Ich weiß es existieren schon viele Kurzgeschichten, die einen ähnlichen Plot haben. Ich habe aber in diese Geschichte meine eigenen Gedanken zu dem Thema Liebe verewigt. Ich habe mir alles selbst ausgedacht, möchte aber auch auf andere verweisen, die eine so ähnlichen Plot besitzen. Wenn ihr eine gute lesen wollt, würde ich euch die Geschichte 'Wolkenkratzer'von queestinaa raten. In ihrer Geschichte geht es um die Macht von Worten und was sie aussrichten können.
Nun stand Tyler hier.
Den kalten Wind in ihren kurzen, braunen Locken. Ihre dunklen Augen fokussierten eine kleine, unscheinbare Wolke.
Sie zitterte plötzlich stark und schlang ihre Arme um sich.Ihr grüner, kratziger Wollpulli hielt sie nicht im geringsten warm.
Nichts hielt sie warm.
Dabei schien die Sonne schwach auf ihr Gesicht und blendete sie etwas.
Warm war nur die süße Freiheit.
Ihr großes Herz pochte laut und sie hörte wie ihr rotes Blut durch ihre schmalen Sehnen schoß.Alles so unwirklich.
So surreal.
Tyler sehnte sich nach nichts mehr, als nach einem kleinem Funken Freiheit.
Einen selbstbestimmten Moment.
Sie schloss ihre dunkelen Augen und hörte nur.Autogedröhn. Stimmen.
Sie vermisste Lilas Saxophongedudel.
Jazz. Blues. Ihre Musik.
So schief sie auch gewesen sein mag.
Sie vermisste es.
Sie vermisste Lila so sehr.
Alles verschwand plötzlich und zurück blieb nur ein Gedanke.
Der Gedanke an Freiheit.
Der Freiheit, der ihr verwehrt war.Jeder trug sie.
Abgewetzte Fesseln, Narben der Vergangenheit.
Nicht in der Lage sie abzulegen.
Außer man tauschte sein Leben gegen einen Moment Freiheit.
Wie Lila es getan hatte.
Tyler wusste für was sie sich endschieden hatte.Die Freiheit.
Ihre stählernen Ketten sprangen laut auf und entpuppten sich zu silbernen, gewaltigen Flügeln.Immer noch hatte sie ihre Augen geschlossen, den kalten Wind in den Haaren.
Der Duft nach Lilien hing ihr in der Nase.
Das Parfüm von Lila.
Lilien. Wie Lila.So wie ihre kleine Wohnung gerochen hatte, wenn die milchigen Fenster geschlossen waren.
Wenn die hellen Lichtsstrahlen in die kleine, charmante Wohnung schienen.
Ihre alten, roten Sneaker traten einen Schritt nach vorne.Tappten auf kalten Beton.
Lila hatte blaue Sneaker angehabt.
Ihre tappten lautlos auf dem zerütetem Beton.Lila war wie eine Elfe.
Tyler trampelte fast, aber man hörte hier oben fast nichts.Tyler war wie ein großer Gnom.
Zumindest hatte Lila sie einmal so genannt.
Ihr grüner Wollpulli flatterte etwas im Wind, zögernd errinnerte sich Tyler an den Abend, an dem sie ihn bekommen hatte.
Als sie in dem pupurrotem Sessel geseßen hatte und verliebt Lila beim Backen zugeschaut hatte.Tyler hatte die hässlichen Porzellanfiguren poliert, während sie zu leiser Weihnachtsmusik ihren Kopf hin und her wippte und Lila mit starker Stimme mitsang.
Last Christmas, I gave you my heart, hatte sie laut vor sich hin geschmettert und den Teig ausgerollt.Doch Tyler verdrängte die schmerzhafte Erinnerung.
Von Lila.
Denn Lila war fort.
Die einzige Person, die sie jemals geliebt hatte.
Die einzige Person, die sie zu Tyler gemacht hatte.
Tyler, ein junge Frau mit Jungennamen und afrikanischen Wurzeln.
Alle waren fort gegangen.Hinaus in das ferne Reich. Ohne Ketten. Frei.
Zum Abschied hatte sie ihr gewinkt. Ihre lilanen Haare hatten genau wie ihre geflattert. Sie hatte nichtgezögert.
Nicht so wie Tyler.Hatte nicht auf Tylers gellenden Schrei der Verzweiflung geachtet. Sie hatte gelächelt.
Ein Lächeln wie Kakao, hatte Tyler gedacht.
Warm und sicher.
So war Lila.
Warm und sicher.
Dieser Moment von Lilas Freiheit hatte Tylers festes Weltbild in Sekunden zerstört.
Zeit war relativ."Tick, tack, tick, tack.", murmelte sie zitternder Stimme. Doch die Worte wurden fast sofort vom Wind verschluckt.
"Lila, wo bist du?", sie schluchzte lautlos und hielt ihre Tränen zurück.
Nun für immer fort.
"Lila? Wo bist du?", fragte Tyler fordernd, als würde ihr Lila antworten müssen, wenn sie so mit ihr sprach.
"Lila Minou Rika, antworte mir doch nur!", jammerte Tyler leise.
Doch Lila würde nicht antworten.
Nicht amüsiert ihre schwarze Augenbraue heben, während ihre grünen Augen im Licht der hellen Sonne funkelten.Nicht ihr Gesicht zu einer lustigen Grimasse verziehe und sie amüsiert ansehen.
Nicht über ihren mit Lilien bestickten Rock streichen und dabei ihre lilanen Haare über die Schulter zurückstreichen.
Nichts würde Lila tun.Denn Lila war fort, weg, dachte Tyler traurig und schniefte leise. Ihre Nase kräuselte sich etwas, Lila hatte sie dann immer Rehkitz genannt.
Rehkitz."Du hast mich Rehkitz genannt, weißt du, Lila .", sagte Tyler mehr zu sich selbst.
Fast hörte man ihre leise Stimme nicht.
Der Wind verschluckte alles.
Alles außer Gefühlen.Sie zitterte. Eine kalte Brise hatte sie erschaudern lassen.
Und dann hatte Tyler sie Lily genannt.
Das mochte sie nicht, dann kam sie sich so jung vor, was Lila mit zweiunzwanzig Jahren ja auch irgendwie war. Heute wäre sie dreiunzwanzig geworden. Am 4. August 2020.Lily.
Lila.Eine einsame Träne sickerte salzig unter einem ihrer geschlossenen Lider hervor, die Träne tropfte auf den grünen Wollpulli.
Er schlackerte um ihren Unterleib.
Ausgefranst und zu groß, typisch Lila.
Sie konnte nicht stricken und doch hatte sie sich es nicht nehmen lassen einen für ihre Freundin zu machen. Mit grüner Wolle.
Tylers Lieblingsfarbe war grün.Jetzt war sie Lila.
Alles errinnerte sie an Lila.
Lila war überrall.Es war, als wollte sie Tyler nicht loslassen.
Sie dazu auffordern ihre Freiheut zu suchen.
Und nicht die Vergangenheit hinter sich zu lassen.Doch es war nicht Lilas Schuld.
Lila war einfach perfekt gewesen.
Perfekt für Tyler.Hatte nie gezögert.
Sie durfte nicht zögern.
Sie musste einmal im Leben mutig sein und etwas riskieren.Tapfer machte sie noch einen Schritt auf dem harten Beton.
Ihre silbernen, breiten Flügel spannten sich langsam im Licht aus und der scharfe und kalte Wind wehte ihre kurzen Haare in ihr schmales Gesicht.Der endgültige Moment war gekommen.
Der endgültige Moment der Freiheit.
Noch einen kleinen Schritt über den Beton.
Und noch einen.Sie tat ihren letzten tiefen Atmenzug und sprang in die endlose Tiefe.
Fast als würde die Zeit stillstehen.
Zeit war relativ.Ihre silbernen im Licht glänzenden Flügel flatterten und zerstoben in grauen, fats schwarzen Staub.
Verlassen wurde sie, von allem Gutem.
Ihre kurzen Haare flogen in dem Wind nach oben. Sie öffnete kurz ihre braunen Augen und schloss sie schnell wieder.Tyler würde sie nie wieder brauchen.
Nichts würde sie mehr brauchen.
Alles was sie je brauchte war Lila.
Ihr letzter Gedanke war, dass sie nun ihre Lila, ihre Liebe des Lebens wiedersehen würde.Denn sie war nicht frei.
Würde sie nie sein.
Aber sie würde bei Lila sein, dieser Gedanke reichte ihr.
Lila.Mit diesem Einklang trat sie in das Reich der Toten ein.
Von niemandem vermisst.
Doch von Lila geliebt.
Das war Freiheit.
Zu lieben, flüsterten leise, hohe die Stimmen aus der Dunkelheit.Und sie hatten Recht.
Liebe ist Freiheit.
Freiheit ist Lila.
(1119 Wörter mit Einleitung)
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Freiheit ist Lila - eine Kurzgeschichte
ContoStählerne Ketten halten dich zurück. Nur ein Weg, um frei zu sein. Wie weit würdest du für einen Moment Freiheit gehen? Wirst du frei sein? Trigger Warnung: In dieser Geschichte verarbeite ich meine Gedanken zu dem Thema Liebe, ABER auch zu dem Them...