und versuche mich zu beruhigen, indem ich das Messer in meiner rechten Hand noch fester umgreife. Alles wird gut, denke ich. Nur keine Panik. Vorsichtige mache ich den nächsten Schritt. Mein Atem hat sich mittlerweile wieder einugermaßen beruhigt und jetzt höre ich nurnoch die Vögel.

Wäre ich nicht hier um jemanden zu ermorden, würde ich wahrscheinlich die wunderbare Natur betrachten. Die fast runde, kleine Lichtung und die riesigen Bäume. Ich liebe die Natur. Schon immer hatte ich den Wald mit all seinen Bewohnern bewundert. Ich liebte sie alle, naja fast alle. So aber fällt mir nichts von all dem auf und ich sehe nur das kleine Holzhaus. Das Haus hat nur eine Etage und ist sehr klein. Wahrscheinlich hat es nur zwei Zimmer.

Ich nähre mich der Hütte von hinten, damit der Bewohner der Hütte mich nicht sehen kann, falls er gerade draußen in seinem Garten ist. Falls dies der Fall ist, habe ich leichtes Spiel, denn dann kann ich einfach von hinten mit dem Messer nach ihm werfen. Selbst aus dieser Entfernung, denn ich bin ein ausgezeichneter Kämpfer, wenn es ums Messer geht. Sowohl im Nah- als auch im Fernkampf. Schon früh hatte sich gezeigt, dass mir der Kampf mit dem Messer liegt, weswegen ich mich dann im Alter von 14 dafür entschieden habe mich darauf zu konzentrieren. Natürlich beherrsche ich auch den Umgang mit dem Schwert und den Bogen, wobei ich darin nicht besonders talentiert bin, was mich aber nicht sonderlich stört, denn in meinen Augen ist der Bogen eine schlechte Waffe, da die Elfen sie verwenden und alles was die Elfen tun ist schlecht.

Ich hoffe deswegen, dass derjenige den ich töten möchte, im Garten ist, da ich sonst in sein Haus einbrechen müsste, was das alles unnötig verschweren würde, weil er das mitbekommen könnte und sich dann seine Waffen holen könnte. Das alles wäre sehr riskant und ich habe eigentlich keine Lust draufzugehen. Plötzlich höre ich ein Rascheln. Sehr sehr leise, aber meine Ohren sind gut und darauf trainiert alles wahrzunehmen, weshalb ich auch merke, dass dieses Rascheln von keinem Tier erzeugt wurde, sondern von einem Elfen.

Scheiße, denke ich. SCHEIßE. Fierberhaft überlege ich was ich jetzt tun soll. Vielleicht hat mich der Elf noch nicht bemerkt. Wäre doch möglich oder? Vielleicht ist es sogar derjenige, den ich töten möchte? Nein. Beides eher unwahrscheinlich. Und wer sagt überhaupt, dass es nur einer ist? Ich habe zwar bisher nur einen gehört, aber das hat nichts zu bedeuten, denn schließlich sind Elfen gut im schleichen und nur selten allein. Also meine Schlussfolgerung: Es sind wahrscheinlich mehrere, sie haben mich bemerkt. Mir fällt auf Anhieb nur eine Möglichkeit ein, wer hinter mir ist. Soldaten vom König der Elfen.

Das ist nicht gut. Das ist überhaupt nicht gut. Im Gegenteil das ist mein Todesurteil, denn Elfen sind nicht gerade nett zu Menschen. Wie ich sie verabscheue. Am liebsten würde ich mich undrehen und sie angreifen, aber das ist keine besonders gute Idee. Elfen sehen zwar fast wie normale Menschen aus, aber sie sind viel schneller und stärker als sie. Ich glaube nicht, dass ich es mit mehreren ausgebildeten Elfenkriegern aufnehmen kann. Kein Mensch kann das. Mir bleibt nicht wirklich eine Wahl, also dreh ich mich einfach um.

Um die 20 Elfen stehen im Angriffsstellung um mich rum. Sie alle haben, wie alle Elfen, lange Ohren, blaue Augen und lange blonde Haare. Alles an ihnen ist perfekt. Von ihrer Kleidung bis zu ihrer Körperhaltung. Ich hasse ihre Perfektion. Nur Loser lieben Perfektion, denn wie man weiß kann der Schein trügen.

"Wer bist du?", fragt mich einer von ihnen. Wahrscheinlich ihr Anführer. Diesem Arschloch werde ich, solange er mit seinem Bogen auf mich zielt, definitiv nichts sagen. Also schweige ich. Wahrscheinlich könnte ich, indem ich ihnen meinen Namen sage, mein Leben retten. Sie würden sofort wissen wer ich bin und mich zu meinen Eltern bringen. Lieber sterbe ich, als zu ihnen zurück zu gehen. Ich bin nicht mit 16, vor etwas mehr als zwei Jahren, abgehauen, um jetzt wieder zurückzukehren. Nein. Lieber sterbe ich.

"Antworte mir gefälligst", sagt er wieder und seine Stimme ist beunruhigend gefasst. Er schreit nicht. Er flüstert schon fast. Alles in mir schreit ihnen meinen Namen zu sagen, aber mein verdammter Stolz weigert sich. Also schweige ich. Ich merke, dass ihr Anführer sichtlich angespannt ist. "Ich frag ein letztes mal: wer bist du?" Nein! Vergiss es! Das geht dich nichts an verdammt! Niemanden von euch geht das was an! Einfach niemanden geht das was an!

Ein stechender Schmerz macht sich in meiner Seite breit. Ein Pfeil ragt links aus meinen Bauch. Er hat auf mich geschossen. Sofort sacke ich zusammen und krümme mich auf den Boden. Gift. Es gibt nichts schlimmeres als das Gift der Elfen. Es tötet einen Menschen in wenigen Sekunden, doch ich sterbe nicht. Ich habe schreckliche Schmerzen und kann mich kaum bewegen, aber ich lebe. "Warum lebst du noch!?", ruft der Anführer wütend. Warum? Ich nehm mal an weil mein Vater ein Vampir ist. Kinder von einem Vampir und einen Menschen sind oft robuster und sterben nicht so leicht wie normale Menschen. Sie sind zwar noch lange nicht so stark wie richtige Vampire, die unsterblich sind, und nichtmal so stark wie Elfen, aber trotzdem stärker als die meisten Menschen.

Erneut verspüre ich einen starken Schmerz. Diesmal aber in meiner Brust. Ahhhhhh. Dieser Schmerz ist unerträglich. Ich will sterben. Bitte! Ich will nichts lieber als sterben! Warum kann ich nicht normal sein? Dann wäre ich jetzt tot. Plötzlich taucht ein Mann hinter den Elfen auf. Er ist groß und muskulös. Seine braunen Haare sind kurz, aber trotzdem wild. Seine Kleidung ist einfach und er könnte auch ein ganz normaler Mensch sein. Ein Bauer, aber seine Augen verraten ihn. Seine stechend roten Augen sind das letzte was ich sehe bevor der Schmerz mich übermannt und alles schwarz wird...

Der Vampirkönig und die ElfenprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt