midnight dance

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“you give it all but I want more
and I'm waiting for you”
(with or without you – U2)

Alkohol versetzte ihn für gewöhnlich in einen melancholischen Zustand, heute war dem jedoch nicht so. An diesem Abend fühlte sich der Alkohol, obwohl es nicht einmal Elfenwein war, wunderbar warm in seinem Inneren an. Vielleicht lag es daran, dass er nicht wie sonst nur in Sirius' Gesellschaft trank und sich beide gegenseitig runterzogen. Vielleicht war der Grund für seine gute Laune die Gesellschaft der anderen Ordensleute, von denen bereits die Hälfte tanzte - sogar Albus und Minerva. Vielleicht war es die aufkeimende Hoffnung, dass der Glockenschlag in einer Stunde, welcher das neue Jahr 1996 ankündigen würde, neue Hoffnung brächte, Vielleicht war es aber auch schlichtweg die Anwesenheit der - wie Remus fand - reizenden jungen Dame mit den rosa Haaren und dem wunderschönen schwarzen Kleid.
Wunderschön war gar kein Ausdruck, um Tonks' Aussehen zu beschreiben. Atemberaubend oder bezaubernd würde schon eher angemessen sein. Doch Remus war sich sicher, dass nicht einmal das reichte. Tonks sah anders aus als sonst. Ihre Haare waren nicht kurz und in einer knalligen Farbe, sondern zartrosa - beinahe schon rosé - und fiel in sanften Wellen bis über ihre Schultern. Ihre dunkelbraunen Augen funkelten wie Edelsteine durch den ganzen Raum. Und dann war da noch ihr Kleid. Es war schwarz, reichte bis kurz vor ihre Knie, und war schulterfrei. Ihre Schlüsselbeine wurden halb von Spitze bedeckt.
Remus hätte sich ewig an ihr sattsehen können. Alles an ihr verzauberte ihn - ihre Augen, ihr Lachen, und sogar die Art, wie sie ihr Glas hielt.
Tonks musste seinen Blick auf ihr bemerkt haben, denn sie warf ihm ein charmantes Lächeln zu, welches Remus beinahe vergessen ließ zu atmen.
Schnell wandte er seinen Blick von ihr ab und sah zur Tanzfläche. Sogar Sirius tanzte nun. Er hatte es wohl endlich geschafft, Hestia dazu zu überreden. Dädalus und Emmeline tanzten ebenfalls, wobei dies recht grotesk aussah - dennoch schienen sie sich zu amüsieren. Auch Albus und Minerva tanzten noch immer, genau wie Molly und Arthur, und Bill und Fleur. Mad-Eye saß neben Arthurs Ungetüm von einem Muggelradio und wippte sichtlich beschwipst mit seinem Holzbein im Takt der Musik.
Erneut sah Remus zu Tonks. Unendlich gerne hätte er mit ihr getanzt.
Er überlegte gerade, ob er sie vielleicht einfach auffordern sollte, da beendete sie ihre Unterhaltung mit Kingsley und kam zu ihm hinüber. Sie stolperte ein wenig und Remus war sofort auf den Beinen, um ihr seinen Arm anzubieten.
„Verdammte Highheels”, fluchte sie grinsend und sah auf ihre Stöckelschuhe hinab - zartrosa glitzernde, wie Remus bemerkte. „Hätte ich dich nur meine Boots angezogen... Ich kann mit diesen Teilen überhaupt nicht gehen! Wie machen das normale Frauen bloß?”
„Andere Frauen sind wahrscheinlich nicht so tollpatschig wie du, Nymphadora”, sagte Remus neckisch.
„Ha hah”, erwiderte Tonks trocken, grinste dann aber. „Mal ehrlich, ich bin hier nur am Stolpern! Wenn das so weitergeht, muss ich mich den ganzen Abend an dir festhalten.”
Remus spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss. Wenn sie es doch bloß tun würde, dachte er.
„Also?”, fragte Tonks neugierig und sah zu den Leuten auf der provisorischen Tanzfläche. „Wieso tanzt du nicht?”
„Ich bin kein besonders begnadeter Tänzer”, rutschte es ihm heraus, bevor er überhaupt nachdenken konnte. Im Nachhinein hätte er sich selbst ohrfeigen können. Er war zwar nicht der beste Tänzer, aber er konnte tanzen. Außerdem hatte er sich nun wahrscheinlich jegliche Chance auf einen Tanz mit Nymphadora verspielt. Sie würde gleich zu Kingsley gehen und mit ihm tanzen.
„Ich auch nicht”, meinte sie lässig, „aber das dachtest du dir vermutlich schon.” Sie warf ihm ein schiefes Lächeln zu und griff nach einer Flasche Butterbier. Sie trank einen Schluck, den Blick auf die Tanzfläche geheftet, und verschluckte sich beinahe. Remus klopfte ihr schnell auf den Rücken.
„Ich wusste gar nicht, dass McGonagall so eine begnadete Foxtrot-Tänzerin ist”, gluckste sie. „Sie hängt Dumbledore ja fast ab.”
Remus sah zu McGonagall und Dumbledore und stellte mit einem Grinsen fest, dass die Hauslehrerin von Gryffindor den Schulleiter tatsächlich ziemlich alt aussehen ließ.
„Kannst du Foxtrot tanzen, Tonks?”
Tonks sah überrascht auf und schüttelte grinsend ihren Kopf. „Ich kann überhaupt nicht tanzen, wenn ich ehrlich bin. Ich sollte einmal auf dem Weihnachtsball in Hogwarts mit Charlie tanzen - unter Freunden natürlich. Sagen wir mal so, seine Zehen waren danach geschwollen und dunkelviolett und meine Ellbogen sahen auch nicht anders aus. Seitdem hab ich nicht mehr getanzt. Besser so”, lachte sie und pinnte sich eine Strähne hinters Ohr, „für sowas bin ich einfach zu tollpatschig.”
Remus nickte. Er würde wohl niemals mit ihr tanzen. Es war kein Weltuntergang, aber trotzdem...
„Würdest du gerne tanzen?”
Remus zuckte zusammen. Beide liefen sofort rot an.
„Ich meinte generell”, sagte Tonks hastig.
„Ich... also”, stammelte er und wandte seine Blick von ihr ab.
Was zur Hölle sollte er jetzt nur sagen? Es war nicht so, dass er unbedingt tanzen wollte - er wollte mit Nymphadora Tonks tanzen. Auch wenn sie stolperte oder ihm auf die Füße trat. Eigentlich konnte er sich gerade nichts schöneres vorstellen als das.
Und dann überkam es ihn.
Es war gerade, als 'With Or Without You' von U2 anspielte. Er vergaß, was er eigentlich sagen wollte, und starrte Tonks an.
Bevor er wusste, was er tat, bot er ihr seine Hand an und sagte heiser: „Würdest du mit mir tanzen, Nymphadora?”
Tonks' Augen schienen förmlich aufzuleuchten. „Meinst du das Ernst? Merlin, Remus, ich kann nicht tanz—”
„Natürlich kannst du!”, sagte er und griff nach ihrer Hand. Mit leichtem Druck zog er sie auf die Tanzfläche zwischen die anderen. Tonks gab ein überraschtes Quicken von sich.
Remus musste in sich hinein grinsen. Normalerweise war es doch immer Tonks, die ihn zu diesen verrückten Sachen überredete.
„Und was... jetzt?”, fragte Tonks.
„Walzer kannst du doch?”
Tonks zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht—”
Remus schüttelte schnell seinen Kopf und lächelte. „Trau dich, Nymphadora.”
Tonks biss sich auf die Unterlippe, dann brach ihr Gesicht in ein wunderschönes Lächeln, das bis in ihre Augen strahlte. Beinahe enthusiastisch legte sie eine Hand in Remus' Hand, die andere auf seine Schulter. Remus brachte eine Hand an ihre Hüfte, unterbrach aber nicht den Augenkontakt mit seiner Tanzpartnerin. Sie sah so unglaublich schön aus... Er verlor sich in ihren Augen.
„Du führst?”, fragte sie leise und lächelte ihn an. Ihre Wangen wurden leicht rot, als Remus sie etwas näher zu sich zog und nickte.
Der Refrain schlug an und sie tanzten. Nicht ganz im Takt, aber wer tat das schon? Jeder im Raum war immerhin bereits etwas beschwipst und die geborenen Tänzer waren sie auch nicht gerade. Aber wen störte das schon?
Remus sah auf die große Standuhr. Noch eine Minute bist Mitternacht. Die Stimmung hatte abrupt umgeschlagen. Es war einer der wenigen Momente, in denen alles gut war. Der Krieg war für die heutige Nacht vergessen.
In der Ferne schlugen die Glocken des Big Ben Mitternacht.
Für gewöhnlich wurden Neujahrswünsche durch den Raum gerufen, aber keiner sagte ein Wort.
Mad-Eye saß noch immer neben Arthurs Muggelradio und teilte sich eine Flasche Butterbier mit Kingsley, der sich zu ihm gesellt hatte. Molly und Arthur küssten sich kurz und tanzten dann langsam weiter. Auch Hestia und Sirius tanzten noch. Die beiden warfen sich ein verschmitzes Lächeln zu. Emmeline und Dädalus saßen mittlerweile am Tisch. Sie beobachteten die anderen und teilten sich ebenfalls ein Butterbier. Dumbledore drückte McGonagall einen schnellen Kuss auf die Wange, was sie erröten ließ. Die beiden sahen plötzlich Jahre jünger aus.
Doch all das zog an Remus vorbei. Seine Aufmerksamkeit galt allein Tonks. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, wobei sie sich an Remus' Schultern festhielt, um nicht umzufallen, und küsste ihn auf die Wange. „Frohes neues Jahr, Remus”, flüsterte sie.
„Frohes neues Jahr, Nymphadora”, hauchte er.
Automatisch legte er beide Arme um ihre Taille, als sie ihre Hände auf seinem Brustkorb ruhen ließ. Ihre Schritte wurden kleiner und langsamer, das Lied wurde leiser, und sie tanzten so eng umschlungen, dass Tonks' Kopf an seiner Schulter ruhte. Remus atmete den Duft ihres Haares ein und fühlte plötzlich plötzlich pure Glückseligkeit. Und sie war der Grund dafür. Tonks so nah bei ihm, in seinen Armen - das war seine Definition von Glück.
Das Lied wechselte. Jetzt spielte ein weiteres Lied von U2. Leise drang der Refrain aus dem Radio: „But I still haven't found what I'm looking for...”
Und zum ersten Mal in seinem Leben konnte Remus nicht mit diesem Lied mitempfinden.
Denn er hatte gefunden, wonach er gesucht hatte.

Tausend Dank für 200 Follower! Ich hätte nie gedacht, dass so viele Leute meine Fanfictions mögen. Ihr seid klasse, Leute! Danke! <3
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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 02, 2020 ⏰

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