»Ich liebe dich, Charlie.«
»Bitte tu dir das nicht an.«
Schützend schlinge ich die Arme um meinen Oberkörper, ohne zu wissen, vor was genau ich mich eigentlich abschirmen will. Vielleicht vor mir selbst? Denn James schafft es nicht einmal, mich mit den drei magischen Worten einzuschüchtern, auch wenn Angst meine eigentliche Reaktion in diesem Moment sein sollte.
Genau vor diesen drei Worten fürchte ich mich nämlich am allermeisten.
»Es ist aber die Wahrheit«, entgegnet James eindringlich.
Die Sonne scheint direkt auf sein markantes Gesicht, das mir mittlerweile so vertraut ist. Alles an ihm ist mir innerhalb von nur drei Monaten so vertraut geworden.
»War es nicht das, was du mir auf Rorys und Parkers Geburtstagsparty gesagt hast, Grumpy? Dass du immer die Wahrheit wissen willst, auch wenn sie dich verletzen könnte?«
Und genau das ist mein Problem. Diese Wahrheit verletzt mich nämlich nicht. Sie bringt mich beinahe dazu, mich in seine Arme zu werfen, meine Lippen auf seine zu legen und ihm zu sagen, dass er der absolut perfekteste Mensch ist, dem ich je begegnet bin.
Denn James ist sich dessen leider nicht einmal annähernd bewusst.
»Dir war von Anfang an klar, dass ich nur diesen Sommer hierbleiben kann«, entgegne ich mit fester Stimme, obwohl ich am liebsten den Kopf zwischen meine Knie klemmen und weinen würde. »Erinnerst du dich denn nicht mehr? Wir haben gesagt, dass wir nur Freunde bleiben, egal was auf uns zukommt.«
Das hat auch wirklich super funktioniert, wenn man bedenkt, wie viel seit diesem Versprechen passiert ist.
James atmet zitternd aus, macht aber keine Anstalten, mir näher zu kommen oder mich zu berühren. Trotzdem stelle ich mir vor, wie sich seine Hände auf meine Schultern legen und seine Daumen dabei über meinen Pullover streicheln.
»Wir sind keine Freunde, Charlie«, stellt er klar. »Freunde sehen sich nicht so an, wie wir es tun. Freunde küssen sich nicht bei jeder Gelegenheit, weil sie nicht genug voneinander bekommen können. Und Freunde sagen auch ganz sicher nicht, dass sie sich über alles auf dieser Welt lieben. Also sind wir auch keine Freunde.«
Genauso habe ich ebenfalls gedacht. Obwohl ich erst vor ein paar Tagen meine Gefühle für James endgültig akzeptiert habe, fühlt es sich an, als wäre diese Erkenntnis eine halbe Ewigkeit her. Seitdem ist so viel passiert.
Viel zu viel, um noch bei klarem Verstand bleiben zu können.
Bei meiner Ankunft in New Falcon war ich eine ganz andere Version meiner selbst. Trotzdem ist die Wahrheit um meinen Dad wie eine Welle über mich gespült worden und hat jede einzelne positive Entwicklung überrollt. Jedes Lächeln, das ich gelächelt habe, wurde ausgelöscht. Jegliche Freude in mir ist für immer vernichtet worden.
Und nicht einmal James wird in der Lage sein, sie wieder ans Licht zu bringen.
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Zwischen Sonne und Regen (Leseprobe)
HumorJETZT ALS TASCHENBUCH UND E-BOOK AUF AMAZON ERHÄLTLICH »Was bist du? Zwölf?« »Auf einer Skala von eins bis zehn, ja.« Launisch, eingebildet, egoistisch ― diese Wörter beschreiben die 17-jährige Charlie Gibson ziemlich gut. Dass sie dazu gezwungen is...