Dunkel. Mein Zimmer ist dunkel.
Dunkelheit kann man als Abwesenheit des Lichts definieren.
Der Abwesenheit von etwas einen Namen zu geben, gibt ihm Existenz, was offensichtlich falsch ist, da es definiert wird als etwas, was nicht existiert.
Dunkelheit ist ein Konstrukt und nichts reales - wie komplexe Zahlen, die benutzt werden um andere Dinge zu beschreiben, aber selbst per Definition imaginär sind.
Trotzdem bedrückt mich die Dunkelheit in meinem Zimmer.
Ich ziehe am kleinen Faden meiner Rollläden und sofort verschwindet alle Dunkelheit aus meinem Zimmer.Auf dem Weg zur Schule fallen mir all die Farben auf, die ich um mich herum sehe.
Die Buchen mit ihren Blutroten Blättern.
Das Gras, was so grün ist, dass es fast wehtut und der Himmel, der so blau ist, wie das Leben selbst.
Heute ist ein schöner Tag.
Die Menschen um mich herum lachen alle. Auch ich lache viel. Ich kenne viele der Schüler hier, und sie kennen mich. Sie wissen wie ich bin. Sie wissen, wer sie denken, dass ich bin. Wissen, was ich will, dass sie denken, wie ich bin.
Ich habe mich oft gefragt, ob ich einen wahren Kern habe. Das „Ich", das man finden müsse. Man solle sich selbst finden, wird gepredigt, dann würde schon alles gut werden. Man müsse den wahren Kern seines Seins finden und dann wüsste man, was man im Leben erreichen will.
Manchmal denke ich, dieser wahre Kern ist auch nur so ein gedankliches Konstrukt. Ein Mittel um die Abwesenheit von etwas zu beschreiben. Unsere Persönlichkeit bildet sich letzten Endes nur aus den vielen Verschiedenen Masken, die wir täglich aufsetzen. Den waren Kern haben wir entweder so gut versteckt, dass er nicht mehr ist, oder er war tatsächlich nie und wir hatten selbst als Neugeborene keinen... „HEY!"
Ich fahre zusammen.
„Wo bleibt meine Umarmung,"
fragt mein bester Freund Kris und lacht.
Ich schlage ein und lache mit. Er erzählt von seinem Sommerurlaub und wie cool Mallorca war.
Ich rede munter mit und beschwere mich darüber, dass wir mal wieder zuhause geblieben sind.
Am Klassenzimmer angekommen schnappen wir uns zwei Stühle in der letzten Reihe.
Als schon alle sitzen und Frau Bäcker ihr obligatorisches „Guten Morgen, liebe Klasse." ausgesprochen hat und wir Schüler bereits unser klassisch apathisches „Guten Morgen, Frau Bäcker" anstimmen wollten, öffnet sich ein letztes Mal die Tür des Klassenzimmers, bevor ich meinen Verstand verliere.
YOU ARE READING
Emmanuel
PoetryEin an Depressionen leidender Teenager wird gerettet. Basierend auf wahren Gefühlen. Als Metapher zu verstehen:)