Kapitel 3

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Caput Ferox
Vor fast zwei Wochen kam Fortis mit meinem Sohn Iratus zu mir. Am Anfang hatte ich Hoffnung, dass alles gut wird. Er wieder gesund wird und wir endlich wieder eine Familie werden. Ja, das habe ich mir gewünscht. Auch ich träume, obwohl die meisten mich nicht als sojemanden einschätzen würden. Für sie bin ich kalt und unnachgiebig, aber trotz allem ehrlich und treu. Ja, so werde ich beschrieben, aber ich habe noch eine andere Seite.

Es stimmt alles was sie erzählen. Ich bin kein Freund der vielen Worte. Ich verabscheue Tränen und öffentliche Gefühle, da das nichts als eine Schwachstelle ist. So war es schon immer. Naja bis ich meine Frau kennenlernte. Lisa. Ein ganz gewöhnlicher Mensch. Nein, nicht für mich. Ich lebe nun schon soviele Jahrhunderte und nie ist mir jemand wie ihr begegnet. Sie ist schön, aber nicht überdurchschnittlich schön. Sie hat dieselbe Stimme wie die meisten, ist genauso klug wie die meisten, aber aus irgendeinen mir unerklärlichen Grund ist sie mir ans Herz gewachsen.

Liebe. Ich habe nie an die Liebe geglaubt, aber sie änderte das. Für sie würde ich alles tun. Vor ihr schäme ich mich nicht Gefühl zu zeigen. Nein. Und dann kam Iratus zu Welt. Ein kleiner süßer Menschenjunge. Er war schon immer anders als die anderen. Er hasste es, dass ihn immer Wachen begleiteten. Er verstand einfach nicht, dass ich ihn beschützen wollte. Beschützen vor all dem Bösen in der Welt. Er liebte Abenteuer, aber ich verbot ihm alles was gefährlich war. Mit Waffen konnte er natürlich schon früh umgehen, denn es wäre zu riskant gewesen ihn ohne Ausbildung rum laufen zu lassen.

Und dann ist er mit 16 Jahren weggelaufen. Zwei Jahre ein Monat und sieben Tag ist das her. An diesem Tag brach für mich eine Welt zusammen. Es war als hätte ich ihn verloren. Ich wusste, dass er denkt, dass ich ihn nicht liebe. Ich wollte ihm beweisen, dass ich ihn liebe. Ich sandte Vampire und Menschen aus, um nach ihm zu suchen. Natürlich fanden sie ihn nicht. Doch dann kam Fortis, mein ältester Freund. Er trug meinen kleinen Iratus in seinen Armen.

Am Anfang war ich einfach nur glücklich, doch dann langsam begriff ich, dass seine Situation hoffnunglos ist. Er wird sterben, doch das darf er nicht. Nein, ich muss ihm helfen. Alle sagen, dass es keine Möglichkeit gibt ihn zu retten, dass es besser wäre ihn zu töten, um ihn von seinem Leiden zu befreien, denn er leidet wirklich. Ich höre seine Schreie, sehe wie er zittert. Selbst wenn er schläft hat er Schmerzen. Und das alles wegen den Elfen.

Als Iratus ankam dachten alle, dass ich einen Krieg beginnen werde, aber nein das werd ich nicht. Ein Krieg bringt mir meinen Sohn auch nicht zurück, obwohlich schon Lust hätte einen Krieg anzufangen, aber ich darf mich nicht von Gefühlen leiten lassen. Die Vampire und Menschen vertrauen mir. Wenn ich sie also anweisen würde einen Krieg zu beginnen, würden sie dies tun, aber danach würden die Menschrn wütend werden. Sie würden sich ausgenutzt fühlen und ihr Vertrauen könnte gebrochen sein. Nein, das möchte ich nicht riskieren.

Meine Frau meinte, dass ich ihn töten soll. Sie liebt ihn genauso sehr wie ich. In ihren Augen ist das die einzige Möglichkeit. In den Augen von allen ist das die einzige Möglichkeit. Es gibt nur eine andere Möglichkeit. Eine Möglichkeit, die ihn das Leben retten würde. Doch der Preis ist hoch. Ich frage mich, ob ich bereit bin ihn zz zahlen. Es wäre schwierig für alle, aber auch ein Zeichen. Meine Frau würde das verstehen. Ja sie würde trauern, aber dann irgendwann würde sie klarkommen. Am meisten Sorgen aber mache ich mir um Iratus, falls ich es wirklich machen sollte. Sein Leben würde sich verändern und nichts wäre mehr wie vorher. Er wärr gezwungen an meine Stelle zu treten.

Er würde nicht wollen, dass ich es tu. Er würde mir niemals zutrauen, dass ich es tu. Doch ich muss es tun. Mir bleibt keine Wahl. Vielleicht kann ich ihm so auch endlich beweisen, dass ich ihn liebe. Mein Entscheidung steht also fest. Ich werde ihn retten.

Entschlossen wende ich meinen Blick vom Fenster, aus welches ich die ganze Zeit gestarrt habe, ab und drehe mich um. Der Raum ist ziemlich klein, aber gemütlich. Alles ist aus Holz. In dem Zimmer stehen nur ein paar Stühle und ein Tisch, auf den ich mich jetzt zubewege.

Langsam setze ich mich auf einen der Stühle, währen ich mit der linken Hand nach einem Blatt Papier greife. Vorsichtig streiche ich es glatt, um dann genauso vorsichtig eine Feder in ein Tintenfass zu tunken. Ich überlege einen Augenblick, aber schon nach kurzem Nachdenken setze ich die Feder aufs Blatt. Zum Schluss ist die ganze Seite voll und ich falte ihn. Vorne schreibe ich den Namen "Lisa" drauf und lege ihn gut sichtbar auf den Tisch. Dann nehme ich mir ein weiteres Blatt. Diesmal muss ich länger überlegen und beim schreiben mache ich immer wieder Pausen, um nachzudenken. Zum Schluss falte ich dieses Blatt ebenfalls, aber schreibe nicht "Lisa" sondern "Iratus auf das Blatt.

Ich stecke es vorsichtig in die Tasche meines Gewandes und verlasse dann ohne mich nochmal umzudrehen den Raum. Nun stehe ich in einem anderen, kleineren Raum. Tränen steigen mir in die Augen. Auf dem Bett liegt Iratus. Seine Augen sind panisch aufgerissen und man sieht den Schmerz. Sein ganzer Körper ist angespannt und bebt. Ich lege das Blatt auf den kleinen Tisch, der neben dem Bett steht.

Ich streiche Iratus ein Haar aus dem Gesicht. Ganz vorsichtig nehme ich ihn in den Arm. Er bemerkt das wahrscheinlich nicht, doch es stört mich nicht. Dann endlich löse ich mich von ihm. "Ich liebe dich", flüstere ich leise. Iratus antwortet nicht. Natürlich antwortet er nicht, da er mich nicht hören kann. Ich beuge mich nach vorne und dann beiße ich ihn in den Hals. Langsam kehrt Farbe in Iratus Gesicht zurück. Sein Blick wird wieder normal und er hört auf zu zittern. Das ist also mein Tod, denke ich. Es ist ein ehrenvoller Tod.

Der Vampirkönig und die ElfenprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt