Der vergessene Weihnachtsmann

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Seit mehr als hundert Jahren schon lebt Nikolaus Wünschemann mit seiner Frau Elfriede auf der Erde.
Sie leben in einem großen Haus, in mitten einer Landschaft aus Eis und Schnee, am Nordpol. Ihre einzigen Nachbarn sind Eisbären und Rentiere.
Die ganze Welt kennt Nikolaus und Elfriede.
Was? Ihr kennt die beiden nicht? Vielleicht kennt ihr sie ja unter anderen Namen. Zur Weihnachtszeit verwandeln sich die Wünschemanns nämlich in den Weihnachtsmann und seine Frau. Immer zu dieser Zeit im Jahr verschwindet Nikolaus in seiner Werkstatt und Elfriede macht sich in der großen Küche des Hauses zu schaffen.
Was die beiden da machen, fragt ihr euch?
Nun ja, Nikolaus bastelt und baut die Geschenke für die Kinder, während Elfriede Kekse backt und Schokolade herstellt. Elfriede's Schokolade ist die beste Schokolade, die es gibt, denn neben all den leckeren Zutaten, rührt sie auch ganz viel Liebe hinein. Wenn die Wünschemanns dann mit dem Basteln, Bauen,Backen und Schokolade herstellen fertig sind, setzt sich Elfriede in ihren großen Ohrensessel und packt, die von ihrem Mann hergestellten Geschenke, ganz nach den Wünschen der Kinder ein.
Wenn alle Geschenke verpackt sind, stellt sie zu jedem Paket noch eine Tüte Kekse und einen großen Schokoladenweihnachtsmann.
Danach hilft sie Nikolaus die vielen Geschenke auf den Schlitten zu laden, mit dem er dann Kinder auf der ganzen Welt beschenkt.
Der Weihnachtsmann spannt anschließend seine Rentiere vor den Schlitten und fliegt los.
Jedes Jahr machen die Wünschemanns das so und jedes Jahr breitet sich ein wohliges Gefühl in ihren Herzen aus, doch dieses Jahr ist etwas anders als sonst.
Als Elfriede kurz vor Weihnachten die vielen Wunschzettel aus dem Briefkasten holen will, findet die Weihnachtsfrau nur einen einzigen Wunschzettel.
Schnell läuft sie zu ihrem Mann und erzählt ihm von dem leeren Briefkasten.
„Haben die Kinder vergessen Wunschzettel zu schreiben?", fragt sie.
Zur Antwort schüttelt Nikolaus nur traurig den Kopf.
„Nein.", sagt er. „Sie vergessen nicht das Wunschzettelschreiben. Sie vergessen uns!"
Traurig geht Elfriede ins Haus und setzt sich in ihren Sessel, um den einsamen Wunschzettel zu öffnen. Als sie den Zettel liest schleicht sich ein Lächeln in ihr trauriges Gesicht.
Schnell bringt Elfriede den Wunschzettel zu Nikolaus.
Als er den Zettel liest, grummelt er: „Eigentlich schenke ich ja keine Tiere, aber ich denke für die kleine Lisa können wir eine Ausnahme machen." 
Elfriede nickt eifrig und verschwindet in der Küche, um eine einzige Tüte Kekse zu backen und einen einzigen Schokoladenweihnachtsmann herzustellen.
Nikolaus hingegen verschwindet diesmal nicht in seiner Werkstatt, sondern macht sich auf die Suche nach dem kuscheligsten, flauschigsten Hund den er finden kann.
Er besucht alle Tierheime der Welt und im aller letzten findet er einen kleinen, süßen Hund, der sich wie wild freut ihn zu sehen.
Der Hund ist zwar nicht so kuschelig, wie er sich das vorgestellt hat, aber er denkt, dass dieser Hund genau der Richtige für Lisa ist.
Als er dann nach dem langen Heimweg endlich zu Hause ist, wartet Elfriede schon gespannt auf ihn.
Mit einem strahlenden Lächeln geht der Weihnachtsmann auf seine Frau zu. Als er ihre gerunzelte Stirn sieht, verfliegt seine Zuversicht.
„Ich weiß, der Hund ist nicht ganz so kuschelig, wie wir uns das vorgestellt haben," ,verteidigt er sich sofort. „aber ich bin mir sicher, dass das genau der richtige Hund für das Mädchen ist."
„Ich hoffe du hast Recht!", sagt Elfriede nur und verschwindet im Haus.
„Das hoffe ich auch!", denkt Nikolaus und hebt den fröhlich wedelnden Hund aus dem Schlitten und setzt ihn auf den Boden.
Sofort zischt der kleine Hund Elfriede hinterher und verschwindet ebenfalls im Haus.
Nikolaus seufzt einmal laut und folgt dem Hund. Als der Weihnachtsmann im Wohnzimmer ankommt steckt Elfriede den kleinen Hund gerade in einen Karton mit Luftlöchern. Dann bringt sie den Karton, die Kekse und die Schokolade zum Schlitten.
Bevor Nikolaus in seinem Schlitten davon fliegt, gibt Elfriede ihm noch einen dicken, feuchten Kuss auf seine bärtige Wange.
Der Schlitten hebt ab und Elfriede winkt ihrem Mann solange hinterher, bis sie ihn nicht mehr sehen kann, dann geht sie in die Küche, um das Weihnachtsessen vorzubereiten.
Als Nikolaus an Lisa's Haus angekommen ist, landet er seinen Schlitten im Garten, steigt ab, nimmt den Karton, die Kekse und den Schokoladenweihnachtsmann und guckt vorsichtig durch das hell erleuchtete Fenster.
Als er Lisa und ihre Familie um den Weihnachtsbaum sitzen sieht, läuft ihm eine einzelne Träne die kalte Wange hinunter.
Plötzlich öffnet sich die Tür und ein kleines Mädchen steht dem traurigen Weihnachtsmann gegenüber.
„Bist du der Weihnachtsmann?" ,fragt sie und sieht in mit glänzenden Augen an.
Nikolaus nickt.
„Aber warum bist du denn so traurig?", fragt sie, als sie die nassen Spur sieht, die die Träne hinterlassen hat.
„Ach, weißt du" ,sagt Nikolaus. „Ich habe gesehen wie glücklich ihr seid. Eine so große Familie hätte ich auch gerne!"
„Bist du denn ganz alleine am Nordpol?", fragt Lisa erstaunt.
„Nein, das bin ich nicht. Ich feiere Weihnachten immer mit meiner Frau Elfriede. Zur Weihnachtszeit sind wir ein bisschen einsam da oben am Nordpol."
„Ihr könnt gerne den Abend mit uns verbringen."
„Ehrlich?", fragt Nikolaus.
„Wir würden uns sehr freuen.", sagt das Mädchen und lächelt.
„Du bist ein wunderbares Kind!" ,lobt der Weihnachtsmann Lisa. „Während ich meine Frau abhole, kannst du ja schon mal dein Geschenk auspacken."
Mit großen Augen nimmt Lisa das Paket entgegen und öffnet es. Sofort springt ihr der kleine Hund entgegen und schlabbert ihr durch das Gesicht. Lachend streicht sie mit der Hand durch das weiche Fell.
Als sie aufblickt, um sich zu bedanken, ist der Weihnachtsmann schon längst zu Hause bei seiner Frau.
Kurze Zeit später landet der Schlitten wieder in Lisa's Garten. Die Haustür wird geöffnet und die Wünschmanns treten ins Haus. Freudig werden sie von allen begrüßt und zwei Stühle werden für die beiden zurechtgerückt.
„Hast du den schon einen Namen für deinen neuen Freund?", fragt Elfriede Lisa.
„Ich werde sie Elfriede nennen.", antwortet Lisa stolz.
Die Wünschemanns lächeln glücklich.
Als das Weihnachtsessen verputzt ist, steht Nikolaus plötzlich auf.
„Danke!", sagt er. „Das war das schönste Weihnachten, das wir je gefeiert haben!"
Wieder läuft ihm eine Träne über die Wange, aber diesmal ist es eine Freudenträne.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 09, 2020 ⏰

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