8|You're too hard to forget

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《Lie To Me》- 5 Seconds Of Summer

"Du bist ein Arschloch, Louis."

Zehn Minuten waren vergangen, seit die Worte Harrys Mund verlassen hatten. Knappe acht Minuten war es her, dass Louis mit einem lauten Türknallen aus der Wohnung gestürmt war und eine unangenehme, drückende Stille zurückgelassen hatte.

Es hatte einen Moment gedauert, bis Harry kapiert hatte, was gerade passiert war - und dann hätte er am liebsten seinen gesamten Frust laut herausgeschrien.

"Fuck", hatte er stattdessen gemurmelt, "Fuck, fuck, fuck."

Er war zur Wohnungstür gelaufen, dann zur Haustür, als er das Treppenhaus leer aufgefunden hatte. Aber Louis war weg und Harry blieb nichts anderes übrig, als wieder nach drinnen zu gehen.

Dort hatte er sich im Flur an die Wand gelehnt und sein Gesicht in den Händen vergraben, während er einen frustrierten Laut nicht mehr unterdrücken konnte.

Kurz war er versucht gewesen, Niall anzurufen und ihm zu erzählen, was vorgefallen war, aber sein bester Freund hätte ihm wahrscheinlich sowieso bloß Vorwürfe gemacht, oder ihn für seine Dummheit bemitleidet - und das konnte er beides auch gut alleine.

Er hatte Scheiße gebaut, das wusste er. Louis' Zweifel an seiner Treue (ganz egal, ob sie tatsächlich bestanden oder nur als Konter in der Hitze des Gefechts geäußert worden waren) taten weh, aber er konnte nicht leugnen, dass es gar nicht erst so weit gekommen wäre, wenn er selbst seine Finger von den giftigen Bemerkungen über Eleanor gelassen hätte. Am Schlimmsten allerdings war es, dass er nun selbst zu den Faktoren gehörte, die Louis bezüglich seines Outings unter Druck setzten - dabei war es ihm immer so wichtig gewesen, seinem Freund auf jede erdenkliche Weise beizustehen, wenn dieser wieder in seinem Gedankenkarussell aus Selbstzweifel und Schuldgefühlen verloren zu gehen drohte.

All das hatte er mit nur wenigen Worten zum Bröckeln gebracht und wenn er Glück hatte, würde Louis ihm die Zeit für eine Entschuldigung schenken. Wenn er Pech hatte... nun, diesen Gedanken wollte er möglichst nicht zu Ende führen.

Seufzend drückte er sich von der Wand weg und betrat die Küche, die noch immer chaotisch dalag und nur darauf zu warten schien, von ihm sauber gemacht zu werden. Einen Moment lang besah er sich die Unordnung, dann stieß er entschlossen einen Luftzug aus und krempelte die Ärmel seines Pullovers nach oben.

Eine Beschäftigung zu haben würde ihn sicher nicht davon abbringen, über Louis und ihre Beziehung nachzudenken, aber es schadete definitiv nicht, nebenbei etwas Sinnvolles zu tun, wenn er sich schon in Selbstmitleid suhlte.

Mit spitzen Fingern griff er nach dem Sandwich und warf es in den Restmüll, ehe er sich selbst schnell ein Toast machte und es im Stehen aß. Anschließend nahm er ein frisches Geschirrtuch aus einem der Schränke und breitete es auf der Arbeitsfläche aus, während er Wasser ins Waschbecken laufen ließ.

Er geb etwas Spülmittel dazu und prüfte die Wassertemperatur, dann nahm er die erste Pfanne in die Hand, um sie zu reinigen, während seine Gedanken unweigerlich zu Stan wanderten.

Harry hatte ihn nie kennengelernt, aber er war Teil von Louis' Freundesgruppe in der Middleschool in Doncaster -dem Wohnort seiner Eltern- gewesen. Stan hatte Louis' Erzählungen nach zu der lauten Sorte Jugendlicher gezählt - die, die kein Blatt vor den Mund nahmen und denen irgendwie egal war, was sie mit ihren Worten anstellten. Ein Raufbold, immer auf der Suche nach Beachtung und ein schlechter Verlierer. Leider auch ein häufiger Verlierer, der in solchen Momenten gerne Slurs in den Mund nahm, einfach weil es ihm damals niemand verbot.

Ein Satz, den Stan ebenfalls häufig gesagt hatte, war "Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber...".

"Müssen die das so öffentlich machen?" - "Wenn der mich anschaut, fühl ich mich komisch" - "Haben die keine Wohnung, wo die hingehen können? Ich will da nicht zuschauen müssen!"

'Til We Can't Breathe || Larry AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt