Miko x Reader

10 2 4
                                    

Es war ein heißer Tag hier in München, mein Hemd klebte förmlich an meinem Körper. 

Ausnahmsweise nahm ich heute nicht wie gewohnt den Fahrdienst der Firma in Anspruch und 

ging stattdessen zu Fuß. Es waren rund zwei Kilometer bis zu meinem  Apartment und ich war jetzt schon außer Atem. Ein Zeichen dass es Zeit war mich nach einem geeignet Ort für eine kleine Mahlzeit umzuschauen, da ich Zuhause ja sowieso nur Fertiggerichte essen würde.

Ich schaute nach links und mein Blick fiel auf das kleine Café gegenüber. Ich erinnerte mich das es einmal mein Lieblings Café gewesen war, bevor ich in einer Position war den Fahrdienst in Anspruch zu nehmen. Durch die Glasfront konnte ich einen Jungen erkennen der im hinteren rechten Eck des Cafés saß. 

Ich wusste nicht wieso, aber dieser süße Junge brachte mich noch mehr zum Schwitzen. Wenige Minuten später stand ich schon vor der Eingangstür. Der Geruch von Kaffee und frisch gebackenem Gebäck trat mir in die Nase. Langsam drückte ich die Tür auf und begab mich nach innen wo ich mir gleich einen Platz neben dem Jungen aussuchte. Während ich auf die Kellnerin wartete, musste ich meine Krawatte lockern da mir schon Schweißperlen auf der Stirn standen. 

Verstohlen blickte ich zu dem Jungen hinüber. Er hatte die Kapuze seines dunkelgrauen Hoodies hochgezogen und schien in sein Smartphone vertieft zu sein.

Ich richtete meinen Blick auf den Tisch vor mir. Was tat ich hier eigentlich? Es war überhaupt nicht der richtige Tag einen Kaffee zu trinken. Ich wollte nur nach Hause und mich auf die Couch legen. Meine Frau wunderte sich bestimmt weshalb ich solange brauche. Die Stimme der Kellnerin riss mich aus meinen Gedanken. Ich blickte ihr ins Gesicht und mir wurde schmerzlich bewusst dass ich sie nicht erkannte. Zu lange ist es her, das letzte mal das ich hier gewesen bin. Ich bestellte mir das selbe wie damals schon, Kaffee Americano mit einem Schuss Milch und ein Stück hausgemachter Blaubeerkuchen. Der beste der Stadt wie ich finde. Ein Lächeln später und die Kellnerin machte sich wieder auf den Weg. Vermutlich schenkte sie jedem so ein Lächeln.

Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf den Jungen. Er schien immer noch nicht bemerkt zu haben das ich mich an den Tisch neben ihm gesetzt hatte.  Mit abwesenden Augen starrte er auf das Handy.

Ich ging noch einmal in mich, war das wirklich etwas was ich tuen wollte? Oder war das etwas wozu mich mein ausgereizter Lebensstill und der ständige Druck auf der Arbeit getrieben hatten.

Meinen nächsten Satz hielt für wohl überlegt, allerdings merkte ich sofort danach dass ich wohl meinen geistigen Höhepunkt schon heute morgen beim Singen unter der Dusche erreicht hatte.

"Hey du, cooler Hoodie! Wo hast du den her?" Fuck, was war das denn? Cooler Hoodie? 2007 war schon lange vorbei und ich mindestens 5 Jahre älter dieser Bursche. 

An seinen Augen konnte ich erkennen dass es ihn eher verstört hatte als wie geplant an mir Interesse geweckt hatte. Ich zog mein Jackett aus und hing es über die Stuhllehne, was mein verschwitztes Shirt zum Vorschein brachte. Meinen nächsten Satz wohl zu überlegen hatte ich längst aufgegeben, deswegen verließ ich mich auf meine jahrelange Flirterfahrung. Auch wenn diese praktisch gen null geht.

"Ich wollte dich nicht erschrecken, nur, wie du sehen kannst laufe ich den ganzen Tag in Anzügen rum und habe nicht den besten Sinn für Freizeitkleidung."

Der Gesichtsausdruck meines Gegenüber wurde kein Stück besser und ähnelte eher dem des Zebrababys, welches ich gestern in einer dieser Tierdokumentation gesehen hab, nachdem es von einer Hyäne in die Ecke gedrängt worden war.

Bevor ich mir allerdings ein noch tieferes Grab schaufeln konnte, kam die Kellnerin mit meiner Bestellung.

Sie schenkte mir noch eines ihrer aufgesetzten Lächeln bevor sie sich zu dem Jungen wand. 

"Miko was ist denn los? Du siehst aus als hätte dir jemand deinen Kuchen gemopst!"

Mein Blick verschärfte sich. Der Junge, welcher offensichtlich Miko hieß, kannte die Kellnerin. Das könnte entweder das Ende meines kleinen Ausbruchs aus der Realität sein oder, sollte ich meine Karten richtig spielen, die Chance mich einzubringen und das Vertrauen des Jungen, Miko erinnerte ich mich, zu gewinnen.

"Ehh nichts, alles gut wirklich." Er versuchte die Kellnerin anzulächeln, was allerdings etwas komisch aussah. Nachdem sich die Kellnerin noch ein paar mal vergewisserte hatte das bei Miko wirklich alles okay war, drehte sie sich um begann erneut ihre Routine die Tische des Café abzuklappern und den Gästen ein Lächeln zu schenken. 

Aus den Augenwinkeln bemerkte ich das Miko mich eindringlich anstarrte. Die Kellnerin hatte uns beide wohl aus der Situation erlöst, auch wenn es für ihn eher der Schock war. In seinen Augen konnte ich allerdings noch etwas anderes als Angst erkennen. Neugier.

Ich faste einen Entschluss. Meine Hände griffen über meine Schulter und ich streifte mir das Jackett über. Mit einem geübtem Griff zog ich eine Visitenkarte aus der linken Innentasche. Der Stuhl knarzte auf den Holzdielen als ich aufstand. Mit wenigen Schritten stand ich vor Mikos Tisch. Seine großen blauen Augen blickten mich fragend und ängstlich an, allerdings war da immer noch dieser Funken Neugier. Ich legte die Visitenkarte auf den Tisch und schob sie mit zwei Fingern zu Miko. Dabei hielt ich die ganze Zeit Blickkontakt.

Mikos Gesichtsausdruck veränderte sich, doch bevor ich erkennen konnte in was, drehte ich mich um und ging Richtung Tür. Als ich die Tür öffnete, schlug mir die frische Luft ins Gesicht und holte mich zurück in die Realität. Ein bisschen wie damals, als mein großer Bruder mir die Frisbee an Kopf geworfen hatte. Unverhofft und schmerzvoll.

Ich nahm mich zusammen und setzte einen Fuß vor den anderen. Weg von dem Café, weg von den für mich surrealen Ereignissen.

Der Kaffee und der Kuchen blieben unberührt zurück.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 06, 2020 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Miko x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt