Kapitel 1

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Im vollen Galopp hetzte ich durch den Wald.
Immer wieder blickte ich mich nach meinen Verfolgern um.
Ich konnte sie nicht sehen, dennoch wusste ich, dass sie da waren.
"Sie kommen näher Maestro beeil dich." spornte ich meinen treuen Begleiter an, der daraufhin einen Zahn zu legte.
Durch die Bäume konnte ich schon das Schloss erkennen.
"Nur noch ein Stück." flüsterte ich ihm ins Ohr.
In meinem Rücken nahm jedoch auch die Präsenz meiner Verfolger zu.
Auf dem Rücken meines rabenschwarzen Hengstes durchbrach ich den Waldanfang und befand mich plötzlich auf offenem Feld.
Wir jagten weiter auf das Schlosstor zu. Neben mir zischten haarscharf die Pfeile meiner Verfolger vorbei.
Ich blickte über meine Schulter zum Wald und sah wie die Schatten den Waldrand durchbrachen.
In diesem Moment galoppierte Maestro durch das Burgtor.
Erschrocken sprangen die Menschen uns aus dem Weg und schauten uns entsetzt hinterher.
Ich dachte nicht einmal daran mein Tempo zu verringern, zu wichtig war mein Auftrag.
Also galoppierte der schwarze Hengst weiter im vollem Galopp durch die Straßen.
Die Straße wurde breiter und endete auf einem breiten Platz.
An seinem Ende thronte das Schloss.
Ich zügelte das Pferd unter mir.

Kaum waren wir zum Stehen gekommen, gingen auch schon die mächtigen Portale des Schlosses auf.
Ein Mann in Begleitung mehrerer Bediensteten trat heraus.
Ich erkannte sofort, dass es der König höchst persönlich war.
Er trug weder Krone noch Umhang.
Vielmehr war es die Aura die ihn umgab.
Sie brachte jeden in eine unterwürfige Haltung.
Jeden außer mich.
Entschlossen reckte ich den Kopf ein Stück höher und schwang mich vom Pferd.
Die eisblauen Augen des Königs ließen mich keine Sekunde aus den Augen.
Langsam kam er die Treppen runter auf mich zu.
An seinem Blick erkannte ich, dass er einen Knicks erwartete, doch darauf konnte er lange warten.
Ich hielt seinem Blick stand.
"Normale Damen, knicksen vor ihrem König."sprach er mich mit herrschender, erwartender Stimme an.
"Ich bin weder normal, noch einer Ihrer Untertanen." erwiderte ich kalt.
Seine blauen Augen bohrten sich in meine braunen.
"Nun was sind Sie dann?"
"Ich senkte den Blick und hob ihn erst wieder, als ich zu sprechen anfing.
"Ich bin einer der sieben Wächter und ich bin hier, um euch eine Botschaft zu überbringen.
Zur Bestätigung meiner Worte, begannen meine Augen rot zu glühen.
Das Zeichen der Wächter, jeder in einer anderen Farbe.
Die Begleiter des Königs fingen aufgeregt an zu murmeln, doch mit einer Handbewegung brachte er sie zum Schweigen.
"Nun wenn das so ist, solltet Ihr euch mit mir in meinem Büro unterhalten."
Ich neigte den Kopf leicht, als Zeichen des Einverständnis.

Einer seiner Begleiter kam auf mich zu, um die Zügel meines Pferdes zu übernehmen, doch ich hob die Hand.
"Niemand fasst ohne mein Einverständnis dieses Pferd an, haben wir uns verstanden." zischte ich.
Eingeschüchtert nickte er.
"Zeigt mir die Stallung ich versorge ihn selbst."
Verunsichert blickte der Angesprochene zu seinem König, doch dieser nickte nur.
"Bringt sie danach in mein Büro." mit diesen Worten drehte er sich um und schritt zurück in seinen Palast.
Der Mann, der zuvor versuchte die Zügel zu nehmen räusperte sich nervös.
"Folgt mir bitte."
Ich lief ihm hinterher, bis wir die königlichen Stallungen erreichten.
Das Gebäude war ein prächtiges Backsteingebäude.

Ich führte Maestro in eine der Boxen und versorgte ihn.
Die Stallburschen schauten mir dabei erstaunt zu.
Ich schaute mir jeden von ihnen genau an, bis meine Entscheidung auf einen älteren Mann viel.
Er hatte Beschwerden mit dem Bein, dass sah man ihm an, doch auch spürte ich, dass er anders als all die anderen jungen Burschen mit ganzem Herzblut dabei war.
Er hatte ein Händchen für Tiere und war Perfekt.
Ich ging auf ihn zu.
Erstaunt sah er mich an, er hatte erwartet, dass ich einen der Jungen auswählen würde, um sich um mein Pferd zu kümmern.
Freundlich lächelte ich ihn an.
"Wie heißen Sie?"
"Lukas, my Lady" er senkte den Blick.
"Nun Lukas, mein Name ist Enja. Würdet ihr Euch während meines Aufenthaltes um mein Pferd kümmern?
Überrascht schaute er mich an.
"J-ja my Lady, natürlich."
Ich lächelte: "Kümmert Euch gut um ihn und ich werde mich sehr dankbar zeigen. Ab sofort steht Ihr unter dem Schutz der Wächter. Habt Ihr ein Anliegen so ruft uns und wir werden helfen."
Mit diesen Worten drehte ich mich um und verließ den Stall.
Draußen erwartete mich bereits ein Bote, um mich in das Büro des Königs zu bringen.
Ich folgte ihm in das Schloss.
Es war schön. Groß in einem edlen weißen Ton.
Es war mit roten Blumen geschmückt, wirkte jedoch nicht lieblich, sondern einschüchternd und majestätisch.
Durch die große Eichentür betraten wir das Schloss.
Nun standen wir in einer großen steinernen Eingangshalle.
Zwei Treppen verliefen von oben nach unten herab, trafen sich in der Mitte und wurden schließlich zu einer einzelnen Treppe.
Der Bote führte mich in den dritten Stock und blieb vor einer schweren Türe stehen, an die er klopfte.
Ein weiterer Bediensteter öffnete von innen und lies mich herein.
Beim Eintreten versanken meine Schuhe förmlich in dem roten Samtteppich.
Der Raum war prunkvoll. Beide Seiten waren voller Bücher. Vor mir war ein riesiger Eichenschreibtisch, an dem der König thronte, dahinter eine riesige Glasfront von der man den gesamten Schlossgarten überblicken konnte.

"Ah, da sind Sie ja endlich." begrüßte mich König Edward.
Ich ignorierte seinen ungeduldigen Unterton.
"Also? Warum sind Sie hier, nach so langer Zeit?"
"Ich habe eine Nachricht für Sie."
"Das sagtet Ihr bereits." unterbrach er mich.
Ich überging es und fuhr fort.
"Mein Bruder Grian schickt mich.Es geht um die Schatten.Ich denke Ihr kennt die Geschichte?"
Langsam nickte der König.
"Nun, es sieht so aus, als würde die Prophezeiung anfangen sich zu erfüllen."
Für einen kurzen Moment entgleisten König Edward die Gesichtszüge, bevor er wieder seine Maske aufsetzen konnte.
"Ihr wurdet von Ihnen gejagt richtig?" fragte er mich.
Ich nickte.
"Mein Bruder ist der Meinung, dass es besser wäre, wenn ich eine Weile bei Euch bliebe, solange bis wir die drei fehlenden Wächter gefunden haben."
Der König wartete einen Moment bevor er sprach:" Ich habe mit eurem Bruder ein Bündnis geschlossen, beide haben wir einen Eid geschworen.Ihr seid herzlich hier in meinem Schloss willkommen."
Ich neigte leicht den Kopf, als Zeichen der Dankbarkeit.
König Edward wandte sich an einen der Diener.
"Bringen Sie Lady Enja in ihr Gemach und besorgen sie ihr etwas zu essen."
Dann wandte er sich an mich.
"Es würde mich freuen wenn Ihr mir und meiner Familie morgen beim Frühstück die Ehre erweist. Wir haben derzeit Gäste, da mein Sohn nach einer geeigneten Frau sucht, ich hoffe, dass Euch das nicht stört?"
"Keineswegs my Lord es wäre mir eine Ehre."
Der König schmunzelte. Ich hatte ihn gerade zum ersten Mal mit Titel angesprochen.
"Es ist schön euch wieder zu sehen Lady Enja, beim letzten Mal wart Ihr noch ein Kind."
Ich neigte leicht den Kopf.
"Es ist auch mir eine Freude wieder hier zu sein My Lord."
Ich ging zur Tür und lies mir von dem Diener den Weg zu meinen Gemächern zeigen.
Auf dem Weg begegneten uns nur ein paar Bedienstete, alles in allem war es sehr ruhig.

In meinen Räumen angekommen, duschte ich erst einmal.
Das Bad war groß. Eine große antike Badewanne stand mitten im Raum, die linke Seite wurde komplett von der Dusche eingenommen und geradeaus gab es eine riesige Spiegelfront mit Waschbecken und allerlei Utensilien.
Nachdem ich fertig war und der ganze Schmutz der letzte Tage von mir ab war, ging ich durch die Türe auf der rechten Seite, in das Ankleidezimmer.
Ich entschied mich für ein rotes Kleid, dass den roten Schimmer meiner Augen zur Geltung brachte.
Dann ging ich durch die zweite Tür zurück in das Schlafgemach, wo mich zwei Zofen erwarteten.
Ehrfürchtig knicksten sie.
"My Lady mein Name ist Alice und das ist Emma. Wir werden für Ihre Zeit hier ihre Zofen sein." stellte sich die Schwarzhaarige mit den braunen Rehaugen vor. Die Andere war das komplette Gegenteil. Blond, blauäugig, porzellanweiße Haut.
Ich lächelte die Beiden freundlich an, dann sprach ich:
"Ich denke, da wir viel Zeit miteinander verbringen werden, können wir die ganzen Höflichkeitsfloskeln getrost jetzt schon weg lassen. Bitte nennt mich doch Enja."
"Wie Ihr wünscht." antwortete mir Emma und knickste leicht.
Ich lächelte, dass würde ich ihnen schon noch abgewöhnen, aber nich jetzt, denn jetzt würde ich erst einmal etwas essen.


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Hi, erstmal freut es mich, dass ihr auf mein Buch gestoßen seid. Das hier ist mein erstes Buch auf Wattpad, es wurde jedoch schon vor längerer Zeit geschrieben. Trotzdem braucht es teilweise noch eine Überarbeitung.
Über Kommentare und Anmerkungen würde ich mich freuen :)
~Kunterbunt-schwarz

Enja - Tochter des FeuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt