Kapitel 10

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10 Minuten vor Beginn trommelte ich die Mädchen zusammen und ordnete sie im Saal in Reih und Glied.
Die Meisten hibbelten  nervös herum.
Auch Belle. Also ging ich zu ihr und beruhigte sie.
"Belle ganz ruhig. Steh aufrecht und grade und bleib still stehen."
Nervös starrte sie mich an, doch ich lächelte nur.
Sie stellte sich gerade hin und versuchte ruhig zu bleiben.
"Besser" nickte ich aufmunternd.
Den Prozess wiederholte ich bei den Mädchen die es nötig hatten, bis sie alle gerade und ruhig da standen, als die Tür aufging und Ewen mit König Edward herein kam.
Kamerateams filmten es von allen Seiten.
Vor dem Thron blieben beide stehen.
Nun folgten auch Lian und Königin  Charis.
Auch ich begab mich an ihre Seite, hielt mich aber im Hintergrund.
Mein Bruder sah von hinter den Kameras zu.

"Willkommen, es freut mich, dass Sie alle hier sind." begrüßte Ewen die Mädchen.
"Heute ist ein wichtiger Schritt für mich, den ich komme meiner zukünftigen Frau ein wenig näher." Er sagte es so professionell, dass ich es ihm fast abgekauft hätte. Auch ein paar der Mädchen seufzten.
"Jede von Ihnen die heute weiter kommt, bekommt eine Kette von mir. Diese dürfen Sie behalten."
Ich rufe nun die Mädchen auf, die weiter hier bleiben werden. Bitte kommt  vor, wenn Ihr euren Namen hören.
Ich ging hinter den Thron und holte mehrere Kästchen mit den Namen der Mädchen darauf. Lian tat es mir gleich.
Immer abwechselnd gaben wir ihm eine Kette. Zuvor war alles von den Dienern in die richtige Reihenfolge sortiert worden.
Die Mädchen, die eine Kette bekamen, stellten sich glücklich auf der anderen Seite des Saals auf.
Die linke Seite schrumpfte immer mehr, bis fünf Mädchen übrig geblieben waren, die am Boden zerstört sich gegenseitig ansahen. Eine fing sogar an zu weinen.
Ewen bedeutete uns mit einem Blick die restlichen Mädchen hinaus zu schicken, während er zu den fünf Mädchen ging und leise mit ihnen redete.

Lian und ich brachten die Mädchen in den Teesalon. Während Lian bei den Mädchen blieb, ging ich zurück um den rausgeflogenen Mädchen Beistand zu leisten.
Bei meiner Ankunft waren die Türen noch immer verschlossen, weshalb ich geduldig davor wartete.
Kurze Zeit später ging die Tür auf und ein seufzender Ewen kam heraus.
Frustriert fuhr er sich durch die Haare.
"Wie tröstet man bitte ein  Mädchen, was einen unter Tränen anbettelt sie nicht gehen zu lassen und dann noch einem die unsterbliche Liebe gesteht?"
Ich lächelte leicht.
"In Arm nehmen über den Rücken streichen, ihr in die Augen schauen und sagen, dass man sich geehrt fühlt, aber man die Gefühle leider nicht erwidert, sie aber auf jeden Fall ihren Traumprinzen noch finden wird."
Ungläubig schaute er mich an. "Als ob das funktioniert ich habe gerade eine halbe Stunde versucht sie zu beruhigen, da wird so etwas Einfaches doch niemals funktionieren."
Ich zuckte nur mit den Schultern.
"Hast ja noch genug Möglichkeiten es raus zu finden."
Ewen wurde blass.
"Noch mehr?"
"Oh ja Ewen und glaub mir mit jeder Runde wird es schlimmer."
Mitleidig tätschelte ich seine Schulter und lief in den Saal um den Mädchen zu helfen.
Drinnen erwartete mich ein am Boden sitzendes heulendes Mädchen und zwei verzweifelt drein schauende daneben.
Schnurstracks lief ich zu dem Häuflein Elend.
"Nicht weinen." tröstend legte ich ihr eine Hand auf die Schulter.
Die Angesprochene sah mich mit verheulten Augen an und schluchzte.
Ich kniete mich vor sie und gab ihr ein Taschentuch.
"Trocknen Sie ihre Tränen, Sie sind doch eine Dame nich wahr? Wollt ihr, dass euer Traumprinz Euch  so sieht?"
"Mein Traumprinz hat mich hinaus geschmissen." schluchzte sie nur weiter.
"Ach Ewen ist doch nicht Euer Traumprinz, euer Prinz ja, aber euer wahrer wartet noch irgendwo da draußen vielleicht schaut er Ihnen durch den Fernseher zu?"
"Meinen Sie?" Das Mädchen hatte aufgehört zu weinen.
"Aber ja und Sie wollen doch nicht, dass er Sie in diesem Zustand sieht oder nicht?"
Sie schüttelte den Kopf.
"Na also, also trocknen Sie die Tränen, richten sich und seien Sie stark, denn genau das sind Sie, eine starke Frau.
Das Mädchen nickte, wischte sich über das Gesicht und stand auf.
"Sie haben Recht, danke." Sie zögerte kurz, umarmte mich dann schnell und guckte auf den Boden.
Ich lächelte leicht und überging die eigentlich unangebrachte Geste.
"Nichts zu danken, dafür bin ich doch da."
Auch bei den anderen Mädchen erkundigte ich mich um ihr Befinden. Diese nahmen ihren Rausschmiss jedoch gelassener auf.
Ich half den Mädchen noch dabei ihre Habseligkeiten zu richten und begleitete sie dann zu den wartenden Wagen, die sie zu ihren Fliegern bringen würden.

Die nächsten Wochen verliefen relativ ruhig.
Ich widmete mich wieder mehr meinen Aufgaben als Wächter und Ewen lernte die Mädchen besser kennen.
Jede Woche verlies uns ein weiteres Mädchen, bis es nur noch zehn waren.
Wir waren bei der Hälfte angelangt.
Ewen war so gut wie jede Woche Schlagzeile der Zeitungen.
Sie rissen sich förmlich um ihn und die Mädchen und die Gerüchteküche brodelte.
Welches Mädchen würde die neue Königin werden, welches Mädchen hatte das dunkelste Geheimnis. Die Mädchen wurden von den Reportern auseinander genommen und genauestens analysiert.
Der Druck auf sie wurde spürbar mehr.

Eines Tages reichte es wohl auch Ewen, den er stürmte wutentbrannt in das Arbeitszimmer seines Vaters, wo dieser und meine Wenigkeit gerade mehrere Bücher durchgingen.
"Mir reicht es, ich denke es is an der Zeit Urlaub zu machen."
Stirnrunzelnd sah sein Vater von den Büchern auf.
"Aha und was hast du vor Sohn?"
"Eine Schifffahrt, eine Woche, keine Presse, keine Reporter, keine News.
Das wir endlich mal wieder durchatmen können."
Erwartungsvoll sah Ewen seinen Vater an, der zu überlegen schien.
"Weißt du, eigentlich ist das keine schlechte Idee. So seid ihr alle auf engem Raum, könnt euch besser kennen lernen und du kannst sehen wie die Mädchen sich verhalten wenn sie 24 Stunden deine Anwesenheit spüren. Und außerdem haben ich und deine Mutter dann endlich wieder für eine kurze Zeit ein leeres Haus." Er lachte leicht und zwinkerte seinem Sohn zu.
"Also ist das ein Ja?" Hoffnungsvoll sah Ewen zu seine, Vater.
"Das ist es, aber ich habe eine Bedingung. Enja wird euch begleiten. Sie ist segelerfahren und hat als Wächter mehr Möglichkeiten dich zu schützen als irgendwer sonst."
Geschockt schaute ich König Edward an.
"Voraussichtlich, sie ist einverstanden?" wendete er sich nun an mich.
Mein Mund klappte wieder zu und ich nickte.
Ich war schon ewig nicht mehr auf See gewesen und wenn ich ehrlich bin vermisste ich es.
Ich war am Meer aufgewachsen und auch wenn mein Element das Feuer war, fühlte ich mich dem Wasser verbunden.

"Gut dann ist das ja geklärt." sagte König Edward und klatschte in die Hände.
"Sagt den Mädchen Bescheid, ich verständige die Crew damit sie die Jacht richten."
Damit war für ihn wohl das Gespräch beendet und er widmete sich wieder seinen Büchern.
Dass er seinem Sohn nicht einmal die Change gelassen hatte etwas zu erwidern, fiel ihm wohl nicht auf.
Wortlos verließ Ewen das Büro und auch ich machte mich wieder an die Arbeit.

Enja - Tochter des FeuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt