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Hyunjin

Langsam öffnete ich meine Augen wieder und grinse Seungmin an. Dieses Nickerchen war eines der friedlichsten, längsten und Traum-freiesten, welches ich in letzter Zeit erfahren konnte. Ob das an Seungmins Präsenz liegt? Vielleicht. Um ehrlich zu sein bezweifelte ich dies nicht einmal.

Seine Präsenz beruhigte mich schon immer, er gab mir ein Gefühl von Standhafigkeit. Etwas, was  in meinem derzeitigen mentalem Zustand nicht mehr oft vorkommt, wenn überhaupt. Es ist schwer zu erklären, aber zurzeit fühlte sich alles so unglaublich schwer an. Ich trage schon seit Tagen einen Kloß im Hals herum und sobald jemand nur minimal in einem lauteren oder genervten Ton mit mir redet, muss ich die Tränen, welche sich in meinen Augen aufbauen, zurückhalten. Ich bin so unglaublich müde und jedes mal wenn ich die anderen ansehe, denke ich daran wie sie reagieren würden, wenn sie herausfinden was passiert ist.

Noch mehr Angst habe ich aber vor dem Entertainment. Würden sie mich aus der Gruppe schmeißen? Würden sie mir einen extrem langen Vortrag halten? Ich weiß es nicht und wer weiß? Es ist wahrscheinlich besser so, sonst würde mir das auch noch den letzten Schlaf rauben.

"Jinnie?", Seungmins besorgte Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich bemerkte, dass ich ihm die ganze Zeit ins Gesicht gestarrt habe. Gut gemacht du Idiot, jetzt denkt er du bist ein Perversling oder sowas...

"Warum weinst du?"

Was? Was redet er da?

Erschrocken saß ich mich auf, knallte fast gegen Seungmin und griff mir aufs Gesicht. Tatsächlich rannen ein paar Tränen meine Wangen hinunter. Schnell wischte ich mir diese aus den Augen, aber meine Wangen brannten weil es mir peinlich war vor ihm zu weinen.

"Jinnie-hyung... ist alles okay?", fragte er mit vorsichtiger Stimme, als wäre ich ein verschrecktes Tier, welches sofort wegrennen würde wenn er etwas zu laut werden würde. Aber um ehrlich zu sein fühlte ich mich genauso.

Als würde ich einfach von allem wegrennen. Von meinen Gefühlen, meinen Mitgliedern, meiner Sexualität, meiner Vergangenheit, vor ihr. Rennen scheint das Einzige zu sein, was ich wenigstens halbwegs gut kann.

Zusammenzuckend drehte ich mich zu Seungmin als er eine Hand sanft auf meine Wange legte. Sein Daumen streichelte über meine Wange und ich fühlte wie noch mehr Tränen aus meinen Augen zu fließen begannen. Für einen Moment länger, streichelte Seungmin über meine Wange, dann nahm er mich in den Arm und drückte meinen Kopf in seine Schulter.

Wie lang wir in dieser Position verweilten weiß ich nicht. Aber als die Tränen Seungmins Shirt benässten konnte man auch leise Schluchzer aus meinem Mund vernehmen. Weit weg, verschwommen und etwas verzerrt, konnte ich seine verwirrte aber beruhigende Stimme vernehmen. Noch einmal laut aufschluchzend, vergrub ich meinen Kopf mehr in Seungmins Shirt.

Es fühlte sich gut an, endlich alles wieder rauszulassen und dabei mal nicht alleine zu sein. Aber tief in mir verspürte ich schon wieder große Scham und Panik, weil Seungmin mich nun in diesem schwachen und verletzlichen Zustand gesehen hatte. Im jetzigen Moment jedoch, war es mir einfach egal.

Sobald ich nicht mehr laut schluchzte und auch mein Schniefen langsam weniger wurde, hob ich meinen Kopf von Seungmins Schulter und rieb mir über meine geschwollenen Augen. Ohne etwas zu sagen, reichte mir Seungmin ein Taschentuch, woher er dieses gezaubert hat weiß ich jedoch nicht. Ich schnäuzte mich und schluckte.

Ein kleines Wimmern verlies meine Lippen als ich in Seungmins Augen blickte, welche mich mit so viel Trauer und Mitgefühl ansahen, dass ich fast wieder zu weinen begann. Dieses Mal schluckte ich den Kloß in meinem Hals jedoch hinunter und atmete zittrig aus.

"Es tut mir leid...", murmelte ich beschämt und schaute auf meine Hände. Seungmin schüttelte sofort seinen Kopf und lächelte mich sanft an.

"Du hast nichts getan, was dir leid tun müsste", erwiderte er und streichelte über meinen Rücken. Ich nickte nur kurz und wischte mir nochmals über die Augen. Als ich wieder zu Seungmin blickte, merkte ich, dass er eine Frage fragen wollte, sich aber nicht ganz traute diese zu stellen.

"Kann ich- Darf ich wissen was los ist?", fragte er vorsichtig, mir immer die Möglichkeit gebend 'Nein.' zu sagen. Kurz überlegte ich, dann schüttelte ich den Kopf.

"Es ist nichts. Wirklich, ich war nur leicht überfordert mit allem. Dem Fansign morgen und so...", am Ende meiner Erklärung versuchte ich nochmals überzeugend zu lächeln, um ihn davon zu überzeugen, dass ich okay war.

Zögernd, nickte er anschließend und seufzte. Ich nickte auch und es kam wieder zu einer angenehmen Stille zwischen uns, wo wir einfach nur die Anwesenheit des anderen genießen konnten. Es war irgendwie lustig, wie ich in einem Moment total aufgelöst bin und heule bis zum geht nicht mehr und im nächsten Moment lächle ich Seungmin wieder an und sage ihm dass alles okay ist.

"Hast du Hunger?", fragte ich dann in die Stille hinein. Perplex, schaute mich Seungmin an und musste anfangen zu kichern. Jap, kichern. Dieser kleine Engel hat gerade angefangen vor mir zu kichern. Langsam aber sicher denke ich, er macht dass absichtlich. Einfach um mich leiden zu sehen. Immerhin war er irgendwo auch noch ein kleiner Teufel.

"Ja. Sollen wir was kochen gehen?", erwiderte er dann fragend. Zustimmend summte ich und stand auf. Ich hob ihm meine Hand hin und lächelnd nahm er sie um sich hochzuziehen. Dann räusperte er sich und umarmte mich ziemlich plötzlich.

"Du weißt, dass du immer zu mir kommen kannst, wenn irgendwas los ist, oder?", fragte er, während er mich noch fester umarmte. Seufzend, erwiderte ich die Umarmung und nickte, leise flüsterte ich: "Ja, ja ich weiß Minnie und ich danke dir mit ganzem Herzen dafür.

Vielleicht, ganz, ganz vielleicht, ist mein Leben doch nicht ganz so schlimm wie ich anfänglich dieser Geschichte dachte.

~949 words

Author's Note:
Heyo guys,
Sorry dass mal wieder so lang kein Update kam, aber ich hatte einfach die Motivation bissl verloren. Hoffe dieses Kapitel is wenigstens halbwegs zufriedenstellend! Ich werde auch versuchen öfter zu updated aber no promises!
-Nalia

Just destroy my life. (german Seunjin ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt