Kapitel eins

8 0 0
                                    

Die Morgensonne streifte das endlos scheinende Meer von Steinen und Sand. Sie weckte die ersten Schlangen und Chamäleons und gab den wenigen Pflanzen, die in der Wüste überleben konnten etwas Farbe. Bald erreichte sie eine Stadt, dessen alte Dächer funkelten. Über mehrere Kilometer erstreckten sich verschachtelte Gassen und kleine Innenhöfe. Noch waren die hellen Wände gekühlt von der Nacht, aber in der Luft lag die Aussicht auf einen weiteren heißen Tag. Einzelne Bewohner öffneten schon die Fenster, um ein wenig zu lüften, bevor die sommerliche Hitze ihre Wohnungen erreichte. Die meisten jedoch schliefen noch tief und fest.

Ein Gebäude hob sich allein schon durch seine Größe von den anderen ab. Es hatte an jedem Ende ein kleines Türmchen mit spitzem Dach. Alle Wände waren bestückt mit hohen Fenstern, die von floralen Ornamenten umspielt wurden. Die rustikale Holztür, die den Haupteingang darstellte, hatte auf jeder Seite zwei Säulen, die einen Balkon trugen. Neben den Säulen reihten sich jeweils drei Rundbögen. Vor diesem stattlichen Gebäude stand eine weiter Säule mit der Aufschrift "Forschungsinstitut für altertümliche Magie und dergleichen". Sie befand sich inmitten eines großen, mit Mosaik gepflasterten Platzes.

Über diesen Platz huschte eine einzelne Person. Es war ein junger Mann mit runder Brille, die ihm fast von der Nase rutsche. Er hatte mehrere Papierrollen unter den Arm geklemmt, von denen ihm eine, kurz bevor er den Haupteingang erreichte herunterfiel. Bei dem Versuch sie aufzuheben, stolperte er fast über einen der Pflastersteine, fing sich jedoch und setzte seinen Weg fort. Er war jedoch nicht ganz allein. An einer der Säulen lehnte eine Frau, die erst ihren hellen Hut richtete und sich dann im Gleichschritt zu dem Mann gesellte. "Guten Morgen Herr Valtolini" "Guten Morgen Frau Serafin". Die Frau hielt ihm die Eingangstür auf, wofür er sich mit einem Nicken bedankte. Gemeinsam stiegen sie im inneren des Gebäudes eine Reihe von Marmorstufen hinauf. Oben angekommen hielten sie inne, um eine kurze Unterhaltung zu beginnen. "Wie ich hörte endete Ihre letzte Reise ja in einem Desaster.", begann Filippa Serafin zureden. Sie stemmte eine Hand in die Hüfte und musterte das Gesicht des Mannes abschätzend. Seine linke Wange war bedeckt von einem riesigen Pflaster. "So unvorsichtig zu sein kann Ihnen bei diesem Job das Leben kosten, Marco. Sie haben Glück gehabt, dass Sie so glimpflich davon gekommen sind... bei Ihrer Unachtsamkeit", sie zog eine Augenbraue in die Höhe und reckte die Nase in die Luft. Ihr dünner Zeigefinger deutete auf seine verarztete Wange. "Tja, trotzdem bin ich froh endlich wieder hier zu sein. Im Krankenhaus wurde mir schon langweilig", erwiderte Marco fröhlich. Er versuchte sich geschäftig die Hände zu reiben, ließ es jedoch wegen der Papierrollen unter seinem Arm sein. Filippa schüttelte geschlagen den Kopf. Abrupt wandte sie sich zum gehen, hielt jedoch inne und warf ihrem Gegenüber jedoch noch einen letzten scharfen Blick zu: "Sie sind wirklich ein hoffnungsloser Fall". Schnellen Schrittes und mit flatternden Rock verschwand sie in einem der vielen Gänge die von der Treppe ausgingen. Das Klacken ihrer Schuhe auf dem hellen Steinboden verhallte bald. Marco richtete seine Brille und machte sich auf den Weg in sein eigenes Arbeitszimmer.

Nachdem er einen Schlüssel aus seiner überfüllten Umhängetasche gekramt hatte, betrat er den Ort, den er mittlerweile mehr zu Gesicht bekam, als sein eigenes Haus. Um die Papiere auf seinem Schreibtisch ablegen zu können musste er erst einmal einen Stapel an Büchern und Karten zur Seite schieben. Er hatte zwar mehrere Regale, jedoch waren diese schon fast überfüllt mit allerlei Fundstücken und weiteren Wälzern. Aus diesem Grund wurde auch schon viel seines Bodens als Lagerplatz beansprucht. "Ich sollte hier wirklich mal aufräumen...", murmelte er sich selbst zu, fügte jedoch schnell "... hat ja Zeit." hinzu. Geschäftlich krempelte er sich die weißen Ärmel hoch und begab sich an seine Arbeit.

Als Entdecker und Erforscher altertümlicher Magie hatte er immer viel zu tun. Dieses Gebiet der Forschung war noch sehr jung, weshalb es viel Neues zu finden und dokumentieren gab. Die meisten Informationen, die den Angestellten im Institut zur Verfügung standen waren durch Sagen und Mythen übermittelt worden. Sie sprachen von Ländern, die über der Sandwüste im Osten des Landes schwebten. Nicht viele reisten in dieses Meer von Sand weshalb die meisten Geschichten als Märchen abgetan worden waren. Vor ungefähr zwölf Jahren hatte sich jedoch alles geändert. Noch immer wusste niemand was genau sich damals zugetragen hatte, jedoch vermuteten die meisten, dass zwei dieser fliegenden Landmassen zusammengestoßen waren. Nur ein einzelner Forscher war zum Augenzeugen geworden, jedoch ließen sich in den Jahren darauf über die Wüste verstreut mehrere unbekannte Ruinen finden, was die Förderung für die Forschung bedeutend antrieb. Diese Ruinen hatten etwas vollkommen Neues in die Welt gebracht: Magie. Forscher war es gelungen auf den Wänden magische Zeichen zu entziffern und mit ihnen sogar schon Flugmagie nachzuahmen. Jedoch fehlte für den Erfolg mit anderer Magie immer noch viel an Information.

Auf der Suche nach MagieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt