Erinnerungen sind wie Songs. Wenn man sie hört, sie erlebt kann man dabei allein sein oder auch zusammen doch egal wofür man sich entscheidet sie tragen auf jeden Fall unglaublich viele Emotionen mit sich. Sie tragen einen Weg von dem was man grade fühlt, entführen nur für eine Weile. Doch sie können nicht nur das: ich glaube, die ersten Töne meines Lieblingssongs bringen mich genauso zum Strahlen, wie es meine Lieblingserinnerung tut. An manches erinnert man sich Ewigkeiten nicht mehr und wenn man es dann wieder tut, ist es wie einen alten Lieblingssong zu hören, es fühlt sich an wie nach Hause kommen.
Jeder Ton, jeder Beat, jede Zeile ist einem doch so vertraut. Man kann Erinnerungen vergessen, sie löschen aber egal was passiert, wenn du den Song, die Person dann wieder hörst wirst man sich erinnern. Egal wie sehr man sich bemüht. Vergessen von etwas was man liebt ist unmöglich, zumindest dachte ich das. Ich war fest davon überzeugt. Doch jetzt fühlt es sich an als hätte man alle meine geliebten Playlists gelöscht. Jeden einzelnen Song aus meiner Mediathek entfernt. Einfach so, ohne meine Erlaubnis. Es fühlte sich an als hätte mir jemand einen so großen Teil von mir geraubt, dass ich nicht anders konnte als meine Hand an meine Brust zu halten und auf die Knie zu sinken. So kniete ich hier auf einer Wiese und versuchte mich zu erinnern. Ich wusste da gab es diese eine Zeile oder diese Songs, an die ich mich erinnern muss. Dieses eine Wort und dann ergibt alles wieder einen Sinn. Welches? Was fehlt hier? Panik gemischt mit Hilflosigkeit kamen in mit hoch. Ich muss mich doch erinnern. Ich weiß, dass da was war, woran ich mich erinnern musste, aber nicht tue. Ich weiß das da was ist, was ich fühlen müsste aber nicht tue. Irgendwas ist hier falsch. Ganz falsch. Aber nicht nur mit mir hier, sondern auch mit der Wiese mit dem Himmel mit der Luft alles wirkt so anders, so falsch. Die Luft sie roch fremd. Das Gras fühlte sich anders an. Ich weiß, dass es was gab was mir mal wichtig war. Ich weiß, dass es da war. Doch ich sehe es nicht vor mir irgendwie will sich das Gefühl nicht mir meinen Erinnerungen verknüpfen. Langsam traten Tränen in meine Augen und nicht lange dauerte es bis ich anfing zu weinen. Es tat weh, sich nicht zu erinnern fast so sehr wie es manchmal schmerzt sich zu erinnern. Doch das war anders. Ich wusste, das etwas fehlt, etwas was ich unendlich liebe. Ohne zu wissen was es war. Die Tränen rollten über meine Wangen hinab. Aus Schuld, aus Verzweiflung.
Da saß ich nun weinend um etwas, von dem ich nicht mal wusste was es war. Eine Stimme, der rationale klardenkende Teil von mir flüsterte das es absurd was. Ich konnte nicht trauern um etwas, das es nicht gab. Doch mein Herz, mein ganzer Körper was anderer Meinung. Ich weinte mir die Seele aus dem Leib und der Name, dieser einen Person lag mir auf der Zunge. Es war der Name, den man flüsterte, wenn die Welt untergeht und ich kannte ihn nicht mehr. Nach und nach wurden die Tränen weniger und die nassen Spuren auf meinen Wangen trockneten.
Es war verloren. Ich wusste nicht wie lange ich noch in der Position da saß und auf das Gras starrte. Doch dann übernahm der rationale Teil von mir. Ich stand langsam auf und spürte die Schmerzen immer noch in meinem Körper. Wie lange halten Schmerzen, dessen Ursprung man nicht kennt? Dürfen sie überhaupt existieren? Ich schüttelte die Fragen von mir ab und fing an mich umzuschauen. Wo war ich eigentlich. Eine Wiese mit furchtbar grünem Grase und ein strahlendblauer Himmel. Ich kniff die Augen bei dem Anblick zusammen und versuchte zu blinzeln und noch mehr zu erkennen. Doch wonach sollte ich suchen? Wonach hielt ich eigentlich Ausschau? Langsam fing ich an mich langsam im Kreis zu drehen, um zu sehen ob ich irgendetwas sehe. Was war passiert warum war ich hier? Doch egal wie angestrengt ich auch überlegte ich kam nicht drauf. War mir etwas passiert? Waren die Schmerzen, die ich spürte vielleicht doch nicht nur seelisch. Ich tastete an meinem Brustkorb entlang und danach mein Gesicht. Es schien alles soweit heil zu sein. Doch was war, wenn ich mir meinen Kopf gestoßen hatte und mich jetzt einfach nicht erinnerte. Er tat zwar nicht weh allerdings war mir jede andere Erklärung zu ungewiss. Es muss diese sein. Je länger ich auf dieses beißende Grün sah, desto mehr schienen sich meine Augen an das Licht zu gewöhnen. Mittlerweile konnte ich das Ende der Wiese erkennen. Sie mündete in einem Wald. Oder zumindest in einer Ansammlung von Bäumen. Vielleicht fand ich da einen Unterschlupf und etwas zu essen. Auf jeden Fall mehr als ich auf dieser Wiese erreichen könnte. Jetzt wo ich endlich mehr sehen konnte, drehte ich mich erneut um meine eigene Achse. Es schien als seie die Wiese eingekesselt von Bäumen. Grade als ich anfing einfach der Nase nach in Richtung Wald zu laufen ließ mich ein Gedanke wieder stehen bleiben. Was ist wenn es dort wilde Tiere gab? Wie sollte ich mich verteidigen? Mein Blick ging wieder auf den Boden und landeten auf den Schuhen, die ich trug. Irritiert schaute ich sie an. Hätte ich sie kennen müssen? Schwarze Schuhe, die ich nicht kannte. Langsam ging mein Blick an mir hoch. Ich trug eine schwarze Hose, die scheinbar Löcher hatte und ein weises Top. Beides kam mir nicht bekannt vor. Genauso wenig wie die Jacke in dem dunkeln grün die ich trug. Sie war mir deutlich zu groß. Doch warum sollte ich so etwas unpraktisches tragen? Ich schüttelte die Frage schnell ab um die Taschen zu durchsuchen. Der beängstigende Gedanke, dass ich die selbst die Sachen trug nicht kannte versuchte ich zu ignorieren zusammen mit dem Schmerz in meiner Brust, der mich an etwas Verlohendes erinnerte. Da die Hose keine Taschen hatte, griff ich sofort in meine Jackentasche. Ich ertastete ein etwas schweren Gegenstand, den ich sofort rauszog. Es war ein Handy. Ob es meins war? Ich versuchte es anzustellen. Vielleicht konnte ich Hilfe rufen. Vielleicht konnte mir jemand sagen was ich hier tat. Wer ich war. Gespannt starrte ich auf das Display nur um fest zu stellen zu müssen, dass es leer zu seien scheint. Enttäuscht ließ ich es wieder in meine Tasche gleiten und griff in die andere Tasche. Ob da wohl noch was drin war? Schnell griff ich in die Tasche und in dem Moment, in dem ich meinte, ein Papierstück zu spüren bemerkte ich eine Bewegung im Augenwinkel. Ich zog meine Hand wieder aus meiner Tasche raus und drehte mich langsam, aber bestimmt um. Bei wilden Tieren soll man sich doch immer am besten ruhig verhalten. Grade als ich hinterfragen wollte woher ich das wusste, entdeckte ich woher die Bewegung kam. Ein Kaninchen schlich sich an mir vorbei. Ich konnte mich nicht entscheiden ob ich jetzt über meine eigene Dummheit grinsen sollte oder meine Schreckhafte Art mit einem Augenrollen kommentieren sollte. Ich entschied mich gegen beides, weil ich in dem Moment eine Gestalt sah, die am anderen Ende der Wiese auf und ab lief. Meine Augen hatten sich langsam schon an das Licht gewohnt und ich meinte es seie tatsächlich ein Mensch, der dort lief. Ohne einen zweiten Gedanken zu verschwenden fing ich an zu ihm zu laufen. Er würde mir doch sicher helfen können. Ich ging schnell und verfiel einige Male ins joggen, um so schnell wie möglich bei ihm zu sein. Rennen wollte ich jedoch nicht wer weiß wofür ch die Kraft noch brauchen könnte. Auf der Hälfte des Weges fiel mir auf, dass er mir gegenüber auch negativ eingestellt sein könnte und ich hatte definitiv nicht die Kraft dazu einen Faustkampf zu starten. Doch warum sollte jemand auf mich nur aufgrund meines Aussehens losgehen, das ist doch komplett absurd. Irgendwas fing kurz an zu klingeln in meinem Kopf zuordnen konnte ich es jedoch nicht. Ich ging also weiter auf ihn zu und um so näher ich kam desto mehr schien cih von ihm zu erkennen. Er war hochgewachsen und schien etwas grün-schwarzes zutragen. Dabei hatte er die Hose passend zu seiner Jacke gewählt. Er ging in die andere Richtung und schien mich nicht zu bemerkten. Als ich kurz davor ihn zu erreichen und somit in seiner Hörweite war, wollte ich auf mich aufmerksam machen. Da bemerkte ich einen seltsamen Stab in seiner Hand. Unwillkürlich zuckte ich zusammen und hockte mich hin. Nicht das dieses Verhalten viel bringen würde immerhin standen wir auf einer Wiese ich hoffte trotzdem inständig, dass er mich nicht bemerkte. Vielleicht lag ich doch falsch mit meinem Urteil. Vielleicht wäre er solch eher von der Sorte Kopf ab und dann hat sich das Problem erledigt. Grade als ich mich dazu entschieden hatte langsam hoch zu kommen und mich dann in gebückter Haltung aus dem Staub zu machen, dreht er sich um. Statt in der gebückten Haltung zu bleiben richtete ich mich ganz auf. Jetzt war es wohl zu spät. In dem Moment, in dem ich überlegte, einfach mein Glück beim Wegrennen zu versuchen, lächelte er leicht. „Kann ich Ihnen helfen?" Dankbar richtete ich mich zu meiner vollen Größe auf. Strahlend sah ich ihn an und erwiderte: „Ja können sie. Ich fürchte ich habe mir meinen Kopf angeschlagen und kann mich nun an nichts mehr erinnern. Können sie mir helfen? Bitte?" die nachgeschobene Bitte war so voller Verzweiflung das ich meinte Mitleid bei meinem gegenüber zu erkennen. „Ich bin 23-260-503 und du bist grade in Aélis, der Stadt der Engel" Ich runzelte augenblicklich die Stirn. War da ein Hauch von Sarkasmus in der Stimme. Dachte er ich veräpple ihn? Eine Stadt so zu nennen scheint mir ein wenig optimistisch und vor allem faktisch falsch. Da ich hinter seiner Sonnenbrille seine Augen nicht sehen konnte, ging ich davon aus, dass er schlichtweg scherzte. „Weist du denn noch wie du heißt oder woher du kommst und wo du hinwolltest? Du lernst hier, richtig?" Ich schüttelte den Kopf und ging seine berechtigten Fragen durch. „Ich weiß nicht woher ich komme und auch nicht wo ich hinwollte. Was heißt hier lernen? Wo soll man denn hier lernen?" Mein Blick ging von meinem Gesprächspartner weg und glitten zum Horizont, auf den ich eben schon gestarrt hatte. „Okay, du scheinst wirklich ordentlich etwas abbekommen haben. Warum durftet ihr heute überhaupt schon trainieren, es ist doch erst der erste Tag. Und warum hat dich dein Trainingspartner nicht gesucht? Ach, die Jungend von heute. Vorschriften sind für euch auch nur ein alberner Vorschlag, oder? Weißt du wie unverantwortlich das ist?" Er ist bei jeder Frage ein Stück lauter geworden und der Vorwurf in seiner Stimme lies sich nun klar raus lesen. Doch irgendwas in mir lies mich nicht zurückschrecken. „Ich weiß ehrlich nicht wovon sie im Moment sprechen. Es tut mir leid sollte ich sie verärgert haben 23-250-503, aber ich kann mich nicht erinnern und brauche Hilfe." Er seufze. Und deutete auf einen Waldabschnitt rechts von uns. „Siehst du da das Gebäude? Da musst du hin. Das ist das Krankenhaus. Frag dort nach einer Maggie und sie wird dir helfen. Mach so einen Scheis nie wieder das ist gefährlich. Ok? Was hätte ich denn Wal gesagt hätte ich dich hier tot gefunden." Ich sah ihn irritiert an. Über die Hälfte von dem was er grade gesagt hatte ergab für mich absolut keinen Sinn. Doch statt die tausend Fragen auf meinen Lippen zu stellen (Wer war Wal? Was sollte ich nicht noch mal tun?) Frage ich schlichtweg: „Welches Krankenhaus ich sehe es nicht" Er stöhnte laut auf als hätte ich ihm grade verkündet das ich den Baum direkt vor mir nicht sah. Doch da war nichts. Nur diese Bäume die rundum standen. „Du hast nicht mal deinen Zugang drin? Bei dir ist ja echt alles weggesprungen. Um Gottes willen. Er klatschte in die Hände und ging hinter mich. Seine Hände legten sich auf meine Schultern. Jetzt zeigte er auf eine Stelle im Wald. „Siehst du es jetzt?" Ich blinzelte kurz und musste leider feststellten, dass er recht hatte da war ein Gebäude zwischen den Bäumen. Praktisch unübersehbar. Das ich es denn noch übersehen hatte war peinlich, aber gut jetzt konnte ich das auch nicht mehr ändern. „Okay ja danke. Und da kann ich einfach hingehen und nach Maggie fragen", fragte ich während er neben mir wieder zu seinem Ausgangspunkt gegenüber von mir ging. Während er an mir vorbei ging blickte ich zu seiner Sonnenbrille und konnte einen kurzen Blick auf seine Augen erhaschen. Sie waren blau. Genau dasselbe blau welches der Himmel in diesem Moment trug. Ich wollte schon beeindruckt von dieser schönen Farbe sein als sich ein mulmiges Gefühl einstellte. Ich ignorierte es einfach, was sollte ich auch damit. Während er nickte. Atmete ich einmal tief durch. Das schien machbar das schaffte ich. Ohne nachzudenken sprach ich dann doch noch das Kompliment aus: „Danke für ihre Hilfe wirklich." Während ich den Satz sagte viel das Sonnenlicht direkt auf ihn. Mir war nicht bewusst gewesen, dass er im Schatten eines Baumes stand doch als das Licht direkt auf ihn schien konnte ich durch die Sonnenbrille hindurchsehen. Ich schnappte erschrocken nach Luft. Das waren nicht die blauen Augen von eben das waren rote. Und sie sahen nicht mehr freundlich und nett aus wie eben noch. „Gerne. Du hast mir deinen Namen noch nicht verraten" während er das sagte stellte ich fest das er mein Luftschnappen nicht bemerkt haben schien und ich versuchte deshalb so ruhig wie möglich zu erwidern: „Ich heiße Adeva"
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Fantasy(Okay für das Foto kann ich nicht das ist deine Schuld Marie und wolltest einfach irgendeins) Ohne Erinnerungen und Orientierungssinn ist Adeva irgendwo gelandet. Das Irgendwo entpuppt sich schnell als nicht so einfach zu Händeln. Allerdings will si...