Kapitel 2 - Zahn um Zahn

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Blut, Tränen und eine nächtliche Flucht
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Die Stille wurde augenblicklich verdrängt durch panische Schreie und Hilferufe. Menschen rannten umher, rempelten sich gegenseitig an und flüchteten in kleine Gassen, nicht ahnend wohin sie diese führten.
Amelia, die weiterhin ihren Blick auf den bewegungslosen Faren gerichtet hatte, wurde durch die Menge niedergerissen und fiel zu Boden. Ares war sofort bei ihr und schirmte sie mit seinem Körper ab, damit sie nicht niedergetrampelt wurde, auch wenn der Wolf dabei selbst einige Tritte abbekam. Durch Lücken der panisch umherlaufenden Menschen, konnte sie nur noch erkennen, dass die in rot und schwarz gekleideten Angreifer Faren's Hände auf dessen Rücken mit einem Seil zusammenbanden und einer davon ihn sich über die Schulter hievte.
Zwei weitere Personen wurden harsch in Richtung der sich entfernenden Truppe geschubst. Ein junges blondes Mädchen in einem himmelblauen Kleid und ein älterer Mann mit ausladendem Bart und grauem Anzug. Deren Hände waren vorne zusammengebunden und ihre Münder mit einem Lappen gestopft.
Amelia rappelte sich auf. Diese Kriminellen gingen auf die hilflosen Leute los wie wild gewordene Hunde. Boshaftes Lachen vermischte sich mit all der Schreie um sie herum.
Ares Kopf zuckte zur Seite und Amelia sah, wie einer der Angreifer rechts aus einer Gasse auf sie zugelaufen kam. Ihr Wolf machte einen Satz und verbiss sich in dessen Arm. Durch das Gewicht des riesigen Tieres riss es den Schurken zu Boden, was seinen Hals freilegte, in dem sich gleich darauf die Zähne von Ares gruben. Amelia versuchte auf die gurgelnden Schreie und das laute Knurren nicht zu achten. Komm schon Wardstone, das ist nicht das erste Mal, dass du so etwas mitmachst, reiß dich also zusammen, ermahnte sie sich.
Ihr Blick schwenkte zum Ende der Strasse, wo die Gruppe mit ihren Geiseln bereits außer Sicht waren. Zwei Schurken blieben zurück, warfen Tische um und prügelten auf die fliehenden Gäste ein. Einer der beiden schleuderte eine angezündete Fackel nach einem Mann und traf ihn damit am Rücken, wodurch dieser lichterloh in Flammen aufging. Der Anblick und sein markerschütterndes Geschrei waren für Amelia kaum zu ertragen.
Ihr blieb kaum Zeit zu überlegen was sie jetzt tun soll. Sie hatte nichts weiter als einen Dolch bei sich. Sie wusste zwar damit umzugehen aber viel Schaden würde sie damit nicht anrichten können. Nicht bei der Menge an Gegnern. Was würde sie dafür geben, wenn sie ein Schwert oder gar einen Bogen bei sich hätte.
Warmes Fell streifte Amelias Hand. Ares stand neben ihr, die Lefzen rot und triefend vom Blut. Sie atmete tief durch und zog ihren Dolch aus dem Gürtel. Die zwei übrig gebliebenen Schurken hatten sie noch nicht bemerkt und diese Chance würde sie nutzen. Als sie sich gerade eine Frau schnappten und diese an eine Hauswand drückten und lachend ihr Kleid zerrissen, stürmte Amelia auf sie zu. Sie deutete mit dem Finger auf den Kleineren der beiden, das Zeichen für Ares, das dies sein Ziel sein soll. Schon fast synchron, warfen sich die beiden auf die Männer. Ihr Wolf sprang auf den Rücken seines Opfers und versenkte erneut seine Zähne in einen Hals. Im gleichen Moment, machte auch Amelia einen Satz auf ihr Ziel zu und stach ihren Dolch in das weiche Fleisch seiner Kehle. Beide Männer versuchten sich noch zu wehren und schlugen wild mit ihren Armen umher aber es war vergebens. Sie sackten zusammen und blieben am Boden liegen, bis ihre leeren Blicke ins Nichts starrten.
Die Frau, die sie eben noch an die Wand gedrückt hatten, blickte angsterfüllt durch ihre ans Gesicht gepressten Finger und schluchzte. Amelia hielt ihr die Hand hin, doch diese schaute nur starr vor Schreck darauf, dann wieder zu Amelia hoch und kroch dann wie ein verängstigtes Tier vor ihr weg. Sie bemühte sich, nicht in die Blutlachen der toten Banditen zu steigen, stand mühevoll auf und lief stolpernd davon. Amelia blickte auf ihre Hand. Jetzt erst bemerkte sie, dass diese schmierig von Blut war, genauso wie ihr Lederwams samt Hemd. Sie ließ den Arm sinken. Ein Funken Wut kam in Amelia auf die Frau auf, die sie gerade gerettet hatte, aber sie hatte keine Zeit sich darüber aufzuregen. Sie musste Faren finden und zwar schnell.
Hastig wischte sie den Dolch an ihrem sowieso schon ruinierten Wams ab und eilte die Treppen hinab, auf denen sie heute zur Feier hochgestiegen war. Unten angekommen lief sie ein paar Meter weiter und bemerkte dann, wie ruhig es war. Götterfels war eine beliebte und belebte Stadt, auch Nachts und dennoch waren weder Menschen, Tiere oder gar Wachen zu sehen.
Als Amelia plötzlich klar wurde, dass sie nicht wusste, wohin sie eigentlich gehen soll, blieb sie stehen. Panisch blickte sie sich um. Sie durfte die Spur nicht verlieren! Verflucht sei die Dunkelheit. Amelia wollte schon auf gut Glück blind loslaufen, als Ares vor ihr auf die Straße trat, die Schnauze gen Boden gerichtet. Laut schnüffelnd suchte er die Pflastersteine ab und rannte dann zielstrebig davon.
„Guter Junge!" rief sie ihm so leise wie möglich zu, als sie ihm hinterher jagte. Einige Stadtteile und Straßen weiter, gelangten sie ins Salma Viertel. An und für sich eine ruhige Gegend, bewohnt von Bürgern aus der etwas besseren Mittelschicht, zusammen mit einigen reicheren Händlern, die in der Mitte dieses Stadtteils, tagsüber hier ihre Waren anpriesen.
Ares blieb an einer Hausecke stehen und reckte die Nase in die Richtung eines zweistöckigen Gebäudes, aus dessen obersten Fenster, ein schwaches Licht strahlte. Ihr Wolf gab ein kurzes Knurren von sich, als Zeichen, dass sie ihr Ziel erreicht hatten. Amelia hockte sich hin und beobachtete das Haus einige Minuten lang. Nichts schien sich zu rühren, woraufhin beide sich leise und geduckt darauf zu schlichen. Als sie schon fast am ersten Fenster waren, schwang plötzlich die Tür auf und eine Gestalt trat nach draußen. Amelia und Ares konnten sich gerade noch um die Ecke retten. Mucksmäuschenstill warteten sie ab, aber wer auch immer auf die Strasse getreten war, rührte sich nicht vom Fleck. Amelia wagte es im Schutze der Dunkelheit einen Blick zu riskieren. Eine Frau mit schwarzem Haar, zog sich ein rotes Tuch vom Mund und zündete sich eine Zigarette an. Der Kleidung nach zu urteilen, gehörte sie zu der Bande, die für Farens Entführung verantwortlich war.
Amelia überlegte. Sollte sie die Frau einfach so niederschlagen und dann rein ins Haus? Je mehr sie drüber nachdachte, desto blödsinniger wurde der Plan. Sie wollte nicht riskieren, dass durch etwaigen Lärm noch mehr Gegner aufmerksam gemacht wurden, schließlich wusste sie nicht, wieviele von denen noch im Haus waren. Ihr kam eine andere Idee.
Auf Zehenspitzen bewegten sie sich zum hinteren Teil des Gebäudes, wo eine kleine, enge Gasse lag, vollgestellt mit Kisten und Brettern. Amelia suchte in der Dunkelheit nach etwas, was sie werfen konnte und fand mehrere kleine Holzbretter. Dann wollen wir doch mal die Ratte in die Falle locken. Sie beugte sich um die Kante und schleuderte das erste Holzbrettchen in die Richtung, aus der sie gekommen sind.
Nichts.
Leise fluchend versuchte sie es erneut und warf zwei weitere hinterher. Ihr Herz raste und ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Sie hatte im Moment keinen Plan B, ohne sich noch ernsthafter in Gefahr zu bringen als sie eh schon waren.
Endlich waren Schritte zu vernehmen. Amelia machte sich bereit. Sie durfte jetzt nicht versagen. Sie drückte sich flach an die Wand, während Ares sich etwas weiter hinter ihr in der Schwärze der Nacht versteckte. Die Schritte kamen näher und die Frau, mit den kurzen schwarzen Haaren und dem roten Tuch um den Mund kam zum Vorschein. Amelia zögerte nicht. Sie packte die Banditin am Arm und zog sie in die Gasse, wo sie dumpf auf den Erdboden landete. Amelia wollte sich auf sie werfen aber die Frau war schneller. Mit einem schmerzhaften Tritt in den Unterleib, vereitelte sie Amelias Vorhaben, sprang dann auf und rammte sie gegen die Hauswand. Amelia versuchte ihren Dolch zu ziehen aber ihre Gegenspielerin ließ sie nicht los und sie fielen durch das Gerangel beide zu Boden. Sie wälzten sich durch den Schmutz, aber am Ende hatte ihre Gegnerin die Oberhand, drückte Amelia in den Schmutz und legte ihre Hände um ihren Hals. Strampelnd versuchte sie sich zu befreien, während die Frau immer fester zudrückte. Ihre Hände tasteten blind umher, in der Hoffnung etwas zu finden, mit dem sie sich befreien kann. Ihre Finger berührten etwas Hartes und Kaltes aber sie bekam es nicht zu fassen. Amelias Blick trübte sich bereits durch den Sauerstoffmangel und ihre Kräfte schwanden von Sekunde zu Sekunde.
Getötet durch eine ehrlose Banditin in einer dreckigen Seitengasse. So wollte ich nie enden...
Plötzlich wurde die Frau mit einem Ruck nach hinten gezogen. Ares hatte sich in eines ihrer Beine verbissen und riss sie halb von seiner Begleiterin herunter. Amelia überlegte nicht lange, griff nach dem Stein, den sie vorher ertastet hatte und schlug damit mehrmals auf den Kopf ihrer Gegnerin ein, die nicht einmal mehr fähig war, einen Laut von sich zu geben.
Angeekelt und leicht panisch, schob sie den leblosen Körper von sich und kroch weg. Ihre Beine zitterten und sie wagte es nicht aufzustehen. Ares tapste laut hechelnd zu Amelia, schnupperte an ihr herum und fing an, ihr schmutziges Gesicht abzulecken. Den Wolf kraulend, versuchte sie ihre Nerven wieder unter Kontrolle zu bringen. Sie wollte gar nicht darüber nachdenken, welche Auswirkungen ihre Taten haben würden. Egal, diese Bastarde haben es nicht anders verdient.
Amelia packte Ares fester und vergrub für einen Moment ihr Gesicht in sein warmes, dunkles Fell und sog seinen Duft ein, der sie beruhigte.
Aus dem oberen Stockwerk, drang auf einmal ein dumpfer Schmerzensschrei zu ihnen herunter, der Amelia in die Realität zurück zwang und sie an ihre derzeitige Lage erinnerte.
Stöhnend erhob sie sich, sammelte ihren Dolch auf und ging Richtung Tür, als ihr Fuß ein am Boden liegendes Objekt streifte, welches klappernd ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.
Ein Bogen? Muss wohl die Banditin dabei gehabt haben. Sie nahm ihn in die Hand und prüfte ihn auf Schäden. Zufall oder ein Wink der Götter? Was es auch war, Amelia würde es nutzen. Sie war bewandert in der Kunst des Bogenschießens. Ihr Vater nahm sie oft auf Jagdausflüge mit. Auch wenn sie nie damit ganz warm wurde, Tiere zu erlegen, so genoss sie die Übungsstunden mit ihm. Sie stibitze sich die drei Pfeile aus dem Köcher der Banditenleiche und inspizierte auch diese. Muss reichen...
Nachdem sie sich den Bogen umgehängt und die Pfeile umständlich im Ledergürtel verstaut hatte, bedeutete sie Ares vorauszugehen. Der Wolf mochte zwar riesig sein, aber er war dennoch leise und konnte ungesehene Gefahren schneller wahrnehmen. Geräuschlos schlichen sie durch die offene Tür und betraten das leere und spärlich beleuchtete Untergeschoss. Es war schlicht eingerichtet und roch nach Staub und Schmutz.
Ein großer Tisch links vom Eingang, nahm fast den ganzen Raum ein. Während sie weiter schlichen, konnte man über ihnen erneut Geräusche vernehmen. Ein Stuhl wurde verrückt und leise Stimmen drangen undeutlich nach unten. Schritte waren keine zu hören. Ares reckte die Schnauze in die Höhe und sog die Luft ein. Schnaubend steuerte er auf die nach oben führende Holztreppe zu, die Ohren spitz aufgerichtet. Amelia folgte etwas langsamer um auf den dunklen Stufen nicht zu stolpern oder ein Geräusch zu machen. Je höher sie stiegen, desto heller wurde es.
Ares blieb stehen, die Ohren dieses mal flach angelegt und schaute zu Amelia zurück, die hinter ihm zu Stehen kam. Sie schob sich lautlos an ihm vorbei und reckte ihren Hals. Sie konnte einen kahlgeschorenen Mann erkennen, gewandet in rot-schwarzer Kleidung, der selbe Stil, den auch die Banditen auf der Feier trugen. Er stand mit dem Rücken zur Treppe, beide Hände in die Hüften gestemmt. Sie konnte nicht erkennen, ob sich noch jemand in diesem Stockwerk befand aber sie musste einen Überraschungsangriff riskieren. Sachte steckte Amelia ihren Dolch ein und zog den neu gewonnenen Holzbogen. Der Schuss musste sitzen. Ihre schweißnassen Hände verstärkten ihren Griff schon fast schmerzhaft. Zieh es durch! Sie legte einen Pfeil an, stieg zwei Treppenstufen nach oben, hielt den Atem an und schoss. Der Pfeil landete in des Mannes Rücken und ließ ihn mit einem erstickten laut nach vorne fallen, genau in Farens Schoß. Schnell legte sie ein weiteres Geschoss an und wartete auf weitere Gefahren, aber es kam nichts. Es befand sich nur noch Faren in dem von mehreren Laternen erleuchteten Raum, halb begraben unter der Leiche, Gesicht bleich vor Schreck. Getrocknetes Blut klebte ihm im Gesicht und seine Hände waren noch immer am Rücken gefesselt. Amelia rollte den toten Körper von ihm runter und schnitt ihn los.
„Bin ich froh, Euch zu sehen. Obwohl ein einfaches: "Schmarotzer raus!" gereicht hätte, um mich auf der Feier loszuwerden."
Amelia half ihm auf und schnaubte amüsiert. „Ich werde es mir merken. Irgendeine Idee, wer die Verbrecher waren oder was sie wollten?"
Faren schüttelte den Kopf und massierte sich seine wunden Handgelenke. „Nein, ich habe nur gehört, wie sie über einen Bauernhof in Shaemoor geredet haben. Da wollten sie mich mit dem Rest der Geiseln einsperren." Sie schlichen beide die Treppen runter mit Ares an der Spitze, um nicht von etwaige Gegner überrascht zu werden.
„Wo sind das Mädchen und der Mann, die sie mit dir zusammen verschleppt haben?", fragte Amelia und steuerte im Erdgeschoss auf den großen Tisch in der Mitte zu.
„Sie haben sie gleich nach unserer Ankunft, zusammen mit einem Wagen hier weggebracht. Sie wollten wohl etwas Zeit verstreichen lassen, bis sie sich mit mir auf dem Weg machen wollten. Es ist mir schleierhaft warum." Faren griff sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die blutverkrustete Platzwunde am Kopf. „Vielleicht wollten sie auf Verstärkung warten, immerhin bin ich ein zäher Gegner und hervorragender Kämpfer. "
Amelia konnte nur mit den Augen rollen und blieb vor dem Tisch stehen, auf dem eine Landkarte lag. Sie nahm sie auf und überflog die darauf eingezeichneten Ortsnamen, um sich zu orientieren.
Faren schaute ihr interessiert über die Schulter. Es war eine grobe Karte von Königinnental. Am oberen Rand als großer Kreis dargestellt, lag die Hauptstadt Götterfels. Darunter waren einige Häuser eingezeichnet, wahrscheinlich Bauernhöfe, und über einem dieser Gebäude, war ein roter Kreis gezogen. Mitten in den Feldern Shaemoors, so wie Faren behauptet hat. Amelia drückte ihm die Karte in die Hände. „Nimm das und zeig das den Wachen in der Kaserne."
Faren blinzelte verwirrt. „Ich? Aber..."
„Hör zu, ich mag dich zwar gerettet haben, aber deswegen die anderen Entführten einfach so im Stich lassen? Ganz schlechter Stil. Ich will nur verhindern, dass ihnen Schlimmeres als eine Entführung droht, falls keine Rettung durch die Wachen erfolgt."
Ihr Gegenüber wollte schon protestieren aber Amelia ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Faren, wenn der Hauptmann auf jemanden hört, dann ja wohl auf dich als auf einen einfachen Bürger wie mich."
Er schien nicht sehr überzeugt.
„Außerdem könnte ich dir gerne ein blaues Auge schlagen. Das, zusammen mit der Platzwunde und der Karte, sollte doch als totschlagendes Argument gelten, dass du überfallen und nicht von einer wütenden Mutter verprügelt wurdest, weil du ihr schmuckes Töchterchen verführt hast.", zwinkerte sie ihm zu.
„Schlechte Witze waren schon immer dein Ding, Wardstone." lächelte Faren müde. Er nickte ihr noch zum Abschied zu und entschwand in die Nacht. Auch sie musste lächeln. Faren war durch und durch Adel und besann sich sehr auf Etikette. Er duzte sie nur, wenn er betrunken oder emotional durch den Wind war.
Hoffentlich sind genügend Wachen hier stationiert, um diesen Vorfall ernst zu nehmen und zu untersuchen.

Amelia rannte los. Sie wollte keine weiteren Minuten vergeuden. Wer weiß, was dieser Abschaum wirklich vorhatte. Sie machte sich auf, Richtung Haupttor, welches im Süden der Stadt lag. Dieses stand immer offen, egal zu welcher Tages oder Jahreszeit. Götterfels war ein belebter Ort und auch wenn es die Hauptstadt der Menschen war, so fanden sich auch viele andere Völker und Rassen hier ein. Amelia hatte also nicht viel Hoffnung, dass die Wachen am Tor irgendetwas dubioses wahrgenommen hätten. Sie versuchte dennoch ihr Glück. Zwei gewaltige Statuen in Form von Greifen, flankierten den überdimensionalen Durchgang. Im hellen Schein von Fackeln, standen zwei Soldaten jeweils links und rechts an der Mauer gelehnt und hielten wache. Sie rührten sich erst, als Amelia fast vor ihnen stand.
„Verzeiht die nächtliche Störung, aber könnt ihr mir sagen, ob hier vor kurzem eine Gruppe von mindestens drei oder vier Personen durchgekommen sind? Eine davon ein junges Mädchen in einem himmelblauen Kleid?"
Der Soldat, der genau vor Amelia stand, griff sich die Fackel und tauchte sie und ihren Wolf in helles Licht. Sein Blick wanderte ihren Körper entlang und blieb auf ihrem besudelten Lederwams und Baumwollhemd haften.Verdammt, ich hab das ganze Blut vergessen.
Er kniff die Augen zusammen und starrte ihr wieder ins Gesicht. „Ich denke du solltest uns hier einiges erklären. Ich bin gespannt zu hören, woher das Blut kommt, dass an dir und deiner Bestie klebt."
Amelia hob abwehrend die Hände. „Hört doch zu, ich bin hier nicht der Feind. Ich brauche Hil..." Der Soldat schnitt ihr das Wort ab. „Ich habe es satt, dass dubioses Gesindel ständig versucht uns zum Narren zu halten, nur damit sie ihre finsteren Geschäfte abwickeln und unsere Stadt ins Chaos stürzen können. Du und deine Bestie kommt in den Kerker, bis wir wissen, was ihr verbrochen habt!"
Die Wache links von ihr schob sich langsam von der Seite ran und zog sein Schwert, während Amelia mit noch immer erhobenen Händen langsam rückwärts schritt. Was soll ich tun, was soll ich nur tun! Sie werden nicht auf mich hören.
Der Soldat der zu ihr gesprochen hat, griff nun auch zu seinem Schwertknauf aber bevor er die Waffe gänzlich ziehen konnte, sprang Ares geistesgegenwärtig auf ihn und rammte ihn zu Boden. Die zweite Wache erstarrte und Amelia nutzte die gegebene Chance. Sie griff sich die fallengelassene Fackel und warf sie gegen den Brustharnisch der noch stehenden Wache, wohl wissend, dass er durch das Metall nicht groß Feuer fangen wird, aber lange genug abgelenkt sein würde, damit sie fliehen konnten. Der Mann taumelte zurück, eingehüllt von einem Glutregen und schlug sich panisch auf den Harnisch. Amelia und Ares zögerten nicht lange und rannten gemeinsam durch das Tor, weg von der Stadt und hinaus in die Nacht.
Der Weg war leicht abfällig. Amelia schwitzte und keuchte, ihre Oberschenkel brannten und die warme, nächtliche Sommerluft trug nicht gerade dazu bei, Sauerstoff in ihre geschundenen Lungen zu pumpen. Ihr Adrenalin war fast aufgebraucht und sie fing an zu stolpern, kaum mehr in der Lage die Füße richtig zu heben. Ares entfernte sich immer mehr von ihr, bis er nur noch ein Schemen in der Nacht war. Amelia bog in eine unbeleuchtete Seitenstraße ein, welches sie als Gasthaus wiedererkannte und blieb nach Luft ringend stehen. Ihr Herz raste und sie musste sich an eine Häuserwand lehnen, um nicht umzufallen. Nach zähen Minuten, in denen sie nur atmete, fasste sie den Mut und lugte um die Ecke. Sie lauschte angestrengt nach Anzeichen, dass die Wachen in der Nähe waren, aber da war nichts. Keine Rufe, kein Klappern von Rüstung. Nur das laute Pochen ihres rasenden Herzens dröhnte in ihren Ohren. Die Luft schien rein.
Ein Rascheln neben ihr ließ sie aufschrecken, bis sie erkannte, dass Ares hechelnd auf sie zu kam und sich mit einem Grummeln neben sie setze. Amelia strich ihm liebevoll über den Kopf und flüsterte dem Wolf aufmunternde Worte zu, aber sein schon fast strafender Blick wollte nicht weichen. Gut dass er nicht reden kann, wer weiß was ich mir dann alles anhören müsste, dachte sie belustigt.
Sie mussten weiter. In der Ferne konnte man die große, überdachte Brücke, beleuchtet mit Lampions und Lichterketten, sehen, die selbst in dunkelsten Nächten ein Blickfang war. Dahinter erstreckten sich weite Felder, Haine voll mit Apfelbäumen und verstreute Bauernhäuser und irgendwo dort, in den Feldern Shaemoors, lag ihr Ziel.

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Ich gab Amelia, mein erster Charakter in Guild Wars 2, recht früh einen Wolf als Tiergefährten und lasst mich euch sagen, er hat mir sehr oft den Hintern gerettet, dementsprechend fand ich es nur gerecht, dass er in dieser Story vorkommt und auch eigenständig denkt.

Und ja, es gibt eine Hintergrundgeschichte, wie Amelia und Ares zusammengefunden haben. Diese erfährt ihr dann im nächsten Kapitel.


The Gospel Of The FallenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt