Eins

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Nothing has to have a Reason to happen.
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Ich rutschte mit meinen kuscheligen Weihnachtsmann socken über das Laminat, während ich mit der Melodie „Last Christmas" aus dem Radio mitsummte. Meine Eltern hatten sich vor einer Stunde auf den Weg zur Stadt gemacht, Léa sollte gleich kommen und ich, ich genoss die herrliche Vorweihnachtsstimmung bei uns Zuhause.

Es waren gerade mal eine Woche und zwei Tage vergangen, seitdem Léa bei Henry war und dennoch konnte ich es nicht nachvollziehen wie sich die beiden jeden Tag trafen. Wurde das nicht irgendwann lästig? Haben die beiden nicht irgendwie andere Dinge zu tun. Augenrollen biss ich in ein Lebkuchenherz rein und setzte mich auf den Sessel welcher vor unserem Fernseher stand. Morgen hatten wir wieder Schule, trotz das unglaubliche Schneestürme vorhergesagt worden waren.

Langsam vertiefte ich wieder lächelnd meine Gedanken und musste daran denken das Léa und ich uns immernoch den Spaß erlauben die selben Sachen anzuziehen. Früher als Kinder wollte immer eine von uns herausstechen doch sobald wir merkten das es Spaß machte und eigentlich auch garnicht so schlimm war die selben Sachen wie der andere zu tragen, ärgerten wir ab und zu die Freunde des anderen, doch nach einiger Zeit waren unsere Freunde das schon gewöhnt, weshalb es immer seltener vorkam. Uns aber unterschiedlich zu stylen, war bisher nicht vorgekommen.

Ich schaltete den Fernseher an und lief irgendein Programm laufen, welches ich Lebkuchen-fressend beobachtete. Das Schloss in der Haustür klirrte, was mich aber nicht darin unterbrach mir anzusehen wie zwei Elternteile sich im Fernsehen um das Recht ihres Kindes bekämpften. Meine Schwester beugte sich nach einigen Minuten über den Sessel hinweg und klaute sich ein Lebkuchen, weshalb ich empört aufkeuchte. Lächelnd ließ sie sich auf meinen Schoß fallen, klaute die Packung an Lebkuchen, legte diese aber dann auf ihren Schoß und drückte mir grinsend einen Kuss auf die Wange.

„Hallöchen Schwesterherz", sie betrachtete kurz mein Gesicht bevor sie sich wieder einer meiner Lebkuchenkekse in den Mund stopfte.
Augenrollend, aber grinsend murmelte ich ein ‚Hallo' zurück und sah nun sie an. Sie beugte sich kurz nach vorne um in die Küche und das Esszimmer schauen zu können, bemerkte allerdings das nur ich Zuhause war weshalb sie ihre Augenbrauen hoch zog und mich ansah. Ich schluckte das letzte Stück in meinem Mund runter, bevor ich auf ihre unausgeprochende Frage antwortete, das unsere Eltern unterwegs seien. Sie nickte langsam und sprang etwas zu schnell von meinem Schoß auf, worauhin ich sie ansah und sie mir deutete ihr zu folgen.

Also stand ich genervt stöhnend auf und folgte ihr hinauf in unser Zimmer. Dieses war ziemlich schlicht gehalten, wir beide schliefen in einem großen Doppelbett, welches mitten im Raum stand und gemütlich mit vielen Kissen gehalten war. An der jeweiligen Seite stand an der Wand eine Komode mit unseren Klamotten und einem Spiegel daneben.

Léa wühlte erst in ihrem dann in meiner Komode rum und warf mir dann ein Outfit entgegen welches sie ebenfalls in ihren Händen hielt. Sie grinste mit ihrem typischen „Wir haben jetzt etwas vor"-Grinsen an und zog sich direkt um, was ich ihr gleich tat. Wundernd über das was sie nun vorhat lief ich ihr einfach nur hinterher.

"Mein Gott Nia stell dich nicht so an! Das ist nur Eis... Und auch wenn du ausrutschen solltest, ich werde dich fangen!", Lèa drückte meine Hände fest in ihre und zog mich langsam von der Bande, doch dies hielt nicht meine wackelnden Beine auf. Wie auf einer Holz-Brücke stehend, welche jeden Moment reißen könnte um in die Tiefe zu stürzen, konzentrierte ich mich auf die Anweisungen meiner lieben Schwester, die schon fast genervt und aufgebend versucht mir bei zu bringen Schlittzulaufen.

Sollte ich es hier noch lebend raus schaffen, werde ich jeden Tag beten gehen und nie wieder die Süßigkeiten aus dem Schrank stehlen!

"Okay ich glaub ich hab den Dreh raus...", langsam aber sicher bewegte ich einen Fuß nach den anderen vor mich und schliff auf der glatten, eiskalten Oberfläche entlang, aber noch nicht Sicher genug um die Hände meiner Schwester los zu lassen. "Vertrau mir", lächelnd ließ sie meine Hände los. Stockend und sichtlich panisch versuchte ich diese wieder zu greifen doch bis dahin hatte sie sich bereits einige Meter vor mich gestellt und fing an langsam rückwärts zu fahren.

Mein Herz pochte gegen meine Brust und schien fast aus dieser raus zu springen. Mit einem Blick zu meinen Seiten, fiel mir allerdings auf das niemand mich mit einem stechenden Blick beobachtet um anzufangen mich auszulachen und mich zu filmen sobald ich mit meinem nächsten Versuch, alleine zu fahren, scheitern würde. Gut, was solls. Ich habe eh nichts zu verlieren.

So setzte ich einen Schritt nach den anderen und zur meiner Verwunderung und meines Erstaunens klappte dies auch ziemlich gut. Hierbei mal nebenbei bemerkt, Lèa war definitiv die sportlichere von uns beiden. Selbst wenn wir beide so ziemlich die selben Eigenschaften und Interessen haben, unterscheidet uns unsere Sportlichkeit wohl am meisten. Denn im Gegensatz zu ihr habe ich vermutlich mehr Intelligenz. Und das sagt die stolze Erstgeborene.

Ich ließ meinen Blick nicht von dem Eisboden weichen, solange zumindest nicht bis ich mir ziemlich sicher war das ich jetzt schon fast als Eiskunstläuferin abgestempelt werden könnte. Glücklich lachend sah ich also zu meiner Schwester welche mich ebenso stolz musterte. Ich versuchte aus meiner krummen Haltung aufzustehen und selbstsicher mit meinen Fortschritten meine Schwester aufzuholen. Diese sah es als kleinen Spaß an immer schneller auszuweichen, weshalb sich auch mein Tempo erhöhte, was mir auch viel zu spät auffiel. Denn noch bevor wir beide hätten vorhersehen können das eine Gruppe Menschen genau dann hinter Lèa erscheinen würde, als ich sie gerade eingeholt hatte und sie sich nicht auf das hinter sich passierende konzentrierte, rasten wir beide direkt in diese hinein.

"Ach komm schon Nini, so schlimm war es doch garnicht!" Lèa hielt sich einen Eisbeutel an ihre Schulter, denn auf diese war sie bei unserem kleinen "Unfall" nämlich gefallen. Ich hingegen hatte es viel schlimmer. Nachdem Lèa in die Menschen hineingefahren war, stürzte ich ihr direkt unkontrollierbar hinterher, mehr Panik, mehr schmerzen.

Ich sah mein Ebenbild mit einem tötenden Blick an während wir beide nebeneinander nach Hause liefen, sagen wir, sie lief, ich humpelte.
Lèa rollte mit den Augen und seufzte. "Es tut mir leid oke? Ist es das was du hören wolltest?", ich musterte sie kurz und wir fingen gleichzeitig an zu lachen.

Ich schätze genau solche Momente machen unsere Erinnerungen aus.

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1072 Wörter

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 14, 2021 ⏰

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